Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Freifunk raus – neuer Anlauf für freies Wlan
Der kostenfreie Internetzugang an bestimmten Punkten in der Stadt liegt teilweise brach, nachdem sich der Verbund freier Netzwerke – und damit Freifunk Wermelskirchen – aufgelöst hat. Die WNKUWG schlägt eine Alternative vor.
WERMELSKIRCHEN Unterwegs mal schnell mit dem Smartphone ins Internet gehen, um die gewünschten Infos abzurufen, das ist schnell, bequem und kostenfrei in Großstädten an vielen Punkten möglich – an sogenannten Hotspots. Auch in Wermelskirchen nutzten täglich mehrere hundert Menschen den von Freifunk Wermelskirchen initiierten Service. Dieses Wlan-Netz war kostenlos und benötigte weder einen Login noch die Angabe von Daten. Damit ist jetzt zwar Schluss. Doch es zeichnet sich eine Alternative ab.
Der Verbund freier Netzwerke NRW (VfN NRW e.V.) hat seine Aktivitäten zum Jahresende eingestellt und sich aufgelöst – und damit auch der Freifunk Wermelskirchen. „Wir von Freifunk Wermelskirchen waren eine Community, die sich ehrenamtlich engagiert hat, um die Attraktivität der Innenstadt durch Hotspots zu erhöhen. Am Ende war ich nur noch allein aktiv. Das ist neben dem Beruf nicht zu stemmen“, sagt Tobias Opitz, der mit anderen Mitstreitern das Netz aufgebaut hatte, auf Nachfrage dieser Redaktion. Mit der Auflösung sei aber nicht alles offline. Das Hückeswagener Unternehmen Dolphin IT springe als neuer Knotenbetreiber in die Bresche – zum Start erst einmal kostenfrei. Darüber wurden die bisherigen Hotspot-Anbieter, Geschäfts- und Privatleute, informiert. Allerdings müssen sie aktiv zustimmen, wenn sie „WiFi Wermelskirchen“wechseln wollen. Die Router können weiter genutzt werden. Deutlich mehr als die Hälfte der bisher aktiven Knoten seien auch noch aktiv, so Tobias Opitz. Noch bis Ende Januar sei der Wechsel problemlos möglich.
„Freies Wlan in unserer Innenstadt wird es nicht mehr geben, wenn die Verwaltung nicht gegensteuert“, appelliert die WNKUWG, die das Thema nun aufgreift. Die Fraktion stellt dazu einen Antrag für die Sitzung des Haupt-und Finanzausschusses (HuF) am 2. März: Die Stadtverwaltung solle sich mit der Dophin IT Systeme in Hückeswagen (“die haben auch Remscheid, Hückeswagen und Wipperfürth übernommen“) in Verbindung setzen zwecks weiteren Betriebs des freien Wlans in Wermelskirchen.
Rückblende: Der Verein „Freifunk
Wermelskirchen“engagierte sich seit 2012 für die städtische Versorgung mit kostenlosem Internet. Dabei stellten Privatpersonen und Unternehmen ihren Router öffentlich zur Verfügung. Der Startschuss der Frei-Wlan-Initiative erfolgte bereits vor mehreren Jahren: Zu der Zeit gab es eine Kooperation zwischen dem Stadtmarketing WiW („Wir in Wermelskirchen“) und den Freifunkern. Ihr Ziel war es, Wlan-Netze für alle Bürger zu öffnen. Zahlreiche Unternehmen in der Wermelskirchener Innenstadt beteiligten sich an dem Aufruf. Für kleines Geld konnten sie Router mieten oder kaufen – diese wurden anschließend für Passanten in der City geöffnet. Auch im Rathaus wurde ein offener Router installiert. „Es waren rund 150 Knoten aktiv“, bilanziert Tobias Opitz.
Mit Hilfe eines zentralen Einspeisepunkts für alle Knoten im Stadtgebiet, so genannter Gateway, über Dolphin IT lassen sich die Übertragungsraten
enorm steigern. Voraussetzung für all diese Infrastuktur sei, dass entweder die Stadt oder der Marketingverein WiW sich mit jährlich 600 Euro an den Kosten beteiligt. Opitz: „Das ist der Rahmenvertrag für den Betrieb des Gateway,
also der Hintergrund-Infrastrtuktur.“Das Ganze laufe dann unter dem Label „WiFi Wermelskirchen“weiter und werde von Dophin IT betreut. „Zur Kostendeckung des kostenlosen Wlan-Angebots in Wermelskirchen beantragen wir ferner, dass sich die Stadt Wermelskirchen bei der Initiative WIFI4EU registriert, damit unser Angebot an kostenlosen WiFi-Hotspots auch ausgedehnt werden kann“, schreibt die WNKUWG.
Dankmar Stolz hält es für wichtig, dass in der Stadt ausreichend Hotspots angeboten werden, auch wenn Wermelskirchen ein gutes Netz habe. „Es wäre schon ein wichtiger Schritt, wenn es in allen öffentlichen Gebäuden freies Wlan gebe, dann hätten wir ein dichtes Netz. Aber wir werden uns auch um dieses Thema kümmern“, kündigt der Vorsitzende des Marketingvereins WiW an. In den meisten Städten sei es selbstverständlich, dass Bürger im öffentlichen Raum freien Internet-Zugang haben. Das sei ein wichtiger Service und damit auch ein Standortvorteil. „So können Kunden beispielsweise schauen, wie die Öffnungszeiten der Läden sind“, nennt Stolz ein Alltagsbeispiel.