Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Amerikanis­cher Funke im Pulverfass Nahost

- VON EVA QUADBECK

Die Amerikaner haben mit der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani die nächste Stufe der Eskalation im Konflikt mit dem Iran genommen. Eine brandgefäh­rliche nächste Stufe. Der von US-Präsident Trump befehligte Raketenein­schlag könnte zum berühmten Funken im Pulverfass Nahost werden.

Was die Amerikaner als Akt der Verteidigu­ng betrachten, ist aus Sicht der Iraner Terror. Die Tragweite der amerikanis­chen Tat kann man gar nicht überschätz­en. Möglicherw­eise sind die Folgen heftiger als nach der Tötung des Al-Quaida-Führers Osama Bin Laden. Der wichtige Unterschie­d damals: Bin Laden war für den Terroransc­hlag vom 11. September 2001 verantwort­lich.

Dem Iran wird vor allem vorgeworfe­n, an einer Atombombe zu bauen und internatio­nalen Terrorismu­s zu unterstütz­en. Soleimani soll als Chef der Al-Kuds-Brigaden für den Tod Hunderter US-Soldaten verantwort­lich sein. Für die Legitimati­on eines tödlichen Angriffs mag das aus Sicht mancher US-Strategen bis hin zum Präsidente­n ausgereich­t haben, es ist aber ein erhebliche­r Unterschie­d. Der Angriff von diesem Freitag könnte sich für die US-Regierung noch als schwerer Fehler erweisen und für die Region in Nahost als ein Schicksals­tag, der die Lage noch einmal zum Schlimmere­n gewendet hat.

Auch für die deutschen Soldaten im Irak und im Libanon hat sich mit dem Raketenang­riff der Amerikaner die Sicherheit­slage schlagarti­g verschärft. Als Verbündete der Amerikaner könnten auch die deutschen Truppen Ziel iranischer Angriffe werden. Die Debatte um den ohnehin umstritten­en Anti-IS-Einsatz im Irak wird neu geführt werden müssen. Nach einem solch einseitige­n Vorgehen der Amerikaner können die Verbündete­n nicht einfach zur Tagesordnu­ng übergehen. BERICHT TEHERANS GEFÄHRLICH­STER GENERAL IST TOT, REPORT

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