Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Experten: Dax steigt 2020 auf 14.000 Punkte
Niedrige Zinsen, viel Liquidität, Entspannung im Handelskrieg und beim Brexit – die Vorzeichen an der Börse sind gut.
DÜSSELDORF
Nein, so richtig prickelnd waren die Börsenaussichten für 2019 vor zwölf Monaten nicht. Die amerikanische Notenbank hatte im Jahresverlauf 2018 viermal die Zinsen erhöht (was Gift für den Aktienmarkt ist) und weitere Zinsschritte angekündigt, die Zollstreit-Politik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump verunsicherte die Welt ebenso wie die dauerhaften Spekulationen um einen ungeordneten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Trotzdem hat der Deutsche Aktien-Index (Dax) von Anfang Januar bis Ende Dezember ungefähr 25 Prozent zugelegt. Und wenn man einem Teil der Banken-Prognosen glaubt, dann ist das Ende des Höhenflugs noch nicht erreicht. Viele sagen für das Jahresende 2020 einen Dax-Stand von 14.000 Punkten oder mehr voraus, unter anderem die Deutsche Bank, die HVB Unicredit, BNP Paribas, die IKB und die Allianz. Das wäre nicht nur ein Rekordwert (der aktuell bei 13.597 Punkten liegt), sondern auch ein Plus von fast fünf Prozent gegenüber Donnerstag. Eine Rendite, von der sicherheitsorientierte Anleger angesichts anhaltender Niedrigzinsen und drohender Strafzinsen nicht nur 2020, sondern auch in den Folgejahren vermutlich nur träumen können.
Was bei den einzelnen Anlageformen zu erwarten ist:
Aktien
Was spricht für einen weiteren Anstieg der Kurse? Die Tatsache, dass immer noch unglaublich viel Geld vorhanden ist. Das heißt: Die Nachfrage nach lukrativen Investments ist groß. Die US-Notenbank hat auf Druck des amerikanischen Präsidenten Donald Trump die Zinsen gesenkt, die Europäische Zentralbank
(EZB) die zwischenzeitlich ausgesetzten Anleihenkäufe wieder aufgenommen. Die Gefahr eines ungeordneten Brexit scheint gebannt, die Chance auf eine Befriedung internationaler Handelsstreitigkeiten gestiegen. Eine weltweite Rezession ist noch nicht in Sicht. Das treibt die Kurse. Aber: Etliche Unternehmen müssen Vorschusslorbeeren erst noch mit steigenden Gewinnen rechtfertigen. Gelingt das nicht, droht bei einer durch die Liquidität getriebenen Hausse ein Rückschlag. Die Gefahr sieht offenbar auch die DZ Bank, die den Dax am Jahresende nur noch bei 13.000 Punkten sieht.
Einzelwerte
Europäische Standardaktien gelten bei vielen Analysten als relativ sicher. Anders als beispielsweise US-Aktien: Bei denen könnte viel davon abhängen, wer die Präsidentschaftswahlen gewinnt. Die
Rechnung mancher Börsianer: Gewinnt ein Kandidat, der als relativ links gilt, könnte das den Aktien schaden, vor allem jenen aus der Gesundheitsund der Finanzbranche. In Deutschland gelten Pharma-Aktien, Telekom-Titel und die Papiere der großen Versorger als passendes Investment für eher defensiv orientierte Anleger. Mutige könnten einen Teil ihres Geldes in Bank-Aktien stecken, die in den vergangenen Jahren teils drastisch abstürzten und Potenzial haben könnten. Bei der DZ Bank gelten Versicherer als attraktiv, weil sie preiswert und dividendenstark seien.
Immobilien
Das mit der möglichen Blase gilt auf dem Immobilienmarkt genauso. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte vor dem Jahreswechsel Daten, denen zufolge die Preise in den sieben größten Metropolen – Berlin, München, Hamburg,
Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart und Dresden –binnen zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen seien. Ein Preisrückgang ist nicht in Sicht, weil die Menschen immer stärker in die Ballungsräume drängen. Gleichzeitig fehlen an vielen Stellen die Flächen, auf denen man neuen Wohnraum bauen könnte. Und zusätzlich dürften sich potenzielle Investoren, die Wohnraum finanzieren könnten, abgeschreckt fühlen durch drohende Regulierungen wie beispielsweise den Mietendeckel in Berlin. Was schlecht für jene ist, die bezahlbaren Wohnraum suchen, ist gut für Investoren, die mit der Aussicht auf weitere Wertsteigerungen kaufen. Wie immer gilt bei Immobilienkäufen: Die drei Kriterien, die zählen, heißen Lage, Lage, Lage.
Gold
Auch bei den Edelmetallen könnte der Boom 2020 weitergehen. Es hat im Spätherbst eine Korrektur
nach unten gegeben, aber die ist aus Sicht mancher Analysten nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zu weiteren Höhenflügen. Manche trauen dem Gold durchaus einen Kurssprung bis auf 1750 Dollar zu. Aber: Gold sollte immer nur eine Beimischung in einem Depot sein, maximal 15 Prozent des gesamten Anlageportfolios. Was die Nachfrage dämpfen könnte: Anonym darf man seit Jahresbeginn Gold nur noch für maximal 2000 (bisher 10.000) Euro kaufen. Damit wäre bei vielen Käufen eine Ausweisprüfung verpflichtend.
Festverzinsliches
Trübe Aussichten. Mehr Zinsen, lehrt die alte Anleger-Weisheit, gibt es nur, wenn Investoren bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen. Da droht beispielsweise bei Anleihen aus Risikoländern dann aber im schlimmsten Fall der Totalverlust.