Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Warum sich die OVAG nicht an der Ausschreibung beteiligt hatte.
Hat sich die OVAG nicht für den Rader Schulbusverkehr beworben, weil sie beleidigt war? Die BM fragte in Gummersbach nach.
RADEVORMWALD Für die Oberbergische Verkehrsgesellschaft, kurz OVAG, ist Radevormwald kein leichtes Pflaster. Das hat sich jüngst wieder gezeigt, als eine Mehrheit im Rat eine Fortführung des Schulbusverkehrs durch den Verkehrsbetrieb ablehnte. Stattdessen wurde eine Ausschreibung gestartet, an deren Ende zwei Wuppertaler Busunternehmen den Zuschlag für die Schülerbeförderung erhielten. Zwar machen die beiden Firmen ihre Arbeit professionell, doch die massive Ersparnis für die Stadtkasse, die eigentlich das wichtigste Ziel war, bleibt aus.
Nun richtet sich der Unwillen der Politik erneut gegen die OVAG – denn die, so hatte unter anderem der Fraktionsvorsitzende der Alternativen Liste (AL), Rolf Ebbinghaus, erklärt, hätte sich doch eigentlich an der Ausschreibung beteiligen sollen. Das tat sie aber nicht. War man in der OVAG-Zentrale in Gummersbach etwa beleidigt über das Votum in Radevormwalder Rat?
„Nein, beleidigt waren wir nicht“, stellt Christoph Stock, der Prokurist des Verkehrsunternehmens, klar. „Wir hatten der Politik ein Konzept vorgelegt, das wurde jedoch im Schulausschuss abgelehnt“, fasst er die Vorgänge zusammen. Stock ist weiterhin der Meinung, dass man in Gesprächen mit der Stadt zu einer günstigen Lösung hätten kommen können. „Zum Beispiel, indem man die Schüler auf die Buslinien verteilt hätte.“Tatsächlich werden etwa 170 Schüler seit Beginn des neuen Schuljahres durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zur Schule und wieder zurückgebracht.
Freilich hatte der Schulbusverkehr durch die OVAG in den vergangenen Jahren viel Geld gekostet – so viel, dass die Gemeindeprüfungsanstalt die Stadt ermahnte, man müsse hier neue, preisgünstigere Lösungen finden. Und so ging die Politik daran, über eine Änderung zu beraten – mit den bekannten Folgen.
Nur die CDU-Fraktion hatte eine Zusammenarbeit mit der OVAG favorisiert und wollte dem Vorschlag der Verwaltung folgen, sich als Stadt mit Gesellschaftskapital an dem Unternehmen zu beteiligen. Dann hätte der Schulbusverkehr als Inhouse-Geschäft laufen können, mit entsprechenden Vorteilen, so die Auffassung im Rathaus.
„Das heißt, die Stadt würde sich mit einer Summe beteiligen, die sie selber festlegen kann“, erläutert Christoph Stock das Konzept. „Die Mindestsumme liegt bei 25.000 Euro.“Damit Radevormwald nun mit einsteigen könnte, hätte eine andere Kommune beispielsweise etwas von ihren Anteilen abgeben können.
Der Prokurist der OVAG weiß, dass in Radevormwald gerne über das Angebot im Nahverkehr geklagt wird. „Die Stadt liegt an der nördlichen Kreisgrenze, dort stoßen zwei Verbünde aneinander. An den Verknüpfungspunkten kann es daher vorkommen, dass die Anschlüsse nicht immer sicher sind.“
Dass die Bürger von Radevormwald von der OVAG nicht so gut bedient werden wie andere Kommunen,
hält er allerdings für ein Gerücht. Dass in Rade beispielsweise kein Sammeltaxi angeboten werde, wie manche monieren, sei eher ein Beleg für die gute Versorgung, meint Christoph Stock. „Solche Taxis bieten wir in der Regel an, wenn der normale Linienverkehr spät nicht mehr fährt.“In Radevormwald führen die Linien jedoch bis in die Abendstunden, somit sei das Sammeltaxi überflüssig.
Eine generelle Anti-OVAG-Stimmung in der Bergstadt sehe er eigentlich nicht, sagt Stock diplomatisch. „Seitens der Stadtverwaltung
gibt es eigentlich ein guten Zusammenarbeit“, meint er. Höchstens gebe es hier und da Politiker, die mit dem Busunternehmen offenbar Probleme hätten.
Damit könnte Dietmar Stark, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Radevormwalder Rat, gemeint sein. Stark hatte jüngst erklärt, mit den neuen Unternehmen, die den Schulbusverkehr übernommen hatten, habe man nun deutlich sauberere Busse. Das weist Christoph Stock entschieden zurück – und wirkt zumindest bei diesem Punkt doch ein wenig beleidigt.