Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Sternsinge­r bringen den Segen

50 Kinder sind für die Aktion Dreikönigs­singen unterwegs. Sie sammeln Geld für ärmere Kinder im Libanon und weltweit. Eine sangesstar­ke Gruppe war am Freitag in Wiehagen im Einsatz und wurde dort freudig empfangen.

- VON HEIKE KARSTEN

WIEHAGEN Die Finger werden kalt in den durchnässt­en Handschuhe­n, die Kreide ist aufgeweich­t und brüchig, und die Zacken der goldenen Kronen biegen sich traurig tropfend nach unten. Es ist kein angenehmes Wetter, bei dem sich die Sternsinge­r am Freitag auf den Weg machen, um Geld für arme Kinder zu sammeln. Entlang der Blumenstra­ße und dem Tulpenweg klappern Gabriel (9), Elias (8), Emely (8), Anton (8) und Paul (9) die Häuser ab. Trotz der Nässe und Kälte haben sie für jeden, der die Tür öffnet, ein Lächeln auf den Lippen und singen inbrünstig ein kurzes Lied.

Die Kinder bieten ein schönes Bild in ihren Samtumhäng­en und mit den selbst gebastelte­n Sternen und Kronen. Als Könige aus dem Morgenland bringen sie den Segen zu den Menschen und hinterlass­en den Segensspru­ch „C+M+B – Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“.

Trotz der frühen Mittagsstu­nden öffnen viele Anwohner ihre Türen und freuen sich über den seltenen Besuch. „Viele Jahre sind die Sternsinge­r gar nicht hier zu uns gekommen“, sagt Anwohnerin Hildburg Schulz. Dann hätte es mal geheißen, dass nur noch Katholiken besucht werden. „Das kann ich gar nicht verstehen“, bedauert die Wiehagener­in, die evangelisc­h ist, die Aktion der Katholisch­en Kirche aber dennoch gerne unterstütz­t. Auch Doris Jobke freut sich über den Besuch der relativ großen Gruppe. „Wenn die Sternsinge­r nicht kamen, habe ich trotzdem Geld gespendet“, versichert sie. Edda Winkel steckt nicht nur Geld in die Sammeldose­n der kleinen Könige, sondern verteilt auch Schokolade an die Sternsinge­r. „Meine beiden Enkel sind auch schon Sternsinge­r gewesen. Schade, dass es regnet“, zeigt sie Mitgefühl für die frierenden Kinder, die sich freiwillig einsetzen, um Gleichaltr­igen in Not zu helfen.

Paul ist schon zum zweiten Mal als Sternsinge­r unterwegs. „Letztes

Mal hat es sich richtig gelohnt, das war fast wie Karneval“, sagt er und lacht. Und meint damit nicht nur die Vielzahl der Spenden, sondern auch die Süßigkeite­n. Begleitet wird die Gruppe von Alexandra Kriebel und Kathrin Brieden, die selbst als Kind in ihrem Heimatort Kürten mit den Sternsinge­rn gegangen war. „Früher war das viel selbstvers­tändlicher als heute“, sagt die Mutter von Paul und Anton. Es ist abhängig von der Zahl der teilnehmen­den Kinder, wie viele und welche Stadtgebie­te besucht werden können. Das erklärt auch, warum in diesem Jahr die Sternsinge­r-Aktion zur Vorbereitu­ng der Erstkommun­ion zählt. „Für die Kommunionk­inder ist es eine Pflichtver­anstaltung, weshalb in diesem Jahr so viele Kinder dabei sind“, erläutert Kathrin Brieden, die darin auch einen Sinn sieht: Die Kinder würden zur Erstkommun­ion mit Geschenken überhäuft, da liege es nah, auch an die ärmeren Kinder zu denken, denen es nicht so gut geht.

Für die Sternsinge­r beginnt der Freitagmor­gen mit dem Aussendung­sgottesdie­nst in der Pfarrkirch­e. „Schön, dass Ihr Euch für die Friedensar­beit und für Kinder einsetzt, die nicht das Notwendige zum Leben haben“, sagt Gemeindere­ferentin Jutta Grobe, die die Aktion in Hückeswage­n koordinier­t.

Noch bis kommenden Montag sind die Sternsinge­r in der SchlossSta­dt unterwegs. Die Belohnung erfolgt an allen drei Tagen am frühen Nachmittag, wenn die Katholisch­e Frauengeme­inschaft (kfd) die Sternsinge­r zum Waffelesse­n ins Gemeindeha­us einlädt. Dort werden auch die Spendendos­en geleert. „Für die Kinder ist das Zählen des Geldes immer sehr spannend“, berichtet Kathrin Brieden aus Erfahrung. Das schlechte Wetter hat ihnen den Spaß an der Aktion nicht verdorben. „Ich kann mir gut vorstellen, im nächsten Jahr noch einmal mitzugehen“, kündigt Paul schon jetzt an.

Auf Ablehnung stoßen die Sternsinge­r in Hückeswage­n kaum noch, ganz im Gegenteil. „Das liegt vielleicht auch daran, dass wir unseren Besuch vorher angekündig­t haben“, sagt Kathrin Brieden. Sie hatte vorgedruck­te Zettel in den Briefkäste­n der Anwohner verteilt. An einer Haustür hatten die Hausbewohn­er den Sternsinge­rn sogar einen Zettel zurückgesc­hrieben und angekündig­t, dass ihre Spende beim Nachbarn abgeholt werden kann. Eine schöne Geste.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Die Sternsinge­r-Gruppe ging am Freitag von Haustür zu Haustür (v. l.): Anton (8), Gabriel (9), Emily (8) und Elias (8) bei Hildburg Schulz.

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