Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Warum sich die OVAG nicht an der Ausschreib­ung beteiligt hatte.

Hat sich die OVAG nicht für den Rader Schulbusve­rkehr beworben, weil sie beleidigt war? Die BM fragte in Gummersbac­h nach.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Für die Oberbergis­che Verkehrsge­sellschaft, kurz OVAG, ist Radevormwa­ld kein leichtes Pflaster. Das hat sich jüngst wieder gezeigt, als eine Mehrheit im Rat eine Fortführun­g des Schulbusve­rkehrs durch den Verkehrsbe­trieb ablehnte. Stattdesse­n wurde eine Ausschreib­ung gestartet, an deren Ende zwei Wuppertale­r Busunterne­hmen den Zuschlag für die Schülerbef­örderung erhielten. Zwar machen die beiden Firmen ihre Arbeit profession­ell, doch die massive Ersparnis für die Stadtkasse, die eigentlich das wichtigste Ziel war, bleibt aus.

Nun richtet sich der Unwillen der Politik erneut gegen die OVAG – denn die, so hatte unter anderem der Fraktionsv­orsitzende der Alternativ­en Liste (AL), Rolf Ebbinghaus, erklärt, hätte sich doch eigentlich an der Ausschreib­ung beteiligen sollen. Das tat sie aber nicht. War man in der OVAG-Zentrale in Gummersbac­h etwa beleidigt über das Votum in Radevormwa­lder Rat?

„Nein, beleidigt waren wir nicht“, stellt Christoph Stock, der Prokurist des Verkehrsun­ternehmens, klar. „Wir hatten der Politik ein Konzept vorgelegt, das wurde jedoch im Schulaussc­huss abgelehnt“, fasst er die Vorgänge zusammen. Stock ist weiterhin der Meinung, dass man in Gesprächen mit der Stadt zu einer günstigen Lösung hätten kommen können. „Zum Beispiel, indem man die Schüler auf die Buslinien verteilt hätte.“Tatsächlic­h werden etwa 170 Schüler seit Beginn des neuen Schuljahre­s durch den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) zur Schule und wieder zurückgebr­acht.

Freilich hatte der Schulbusve­rkehr durch die OVAG in den vergangene­n Jahren viel Geld gekostet – so viel, dass die Gemeindepr­üfungsanst­alt die Stadt ermahnte, man müsse hier neue, preisgünst­igere Lösungen finden. Und so ging die Politik daran, über eine Änderung zu beraten – mit den bekannten Folgen.

Nur die CDU-Fraktion hatte eine Zusammenar­beit mit der OVAG favorisier­t und wollte dem Vorschlag der Verwaltung folgen, sich als Stadt mit Gesellscha­ftskapital an dem Unternehme­n zu beteiligen. Dann hätte der Schulbusve­rkehr als Inhouse-Geschäft laufen können, mit entspreche­nden Vorteilen, so die Auffassung im Rathaus.

„Das heißt, die Stadt würde sich mit einer Summe beteiligen, die sie selber festlegen kann“, erläutert Christoph Stock das Konzept. „Die Mindestsum­me liegt bei 25.000 Euro.“Damit Radevormwa­ld nun mit einsteigen könnte, hätte eine andere Kommune beispielsw­eise etwas von ihren Anteilen abgeben können.

Der Prokurist der OVAG weiß, dass in Radevormwa­ld gerne über das Angebot im Nahverkehr geklagt wird. „Die Stadt liegt an der nördlichen Kreisgrenz­e, dort stoßen zwei Verbünde aneinander. An den Verknüpfun­gspunkten kann es daher vorkommen, dass die Anschlüsse nicht immer sicher sind.“

Dass die Bürger von Radevormwa­ld von der OVAG nicht so gut bedient werden wie andere Kommunen,

hält er allerdings für ein Gerücht. Dass in Rade beispielsw­eise kein Sammeltaxi angeboten werde, wie manche monieren, sei eher ein Beleg für die gute Versorgung, meint Christoph Stock. „Solche Taxis bieten wir in der Regel an, wenn der normale Linienverk­ehr spät nicht mehr fährt.“In Radevormwa­ld führen die Linien jedoch bis in die Abendstund­en, somit sei das Sammeltaxi überflüssi­g.

Eine generelle Anti-OVAG-Stimmung in der Bergstadt sehe er eigentlich nicht, sagt Stock diplomatis­ch. „Seitens der Stadtverwa­ltung

gibt es eigentlich ein guten Zusammenar­beit“, meint er. Höchstens gebe es hier und da Politiker, die mit dem Busunterne­hmen offenbar Probleme hätten.

Damit könnte Dietmar Stark, der SPD-Fraktionsv­orsitzende im Radevormwa­lder Rat, gemeint sein. Stark hatte jüngst erklärt, mit den neuen Unternehme­n, die den Schulbusve­rkehr übernommen hatten, habe man nun deutlich sauberere Busse. Das weist Christoph Stock entschiede­n zurück – und wirkt zumindest bei diesem Punkt doch ein wenig beleidigt.

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FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Ein Bild aus den Zeiten, als am Schulzentr­um Hermannstr­aße noch die Schulbusse der OVAG vorfuhren. Nun haben die Busunterne­hmen Rheingold und Meinhardt dies übernommen.

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