Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Botschaft der Sterndeute­r

Wer ist noch mutig genug, für seinen Glauben alles stehen und liegen zu lassen?

- LOTHAR SCHRÖDER Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Schwer vorstellba­r, dass es so etwas heute noch geben könnte. Dass Menschen alles stehen und liegen lassen und sich auf den Weg machen. Menschen, die zweifelsfr­ei davon überzeugt sind, das Richtige zu tun und an etwas zu glauben, was es vorher noch nicht gegeben hat. Genau das ist die Geschichte der drei Heiligen Könige, die am 6. Januar ihren eigenen Feiertag haben. Natürlich wird das im Dom zu Köln immer besonders gefeiert, und in diesem Jahr noch etwas mehr: Für eine Woche wird die Trapezplat­te am Dreikönigs­schrein geöffnet, so dass – hinter einem Gitter geschützt – die Schädel der drei Könige für alle sichtbar werden. Wobei jene drei, die den neugeboren­en Messias gesehen haben, eigentlich nicht mehr Könige genannt werden. So richtig passt ein solcher Herrschaft­snimbus auch nicht. Denn Gottes Sohn bedarf keiner Huldigung durch weltlich Mächtige. Außerdem scheint die königliche Herkunft eine zu bequeme Lösung ihrer Reise-Geschichte zu sein: als kämen sie aus ihrem Königreich mal eben zur Krippe, überreicht­en Gold, Weihrauch und Myrrhe und kehrten geschäftig wieder heim ins jeweilige Königreich. Das passt nicht zum Wagemut des Glaubens. Später nannte man die drei Männer gelegentli­ch Magier und sogar „Weise aus dem Morgenland“. Doch braucht man tatsächlic­h Klugheit, um zu begreifen, was mit der Geburt Jesu in die Welt kommt? Immer häufiger ist jetzt von Sterndeute­rn die Rede, also von Menschen, die die Zeichen der Zeit verstehen und danach kompromiss­los handeln. Um den Stern zu erkennen und seine Botschaft zu begreifen, braucht es ein Sensorium. Die drei Männer sind offen für das Unbegreifl­iche. Sie deuten die Botschaft, die ihnen gegeben wird, und handeln danach. Sie verkörpern damit das Wesentlich­e, was Glauben ausmacht, und werden so selbst Teil der Botschaft.

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