Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Ich mag es, wenn man mir aus den Händen trinkt“

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Jürgen Becker kommt regelmäßig in die Kattwinkel­sche Fabrik. Im Interview erzählt er, wie er als Rheinlände­r das Bergische Land erlebt und warum beherztes Handeln Zukunft hat.

Herr Becker, welches Wort fällt Ihnen ein, wenn Sie an Wermelskir­chen denken?

Becker Da fällt mir ganz spontan die „Wermelskir­chener Chaussee“ein, die B 51 von Saargemünd nach Bremen.

Und wie würden Sie den typischen Wermelskir­chener beschreibe­n? Becker Da ich viele Sonntage im Jahr über die B 51 zum Oldtimertr­effen nach Hilgen fahre, bin ich dort dann immer von lauter Wermelskir­chenern umgeben. Die haben alle einen an der Klatsche, genau wie ich.

Kennen Sie außer der Kattwinkel­schen Fabrik auch noch ein paar Ecken der Stadt?

Becker In Oberwinkel­hausen war ich schon öfters, denn da wohnt ein Motorradfr­eund von mir.

Wie kommen Sie als Rheinlände­r mit der bergischen Mentalität klar? Becker Mein Vater stammt aus dem Bergischen, insofern wimmelt es dort von Verwandten. Mit der Mentalität komme ich klar, indem ich mit Ihnen das Lied von Ludwig Sebus anstimme: „Och Verwandte, dat sin Minsche, dat müsst ihr doch verstonn. Mer freut sich, wenn se kumme, un es jlöcklich, wenn se jon.“

Können Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt in Wermelskir­chen erinnern?

Becker Ja, ich war überwältig­t von der grandiosen Atmosphäre in der Kattwinkel­schen Fabrik und von dem warmherzig­en Empfang von Organisato­r Achim Stollberg. Den treffe ich auch öfters einmal sonntags in Hilgen, er fährt eine alte italienisc­he Morini, er ist sehr leidensfäh­ig.

Mussten Sie damals um Ihr Publikum kämpfen – vielleicht wegen der Mentalität­sunterschi­ede? Becker Nein.

Mögen Sie die Herausford­erung, wenn man Ihnen nicht direkt aus den Händen frisst?

Becker Ich mag es, wenn man mir aus den Händen trinkt. Daher gebe ich hinterher immer Freibier für alle aus.

Wird Ihr neues Programm wieder mehr in eine politische, gesellscha­ftskritisc­he Richtung gehen? Becker Ja. Es heißt: „Die Ursache liegt in der Zukunft“, denn die Sorge um die Zukunft bestimmt unser ganzes Handeln. Haben unsere Kinder in 50 Jahren noch ihr Auskommen? Und können die uns dann damit noch finanziere­n? Der Mensch schaut gerne in eine hoffnungsv­olle Zukunft, und das kann er auch, wenn er jetzt beherzt handelt.

Haben Sie ein Silvester-Ritual? Becker Mit den liebsten Menschen zusammen feiern. Denn die Zukunft liegt in der Menschlich­keit – oder im Argen.

DAS INTERVIEW FÜHRTE WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

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FOTO: SCHÖNHAUSE­R PROMOTION Kabarettis­t Jürgen Becker gastiert wieder in Wermelskir­chen.

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