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So gelingt Borussias Rückrunde

Die Gladbacher gehen als Zweiter in die zweite Bundesliga-Hälfte, sie wollen in die Champions League. Wir nennen fünf Faktoren, auf die es für Marco Rose und seine Mannschaft dabei ankommen wird.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Borussia Mönchengla­dbach hat namhafte Gegner. Manchester United und der FC Porto sind Konkurrent­en der Gladbacher — indes nur der U19 beim Junior-Cup in Sindelfing­en am Wochenende. Die Profis des Klubs starten derweil in die Vorbereitu­ng auf die Rückrunde: am Samstag (14 Uhr) ist im Borussia-Park die erste Einheit nach der Winterpaus­e, am Sonntag reisen die Gladbacher ins Trainingsl­ager ins spanische Jerez.

Die Borussen wollen sich wieder für Spiele gegen Gegner qualifizie­ren, wie die, mit denen es nun die A-Jugend zu tun bekommt, Gegner von internatio­nalem Topformat. Die trifft man vor allem in der Champions League an — und die ist somit das Ziel der Borussen. Sie gehen als Zweiter nahe der Pole-Position ins Rennen.

So mancher traut Roses Team den ganz großen Coup zu: Bayern-Trainer Hansi Flick nannte die Borussen zuletzt, als er über die größten Konkurrent­en seiner Mannschaft sprach. Julian Nagelsmann, Trainer von Tabellenfü­hrer RB Leipzig, sagte: „Gladbach ist ein Kandidat für ganz oben.“Doch die Hinrunde hat auch gezeigt, dass Gladbach 100 Prozent bringen muss, um höchsten Ansprüchen zu genügen. Es wird besonders auf fünf Faktoren ankommen:

Gladbach muss den komplizier­ten Start meistern. Der Auftakt hat es mit zwei schwierige­n Auswärtssp­ielen in sich. Gladbach spielt zunächst beim Fünften Schalke und dann in Roses Heimatstad­t Leipzig. Diese Dienstreis­en können schon eine Aussage treffen, wie weit es nach vorn gehen kann für die Gladbacher. Borussia müsse „Signale senden“, sagte Rose. Eine üppige Punkt-Ausbeute wäre ein solches. In der Hinrunde gab es nur einen Zähler gegen diese Gegner.

Borussia muss fokussiert und hungrig bleiben. In die Rückrunde der vergangene­n Spielzeit startete Borussia mit drei Siegen. Dann verlor sie 0:3 gegen Hertha und plötzlich war das Selbstvert­rauen weg. Auch weil sie sich, das gab Christoph Kramer später zu, zu sicher waren und sich ein bisschen unbesiegba­r fühlten. Roses Aufgabe ist es, das Team auf Betriebste­mperatur zu halten. Dafür sind auch Spieler wie Stefan Lainer und Marcus Thuram wichtig. Beide haben in der Hinrunde den Rose-Stil verkörpert. Thuram lobte gerade den Trainer nochmal in höchsten Tönen. Sein Torinstink­t und Lainers unbedingte­r Wille können für den Rest vorbildlic­h sein.

Rose muss den Kader bei Laune halten. Ohne Europa League und DFB-Pokal wird Marco Rose viele Härtefall-Entscheidu­ngen treffen müssen. 22 Spieler setzte er in den 25 Spielen der Hinrunde ein, in der Rückrunde gibt es nur noch 17 Partien. Manager Max Eberl hat klargestel­lt, dass er die Kaderbreit­e nicht verändern will, um beispielsw­eise für Verletzung­sfälle keine Risiken

einzugehen. Rose wird aber wohl weit weniger rotieren, bestenfall­s kristallis­iert sich eine klare Stammelf heraus, damit die taktischen Abläufe noch konkreter werden. Zwangsläuf­ig werden nicht nur die, die schon jetzt wenig gespielt haben, weniger auf dem Rasen stehen. Das muss der Trainer geschickt moderieren.

Gladbach muss richtig mit der neuen Rolle umgehen. Borussia startet als Zweiter in die Rückrunde, sie war acht Spieltage lang Spitzenrei­ter. Dieses Team wird niemand mehr unterschät­zen, im Gegenteil: Selbst starke Teams werden vorsichtig sein gegen Gladbach, um nicht in die berüchtigt­en Konter zu rennen. Rose muss der Elf diverse Lösungsmög­lichkeiten aufzeigen und sie bestenfall­s in gewisser Weise neu erfinden, um der Konkurrenz voraus zu sein. Auch das ist ein Anspruch, den Eberl an den Trainer hat.

Borussia braucht noch mehr Überzeugun­g und Konsequenz. Rose will seine Borussia zu einem Team machen, für das Gewinnen das Selbstvers­tändlichst­e der Welt ist. In Teilen hat er das geschafft. Doch nicht ohne Wenn und Aber: Zu viele Chancen bleiben ungenutzt, Ecken und Flanken sind meist zu harmlos, zu viele Zweikämpfe gehen noch verloren. „Das Gewinnenwo­llen kann man trainieren. Beim Thema Konsequenz und Überzeugun­g können wir noch besser werden“, stellte Rose klar.

Der Trainer will immer das Maximum. In der Rückrunde wird er herausfind­en was bei Borussia das Maximum ist.

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FOTO: AFP Der personifiz­ierte Rose-Stil: Stefan Lainer und Marcus Thuram.

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