Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Jede Menge Herausforderungen für ein neues Jahrzehnt kommen auf die Stadt zu.
Die Ratspolitik braucht einen Minimalkonsens darüber, wie es mit der Stadt weitergehen soll. Schlimmstenfalls droht Radevormwald zu schrumpfen.
Mit dem Jahr 2020 hat nicht nur ein neues Jahr begonnen, sondern ein neues Jahrzehnt (auch wenn manche spitzfindig bemerken, dass es mathematisch erst 2021 so weit sei). Entsprechend groß sind die Erwartungen, die nun geschürt werden, allerdings auch die Sorgen vor der politischen Entwicklung.
Was wird das neue Jahrzehnt für Radevormwald bringen? Ohne jetzt in Schwadronieren zu geraten, kann man sagen, dass eine der großen Herausforderungen ist, nicht von einer Kleinstadt abzurutschen in ein Städtchen. Die Prognosen des Statistischen Landesamtes besagen, dass, wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, die Stadt unter die Einwohner-Marke von 20.000 sinken und die Bevölkerung immer älter werden wird. Nichts gegen die ältere Generation, aber einer Stadt, in der es an Jugend fehlt, wird üblicherweise keine große Zukunft vorausgesagt.
Natürlich sind diese Zahlen kein unabwendbares Schicksal. Man kann sie als Weckruf begreifen, mehr für die Stadtentwicklung zu tun und nicht die Demografie einfach ihren Weg gehen lassen. In diesem Jahr wird die Vermarktung des Baugebietes Karthausen beginnen, von denen sich die Stadt und die Befürworter in der Politik erhoffen, dass viele junge Familien dorthin ziehen.
Freilich sind nicht alle Ratsfraktionen und auch nicht alle Bürger von dem Großprojekt begeistert, dass immerhin 15 Hektar Land bedecken wird. Auch ist die Ausweisung von Bauland nicht die einzige Maßnahme, die ergriffen werden muss, um Radevormwald attraktiv für künftige Generationen zu gestalten. Junge Eltern schauen darauf, wie die Kita- und Schullandschaft in einer Stadt ist. Die Nähe zu Großstädten und dem urbanen Leben wird auch gern gesehen, hier ist Radevormwald durch die Nähe zu Remscheid und Wuppertal in einer recht guten Position – einer weitaus besseren als andere ländliche Gemeinden im Oberbergischen Kreis.
Um die Zukunft der Stadt zu gestalten, braucht es allerdings einen Minimalkonsens unter den politischen Kräften im Rat. Und der scheint in den vergangenen Wochen zu bröckeln. CDU und SPD waren sich beispielsweise uneins über das Projekt Nordstraße. Der Konflikt über den neuen Beigeordneten ist ebenfalls nicht ausgestanden. Die jüngste Ratssitzung hat eine Spaltung im Gremium gezeigt, bei der Beschlüsse nur mit knappen Mehrheiten gefasst werden können. Sollte das ein dauerhafter Zustand werden, dann wird es schwieriger, entscheidende Beschlüsse auf den Weg zu bringen.