Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Hochbetrieb in drei Revieren
Die Aufgaben einer Tierpflegerin sind breit gefächert – von Fütterung der rund 350 tierischen Bewohner bis zur Reinigung der Gehege.
SOLINGEN Lang lassen sich die neuen Bewohner nicht bitten, als Josefine Busekroos mit einer Schüssel voller Apfelstückchen ihr Gehege betritt. „Die sind wirklich sehr lieb“, beschreibt die Tierpflegerin die Zwergzebus Michel und Felix. Die beiden jungen Rinder leben seit Mitte Dezember im Gräfrather Tierpark Fauna. „Wir haben sie von einem privaten Züchter in Paderborn“, berichtet Busekroos, während die Geschwistertiere die Leckereien beschnuppern – und dabei einer fütterwilligen Familie mit Graspellets erst einmal den Rücken zudrehen.
„Die kriegen gerade frisches Obst, das würde ich auch vorziehen“, tröstet eine Mutter ihre Töchter. Doch bald haben Michel und Felix wieder Zeit für ihre Beobachter. „Sie waren am Anfang sehr schüchtern“, erzählt Busekroos. Für die Rinder, die früher auf einer großen Weide ohne großen Publikumsverkehr zuhause waren, sei im Tierpark natürlich vieles erst einmal neu gewesen. Inzwischen jedoch genießen die Beiden sichtlich die bis dato ungewohnte öffentliche Aufmerksamkeit. „Auch unsere Besucher sind ganz begeistert von ihnen“, sagt Zoo-Tierpflegerin Busekroos.
Mit ihrem Beruf kam die heute 27-Jährige schon früh in Kontakt: Der beste Freund ihres Vaters arbeitete als Affenpfleger. Nach einem Praktikum machte sie ihre Ausbildung in Bremerhaven – und ist heute auf der Gräfrather Anlage eine von vier ausgebildeten Tierpflegekräften. Deren Job bietet eine Menge Abwechslung: „Man soll rotieren und sich mit allen Tieren auskennen“, sagt Busekroos.
Ihr Tag hat um 7.30 Uhr begonnen.
„Man soll rotieren und sich mit allen Tieren auskennen“
„Wir drehen unsere Runde durch den Park und sehen, ob alle gesund sind“, erzählt sie. Verletzt fand die Tierpflegerin eine Ziegendame vor. Sie war wohl umgeknickt und hatte sich eine Klaue eingerissen. Somit ging es rasch zum Tierarzt. Doch nach der Heimkehr ins Gehege fingen – nicht untypisch – die Probleme erst an: „Weil sie nach der Tierarztpraxis riecht, wird sie von den anderen gemobbt“, erklärt Busekroos. Deswegen verbringt die verwundete Ziege, die Zuhause weiter behandelt wird, die nächste Zeit getrennt von den Artgenossen im Stall. Dass das gut so ist, erkennt auch der Beobachter schnell: Denn vor dem Haus kratzt eine andere Ziege immer wieder vergeblich an der verschlossenen Tür.
Ganz friedlich trotten dagegen die Schafe über das Gelände – und lassen sich von den Besuchern füttern. Nach dem Jahreswechsel, in den letzten Tagen der Schulferien, hat sich rasch ein reger Andrang entwickelt. Gedrückt ist die Stimmung beim Personal aber angesichts der Feuer-Tragödie im Krefelder Zoo, der Busekroos wohl vertraut ist: „Unter Tierpflegern kennt man sich.“Welche Konsequenzen man aus den Vorkommnissen zieht, ist noch offen. Zum Glück schauten immer wieder die Nachbarn auf Spaziergängen nach dem Rechten, betont die Tierpflegerin.
Nach dem Rundgang steht für die Tierpfleger die Aufteilung in die Reviere an. Drei Touren gibt es: Die sogenannte Affentour und die Ziegentour, mit denen man zwei Areale des Tierparks abdeckt, und die Arbeit in der Futterküche. Letzteres ist an diesem Tag die Aufgabe von Josefine Busekroos. Vor einer Reihe von Tonnen mit Trockenfutter stehen
Josefine Busekroos Tierpflegerin
in der Küche Kisten mit Obst und Gemüse, das der Tierpark kostenlos aus den übrig gebliebenen Beständen vom Supermarkt Dornseifer bekommt.
Das wird hier teilweise auch gekocht. Karotten und Kartoffeln gibt es zum Beispiel für die Affen. „Die sind wie kleine Kinder und wollen am liebsten nur Süßes“, sagt Busekroos. Gegarten Reis futtern wiederum die Vögel.
Die beiden jungen Zwergzebus, die anstelle der inzwischen ausgezogenen Ponys das Gehege oberhalb der Ziegen und Schafe bewohnen, haben sich inzwischen von ihrer Mahlzeit abgewandt und tollen ein wenig auf ihrem Gelände herum. Sie sind nicht die einzigen Neulinge im Tierpark: Auch eine zweite Hausgans, ein Kakadu und ein Trauerschwan haben sich zuletzt zu ihren Artgenossen gesellt.
Einige Wochen alt ist inzwischen ein Erdmännchen-Junges. Über die Feiertage und den Jahreswechsel habe es allerdings keinen Nachwuchs gegeben, sagt Josefine Busekroos. Ihr Arbeitstag endet um 16.30 Uhr. Bis dahin gibt es noch eine Menge zu tun: Die Aufgaben der Tierpfleger reichen von der Reinigung der Gehege bis zur Beschäftigung mit den Tieren: „Wir machen alles, was anfällt.“