Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die Botschaft der Sterndeuter
Wer ist noch mutig genug, für seinen Glauben alles stehen und liegen zu lassen?
Schwer vorstellbar, dass es so etwas heute noch geben könnte. Dass Menschen alles stehen und liegen lassen und sich auf den Weg machen. Menschen, die zweifelsfrei davon überzeugt sind, das Richtige zu tun und an etwas zu glauben, was es vorher noch nicht gegeben hat. Genau das ist die Geschichte der drei Heiligen Könige, die am 6. Januar ihren eigenen Feiertag haben. Natürlich wird das im Dom zu Köln immer besonders gefeiert, und in diesem Jahr noch etwas mehr: Für eine Woche wird die Trapezplatte am Dreikönigsschrein geöffnet, so dass – hinter einem Gitter geschützt – die Schädel der drei Könige für alle sichtbar werden. Wobei jene drei, die den neugeborenen Messias gesehen haben, eigentlich nicht mehr Könige genannt werden. So richtig passt ein solcher Herrschaftsnimbus auch nicht. Denn Gottes Sohn bedarf keiner Huldigung durch weltlich Mächtige. Außerdem scheint die königliche Herkunft eine zu bequeme Lösung ihrer Reise-Geschichte zu sein: als kämen sie aus ihrem Königreich mal eben zur Krippe, überreichten Gold, Weihrauch und Myrrhe und kehrten geschäftig wieder heim ins jeweilige Königreich. Das passt nicht zum Wagemut des Glaubens. Später nannte man die drei Männer gelegentlich Magier und sogar „Weise aus dem Morgenland“. Doch braucht man tatsächlich Klugheit, um zu begreifen, was mit der Geburt Jesu in die Welt kommt? Immer häufiger ist jetzt von Sterndeutern die Rede, also von Menschen, die die Zeichen der Zeit verstehen und danach kompromisslos handeln. Um den Stern zu erkennen und seine Botschaft zu begreifen, braucht es ein Sensorium. Die drei Männer sind offen für das Unbegreifliche. Sie deuten die Botschaft, die ihnen gegeben wird, und handeln danach. Sie verkörpern damit das Wesentliche, was Glauben ausmacht, und werden so selbst Teil der Botschaft.