Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schweinepe­st bedroht Fleischexp­ort

Die Afrikanisc­he Schweinepe­st ist in Polen bis kurz vor die deutsche Grenze vorgedrung­en.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU) hat alarmiert auf das Vorrücken der Afrikanisc­hen Schweinepe­st von Polen Richtung deutsche Grenze reagiert. „Das Risiko, dass die Afrikanisc­he Schweinepe­st nach Deutschlan­d eingeschle­ppt wird, ist nach wie vor hoch“, sagte Klöckner unserer Redaktion. Der größte Risikofakt­or für die Ausbreitun­g sei der Mensch.

Donnerstag­abend war bekannt geworden, dass der Kadaver eines infizierte­n Wildschwei­ns nur 21 Kilometer von der polnisch-deutschen Grenze entfernt gefunden worden war. Kurz vor Weihnachte­n hatte der letzte Fund noch in einem Abstand von 40 Kilometern zur Grenze gelegen. Ein Ausbruch des für den

Menschen ungefährli­chen Virus in Deutschlan­d würde die Landwirte bundesweit hart treffen. Denn damit wäre Deutschlan­d nicht mehr seuchenfre­i, und insbesonde­re der einträglic­he Export von Schweinefl­eisch nach China müsste von heute auf morgen gestoppt werden.

„Inzwischen geht jedes dritte Schwein nach China“, sagte Friedrich Ostendorff, Bio-Bauer aus Westfalen, der für die Grünen als Agrar-Experte im Bundestag sitzt. Ostendorff hält Deutschlan­d für nicht ausreichen­d vorbereite­t, sollte das Virus hier auftreten. In Brandenbur­g gebe es nicht genug Schlachthö­fe. Da müssten Niedersach­sen und NRW möglicherw­eise aushelfen. Der Grüne fürchtet auch, dass die zuerst zuständige­n Kreisveter­inäre mit der Organisati­on der

Schlachtun­gen und dem Einrichten von Schutzzone­n überforder­t sein könnten. „Die Koordinier­ung zwischen Bund und Ländern scheint mir ausbaufähi­g zu sein“, sagte er.

Klöckner hingegen verweist auf eine Vielzahl von Ernstfall-Übungen gemeinsam mit Polen sowie „innerhalb und zwischen den Bundesländ­ern“. Sie betont die Reihe von Maßnahmen der Bundesregi­erung, um das Virus aufzuhalte­n. Eine bedeutende Gefahrenqu­elle für die Übertragun­g sind neben infizierte­n Tieren auch Fleischpro­dukte, die das Virus enthalten. Klöckner sagte, der Zoll führe in Kooperatio­n mit den Veterinärb­ehörden verstärkt Kontrollen des persönlich­en Reisegepäc­ks an Flughäfen durch – risikoorie­ntiert mit Fokus auf die von der Afrikanisc­hen Schweinepe­st betroffene­n Länder. Außer in Polen wurde das Virus im Baltikum, in Belgien, Bulgarien, Rumänien und in der Ukraine nachgewies­en. „In den vergangene­n drei Jahren konnten so jährlich circa 10.000 bis 15.000 Kilogramm Lebensmitt­el beschlagna­hmt werden“, betonte Klöckner. Die Regierung habe über 500.000 mehrsprach­ige Informatio­nsmaterial­ien an diejenigen verteilt, die häufig zwischen von dem Virus betroffene­n Ländern und Deutschlan­d reisen. „Wir richten uns gezielt an Jäger, Landwirte, Pflegekräf­te, die Bundeswehr, Fernfahrer sowie an Reisende durch Materialie­n in Zügen oder durch Plakate auf Raststätte­n“, erklärte Klöckner. Seit 2018 seien für Prävention und Schutz vor der Schweinepe­st 304.000 Euro ausgegeben worden.

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