Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Rund 180.000 Anträge auf Baukindergeld
Seit September 2018 sind mehr als 3,5 Milliarden Euro von der Förderbank KfW bewilligt worden.
BERLIN Das Baukindergeld erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Seit dem Start im September 2018 sind nach Angaben der bundeseigenen Förderbank KfW bis Ende dieses Jahres rund 180.000 Anträge eingegangen. Das entspricht Zuschüssen in Höhe von mehr als 3,5 Milliarden Euro. Eigentümerverbände begrüßen die Fördermaßnahme, Kritiker monieren Mitnahmeeffekte.
Bis zum 30. November zählte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 171.510 Anträge, monatlich kommen etwa 10.000 neue hinzu. Bis Jahresende lag die Zahl bei rund 180.000. Nach Angaben der Bank erreicht das Baukindergeld junge Familien
mit niedrigen bis mittleren Einkommen. 86 Prozent der Anträge wurden demnach von Familien mit ein bis zwei Kindern gestellt, ein Drittel lebte zu dem Zeitpunkt mit Kindern unter zwei Jahren im Haushalt, insgesamt zwei Drittel hatten Kinder unter sechs Jahren.
Die politischen Bewertungen des Baukindergeldes klaffen stark auseinander. Der Grünen-Innenpolitiker Tobias Lindner kritisierte Ende November im Bundestag, dass die Bundesregierung deutlich mehr für das Baukindergeld ausgebe als für den sozialen Wohnungsbau. Dies sei „die absolut falsche Prioritätensetzung“, weil einkommensschwache Familien davon nicht profitierten, so Lindner.
Nach Angaben des Wohneigentumverbands VWE hingegen würden rund 62 Prozent der Empfänger ein zu versteuerndes jährliches Haushaltseinkommen bis 40.000 Euro haben, 38 Prozent lägen darüber. Damit sei belegt, dass sich die vielfach behaupteten Mitnahmeeffekte im Rahmen hielten. „Denn Haushalte bis 40.000 Euro Jahreseinkommen oder knapp darüber würden ohne Zuschuss nicht bauen oder kaufen können“, heißt es in einer Mitteilung. Verbandspräsident Manfred Jost fordert jedoch zusätzliche Mittel. „Sichtbar wird, dass das Baukindergeld das Eigenkapital der jungen Familien zwar stärkt, der Zuschuss aber praktisch für die hohe Grunderwerbsteuer und sonstige
Nebenkosten aufgebraucht wird.“Die Bundesregierung müsse endlich ein Konzeptfür ein Bürgschaftsprogramm zur weiteren Stärkung von Eigenkapital vorlegen.
Insgesamt stehen für das Förderprogramm, das bis Ende 2020 läuft, 9,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Familien erhalten mit dem Baukindergeld pro Jahr 1200 Euro je Kind. Zehn Jahre lang läuft die Förderung, sodass Familien mit einem Kind insgesamt 12.000 Euro erhalten – bei zwei Kindern sind es 24.000 Euro und so weiter. Voraussetzung ist, dass die Familie zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 31. Dezember 2020 einen Kaufvertrag unterzeichnet oder eine Baugenehmigung erhalten haben muss.