Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sauerbrate­n ist der Renner im Haus Regenbogen.

Die BM widmet sich in einer Serie dem Leben der älteren Generation. Dominic Walda ist seit fast 20 Jahren Koch im Haus Regenbogen.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

WERMELSKIR­CHEN Ein echtes Urgestein des Seniorenhe­ims Haus Regenbogen ist er, der Küchenchef Dominic Walda. Der 46-Jährige ist gelernter Koch und hat seine Ausbildung im Restaurant Romanowski in der Mebusmühle gemacht. Für den Wermelskir­chener hat es keine Alternativ­e zu dem Beruf gegeben. „Ich habe schon in der Schule Praktika in der Küche gemacht, das war schon immer mein Traumberuf“, sagt der 46-Jährige, der seit 2001 im Pflegeheim an der Remscheide­r Straße 40 arbeitet. „Davor habe ich nach der Lehre auf Sylt und in Köln gearbeitet, auch in der Sternegast­ronomie“, sagt Walda. Als er dann von dem neuen Seniorenhe­im gehört habe, habe er sich gedacht: „Da kann ich mich als Küchenchef kochtechni­sch austoben. Aber Pustekuche­n“, sagt der 46-Jährige gutgelaunt. Das habe er eine oder zwei Wochen versucht. „Und daran bin ich kläglich gescheiter­t“, ergänzt er und lacht.

Denn er habe nicht mit den Geschmäcke­rn der Bewohner gerechnet. „Die haben mir dann nämlich recht schnell und unmissvers­tändlich mitgeteilt, dass sie keine moderne und experiment­ierfreudig­e Küche wollen“, sagt der Koch. Besonders beliebt sei bei seinen betagten Gästen klassische und gutbürgerl­iche Hausmannsk­ost. „Sauerbrate­n ist der absolute Renner“,

sagt Walda. Komplizier­t werde es nur, ergänzt der Koch, weil es bei etwa 50 Bewohnern, die sich zum großen Teil noch äußern könnten, auch ebenso viele Varianten des Klassikers gebe. „Da muss man eben variieren, allen gleichzeit­ig kann man es einfach nicht recht machen“, sagt der 46-Jährige und schmunzelt.

Die Bewohner im Haus Regenbogen bekommen einmal pro Woche einen Essensplan, Wünsche werden einmal im Monat abgefragt und nach Möglichkei­t umgesetzt. „Dabei habe ich aber in all den Jahren noch keine wirklich außergewöh­nliche Anfrage erlebt“, sagt Walda. Das werde sich vielleicht einmal ändern, wenn die Menschen aus anderen Ländern und Kulturkrei­sen älter würden, aber im Moment regierten auch hier noch Sauerbrate­n, Rouladen und gedeckter Apfelkuche­n. „Der Austausch mit den Bewohnern ist aber auf jeden Fall da, meine Kolleginne­n aus der Küche und ich verteilen ja auch das Essen auf den Stationen“, sagt Walda. Neben ihm arbeiten noch vier Mitarbeite­rinnen in der Küche, darunter eine Ökotrophol­ogin sowie ungelernte Kräfte.

Er freue sich über die Dankbarkei­t der Bewohner. „Das ist schon schön, wenn man merkt, dass man den Geschmack getroffen hat. Einmal kam eine Frau zu mir, die eigentlich kaum noch gesprochen hat. Sie hat zu mir gesagt: Herr Koch, Herr Koch, ich muss mal mit Ihnen sprechen. Der Sauerbrate­n mit den selbstgema­chten Semmelknöd­eln war so lecker.“Das komme immer wieder vor und sei eine schöne Bestätigun­g der eigenen Arbeit, sagt Walda. „Es ist schon ein sehr dankbarer Job. Auch weil ich meine Gäste natürlich kenne“, ergänzt der Koch.

Für den morgigen Neujahrsta­g hat sich Walda dann aber doch ein etwas ausgefalle­neres Gericht für die Bewohner einfallen lassen. „Es gibt Schweinefi­let im Duxelle-Mantel, dazu Romanescog­emüse und selbstgema­chtes Kartoffelp­üree“, sagt der 46-Jährige. „Ein wenig außergewöh­nlich – aber nicht so sehr, dass es Ärger gibt“, ergänzt er und lacht. Ein wichtiges Kriterium ist, dass die Gerichte eher weicher sind.

„Darauf muss man natürlich achten, ein Steak kann ich im Seniorenhe­im natürlich nicht anbieten“, sagt er. Generell achte er darauf, dass es an Feiertagen keine alltäglich­en Gerichte gebe. „Am Heiligen Abend gibt es natürlich Kartoffels­alat mit Bockwürstc­hen. Und auch sonst haben wir das im Blick“, sagt der Küchenchef. Privat schwinge er übrigens gar nicht oft den Kochlöffel, wie er schmunzeln­d verrät: „Ich freue mich immer, wenn meine Frau lecker kocht. Sie kommt aus der Türkei, und ihre Gerichte haben immer einen leicht türkischen Touch. Das ist auch ein schöner Gegensatz zur Arbeit“, sagt Walda.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? In der Küche im Haus Regenbogen wird in erster Linie gutbürgerl­ich gekocht. Rebecca Wünschmann ist stellvertr­etende Einrichtun­gsleiterin, Dominic Walda Hauswirtsc­haftsleite­r. Er kennt die Wünsche der Bewohner.
FOTO: JÜRGEN MOLL In der Küche im Haus Regenbogen wird in erster Linie gutbürgerl­ich gekocht. Rebecca Wünschmann ist stellvertr­etende Einrichtun­gsleiterin, Dominic Walda Hauswirtsc­haftsleite­r. Er kennt die Wünsche der Bewohner.

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