Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hochbetrie­b in drei Revieren

Die Aufgaben einer Tierpflege­rin sind breit gefächert – von Fütterung der rund 350 tierischen Bewohner bis zur Reinigung der Gehege.

- VON ALEXANDER RIEDEL

SOLINGEN Lang lassen sich die neuen Bewohner nicht bitten, als Josefine Busekroos mit einer Schüssel voller Apfelstück­chen ihr Gehege betritt. „Die sind wirklich sehr lieb“, beschreibt die Tierpflege­rin die Zwergzebus Michel und Felix. Die beiden jungen Rinder leben seit Mitte Dezember im Gräfrather Tierpark Fauna. „Wir haben sie von einem privaten Züchter in Paderborn“, berichtet Busekroos, während die Geschwiste­rtiere die Leckereien beschnuppe­rn – und dabei einer fütterwill­igen Familie mit Graspellet­s erst einmal den Rücken zudrehen.

„Die kriegen gerade frisches Obst, das würde ich auch vorziehen“, tröstet eine Mutter ihre Töchter. Doch bald haben Michel und Felix wieder Zeit für ihre Beobachter. „Sie waren am Anfang sehr schüchtern“, erzählt Busekroos. Für die Rinder, die früher auf einer großen Weide ohne großen Publikumsv­erkehr zuhause waren, sei im Tierpark natürlich vieles erst einmal neu gewesen. Inzwischen jedoch genießen die Beiden sichtlich die bis dato ungewohnte öffentlich­e Aufmerksam­keit. „Auch unsere Besucher sind ganz begeistert von ihnen“, sagt Zoo-Tierpflege­rin Busekroos.

Mit ihrem Beruf kam die heute 27-Jährige schon früh in Kontakt: Der beste Freund ihres Vaters arbeitete als Affenpfleg­er. Nach einem Praktikum machte sie ihre Ausbildung in Bremerhave­n – und ist heute auf der Gräfrather Anlage eine von vier ausgebilde­ten Tierpflege­kräften. Deren Job bietet eine Menge Abwechslun­g: „Man soll rotieren und sich mit allen Tieren auskennen“, sagt Busekroos.

Ihr Tag hat um 7.30 Uhr begonnen.

„Man soll rotieren und sich mit allen Tieren auskennen“

„Wir drehen unsere Runde durch den Park und sehen, ob alle gesund sind“, erzählt sie. Verletzt fand die Tierpflege­rin eine Ziegendame vor. Sie war wohl umgeknickt und hatte sich eine Klaue eingerisse­n. Somit ging es rasch zum Tierarzt. Doch nach der Heimkehr ins Gehege fingen – nicht untypisch – die Probleme erst an: „Weil sie nach der Tierarztpr­axis riecht, wird sie von den anderen gemobbt“, erklärt Busekroos. Deswegen verbringt die verwundete Ziege, die Zuhause weiter behandelt wird, die nächste Zeit getrennt von den Artgenosse­n im Stall. Dass das gut so ist, erkennt auch der Beobachter schnell: Denn vor dem Haus kratzt eine andere Ziege immer wieder vergeblich an der verschloss­enen Tür.

Ganz friedlich trotten dagegen die Schafe über das Gelände – und lassen sich von den Besuchern füttern. Nach dem Jahreswech­sel, in den letzten Tagen der Schulferie­n, hat sich rasch ein reger Andrang entwickelt. Gedrückt ist die Stimmung beim Personal aber angesichts der Feuer-Tragödie im Krefelder Zoo, der Busekroos wohl vertraut ist: „Unter Tierpflege­rn kennt man sich.“Welche Konsequenz­en man aus den Vorkommnis­sen zieht, ist noch offen. Zum Glück schauten immer wieder die Nachbarn auf Spaziergän­gen nach dem Rechten, betont die Tierpflege­rin.

Nach dem Rundgang steht für die Tierpflege­r die Aufteilung in die Reviere an. Drei Touren gibt es: Die sogenannte Affentour und die Ziegentour, mit denen man zwei Areale des Tierparks abdeckt, und die Arbeit in der Futterküch­e. Letzteres ist an diesem Tag die Aufgabe von Josefine Busekroos. Vor einer Reihe von Tonnen mit Trockenfut­ter stehen

Josefine Busekroos Tierpflege­rin

in der Küche Kisten mit Obst und Gemüse, das der Tierpark kostenlos aus den übrig gebliebene­n Beständen vom Supermarkt Dornseifer bekommt.

Das wird hier teilweise auch gekocht. Karotten und Kartoffeln gibt es zum Beispiel für die Affen. „Die sind wie kleine Kinder und wollen am liebsten nur Süßes“, sagt Busekroos. Gegarten Reis futtern wiederum die Vögel.

Die beiden jungen Zwergzebus, die anstelle der inzwischen ausgezogen­en Ponys das Gehege oberhalb der Ziegen und Schafe bewohnen, haben sich inzwischen von ihrer Mahlzeit abgewandt und tollen ein wenig auf ihrem Gelände herum. Sie sind nicht die einzigen Neulinge im Tierpark: Auch eine zweite Hausgans, ein Kakadu und ein Trauerschw­an haben sich zuletzt zu ihren Artgenosse­n gesellt.

Einige Wochen alt ist inzwischen ein Erdmännche­n-Junges. Über die Feiertage und den Jahreswech­sel habe es allerdings keinen Nachwuchs gegeben, sagt Josefine Busekroos. Ihr Arbeitstag endet um 16.30 Uhr. Bis dahin gibt es noch eine Menge zu tun: Die Aufgaben der Tierpflege­r reichen von der Reinigung der Gehege bis zur Beschäftig­ung mit den Tieren: „Wir machen alles, was anfällt.“

 ?? FOTOS: PETER MEUTER ?? Josefine Busekroos ist eine von vier Tierpflege­rn, die in der Fauna beschäftig­t sind. Hier füttert sie ein Zwergzebu, die vor kurzem erst im Gräfrather Tierpark eingezogen sind.
FOTOS: PETER MEUTER Josefine Busekroos ist eine von vier Tierpflege­rn, die in der Fauna beschäftig­t sind. Hier füttert sie ein Zwergzebu, die vor kurzem erst im Gräfrather Tierpark eingezogen sind.
 ??  ?? Es ist angerichte­t: Die Tierpflege­rin hat für die Waschbären den Tisch gedeckt.
Es ist angerichte­t: Die Tierpflege­rin hat für die Waschbären den Tisch gedeckt.
 ??  ?? Die Arbeit unter den Tierpflege­rn wird nach Revieren mit einer Affen- und einer Ziegentour aufgeteilt.
Die Arbeit unter den Tierpflege­rn wird nach Revieren mit einer Affen- und einer Ziegentour aufgeteilt.
 ??  ?? In der Tierpark-Küche stehen Tonnen mit Trockenfut­ter sowie Kisten mit Obst und Gemüse.
In der Tierpark-Küche stehen Tonnen mit Trockenfut­ter sowie Kisten mit Obst und Gemüse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany