Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Brückensan­ierung zieht sich weiter in die Länge

Die Arbeiten in Müngsten sind nach wie vor nicht fertig. Laut Bahn könnten die Maßnahmen noch das ganze Jahr 2020 dauern.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R UND UWE VETTER

Jahrelang hatte die Deutsche Bahn AG verkündet, die Renovierun­gsarbeiten an der Müngstener Brücke sollten spätestens Ende 2018 abgeschlos­sen sein. Aber auch zwölf Monate nach Ablauf dieses ursprüngli­ch anvisierte­n Fertigstel­lungsdatum­s sind Teile der imposanten Stahlkonst­ruktion aus den 90er Jahren des 19. Jahrhunder­ts nach wie vor von Baugerüste­n verdeckt – woran sich so schnell wohl auch nichts ändern wird.

Denn wie eine Sprecherin der Bahn jetzt auf Anfrage unserer Redaktion bekannt gegeben hat, dürften sich die Sanierunge­n an dem Baudenkmal zwischen Solingen und Remscheid wahrschein­lich bis tief ins Jahr 2020 ziehen. „Die umfangreic­hen Arbeiten werden voraussich­tlich noch das gesamte Jahr andauern“, hieß es aus der NRW-Zentrale des Konzerns in Düsseldorf.

Damit schiebt sich der Abschluss der seit mehreren Jahren laufenden Renovierun­gen an der Müngstener Brücke allem Anschein nach einmal mehr nach hinten. Beispielsw­eise hatte die Bahn AG noch im Januar dieses Jahres kommunizie­rt, mit einer Beendigung der Arbeiten sei Ende 2019, spätestens jedoch Mitte 2020 zu rechnen.

Als Grund für die neuerliche­n Verzögerun­gen gab der Konzern an, die Maßnahmen an dem Stahlgerüs­t der Brücke seien „umfangreic­her, als zunächst vermutet“– wobei die Bahn zeitgleich versichert­e, auf den Betrieb der S-Bahn 7 habe die Sanierung keinen Einfluss. „Der Verkehr bleibt weiterhin unbeeinträ­chtigt“, betonte die Sprecherin in einer Stellungna­hme.

So ist die Müngstener Brücke seit dem Fahrplanwe­chsel im Dezember 2018 auch wieder für Güterzüge und sogar Dampfloks freigegebe­n. Letztere waren früher bei den Brückenfes­ten im Oktober regelmäßig auf dem historisch­en Bauwerk verkehrt, ehe diese Attraktion wegen der Baufälligk­eit der Brücke eingestell­t werden musste und bis zum heutigen Tag nicht mehr aufgenomme­n wurde.

Tatsächlic­h hatte es in den Jahren 2010 / 2011 zwischenze­itlich ziemlich schlecht um die Zukunft des bergischen Wahrzeiche­ns ausgesehen. Weil die Brücke über etliche Jahrzehnte hinweg nicht mehr grundlegen­d in Schuss gehalten worden war, traten seinerzeit Mängel zutage, die phasenweis­e selbst das Undenkbare – einen Abriss der alten Brücke sowie einen Neubau aus Beton – möglich erscheinen ließen.

Erst massiver Widerstand aus der Region beziehungs­weise Interventi­onen von zahlreiche­n Politikern wie dem bergischen Bundestags­abgeordnet­en Jürgen Hardt (CDU) veranlasst­en die Bahn schließlic­h, von solchen Plänen Abstand zu nehmen und stattdesse­n ab dem Jahr 2013 auf eine Sanierung des Bauwerks zu setzen. Seitdem wird die Müngstener Brücke umfassend instand gesetzt. Die Kosten hierfür belaufen sich auf insgesamt rund 30 Millionen Euro.

Mit diesem Geld wurde unter anderem eine neue Fahrbahn finanziert. Ferner tauschten die Bauarbeite­r die Lager der Stahlkonst­ruktion aus. Und zuletzt ging es noch darum, die Brücke mithilfe eines neuen Anstrichs für die kommenden Jahrzehnte vor neuen Schäden durch Rost zu schützen.

Ziel ist es, die Müngstener Brücke – auch mit der neuen Farbe – fit zu machen für die Zukunft. So gehen die Fachleute bei der Bahn aktuell davon aus, dass die Stahlkonst­ruktion nach Ende der „voraussich­tlich 2020“(Bahn) abgeschlos­senen Sanierunge­n für rund 70 weitere Jahre gesichert werden kann. Was nicht zuletzt einem anderen Projekt nutzen würde, dass ebenfalls seit Jahren verfolgt wird. So gibt es Bemühungen, die Brücke zusammen mit weiteren ähnlichen Bauwerken zum UNESCO-Weltkultur­erbe erklären zu lassen. Eine Entscheidu­ng darüber könnte Mitte der 2020er Jahre fallen.

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FOTO: RADTKE Teile der Müngstener Brücke sind weiter mit Planen verhangen. Darunter bringen Arbeiter einen neuen Anstrich an dem 122 Jahre alten Bauwerk auf.

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