Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
HGR geht durch ein Wellental der Gefühle
Handball: Remscheid feiert Aufstieg in die Regionalliga. Dort ist für die Mannschaft nun allerdings Abstiegskampf angesagt.
REMSCHEID Was für ein Jahr für die Handballer der HG Remscheid. Zwölf Monate mit der gesamten Bandbreite der Emotionen liegt hinter ihnen. Großer Frust, Riesenfreude, Ernüchterung, Enttäuschung, aber auch Hoffnung. Nicht wenige kommentierten den Aufstieg in die Regionalliga mit den Worten, dass die HGR dazu wie die Jungfrau zum Kind gekommen sei. Im Spitzenspiel im März bei Unitas Haan hatten die Remscheider nicht den Hauch einer Chance und unterlagen deutlich. Dann ging es wochenlang mit Siegen im Gleichschritt weiter. Aber am drittletzten und am vorletzten Spieltag patzten die Haaner bei einem Remis und einer Niederlage. Die HGR machte nach sieben Siegen in Serie das Meisterstück doch noch perfekt.
Wie kam es zu dieser Wende?
Bei den Remscheidern könnte eine Erklärung sein, dass der Druck nach der Pleite im Topspiel vermeintlich weg war. Die HGR spielte plötzlich wie befreit auf. In Haan rätseln alle Beteiligten heute noch, warum es am Ende schief gegangen ist.
Bei den Remscheidern verließ dennoch Lukas Steinhoff seinen Platz auf der Trainerbank.
Er hatte seine Entscheidung den HGR-Verantwortlichen bereits Anfang Januar mitgeteilt. Durch eine berufliche Veränderung würde ihm die nötige Zeit fehlen. Als die HGR dann mit Frank Berblinger und Jörg Müller zwei Ex-Profis als Nachfolger – bereits vor dem Aufstieg – präsentierten, wunderten sich Außenstehende über zwei erfahrene Leute als Doppelpack. Berblinger kam vom
Verbandsligisten HSG Bergische Panther II. Müller, der die Remscheider bereits vor einigen Jahren in die Regionalliga geführt hatte, pausierte zuletzt. Er wollte keinen Job an vorderster Front. Deshalb sind die Hierarchien klar verteilt, und Berblinger ist Chef im Ring. Allerdings konnte keiner ahnen, dass er Ende des Jahres krankheitsbedingt (Pfeiffersches Drüsenfieber) länger ausfiel. Mit Müller hatte das Team dann viel mehr als einen Ersatz, der jetzt aber wieder ins zweite Glied zurücktritt.
Wie ist es dem Aufsteiger sportlich in der Regionalliga ergangen?
Das Positivste vorab: Die Remscheider
stehen nach elf Spieltagen über dem Strich. Will heißen, dass sie auf einem Nichtabstiegsplatz in die Weihnachtspause gegangen sind. Allerdings haben sie nach einer Bilanz von zwei Siegen, drei Remis und sechs Niederlagen als Drittletzter nur zwei Punkte Vorsprung auf den Tabellenvorletzten.
Wie ist diese Bilanz einzustufen?
Die Remscheider haben durch ihre zum Teil sehr schwankenden Leistungen einige Punkte liegengelassen. So holte man gegen einen der Topfavoriten, dem TV Korschenbroich, ein Remis. Bei der SG Ratingen ging das Team regelrecht unter. Auch bei Clubs, die mit im Tabellenkeller stehen, gab es bittere Niederlagen.
Gibt es Gründe für die Schwankungen des Teams?
Die HGR war mit fast dem gleichen Kader wie in der Handball-Oberliga in die Regionalliga-Saison gegangen. Verstärkung kam aus der Verbandsliga und in der Person Florian Hinkelmann aus der Oberliga. Wobei der aufgrund einer Verletzung bisher kaum eingesetzt werden konnte. So zahlte das Team in einigen Spielen einfach Lehrgeld.
Was ist vom Rest der Saison zu erwarten?
Die Remscheider werden bis zum Saisonende um den Klassenerhalt kämpfen. Da wäre personelle Verstärkung natürlich sehr hilfreich. Allerdings zeichnet die HGR-Macher – und da insbesondere Ralf Hesse – aus, dass sie sich auf keine finanziellen Abenteuer einlassen. So bleibt eher die Hoffnung, dass das Team vom Verletzungspech verschont bleibt und auch das nötige Glück wieder auf seiner Seite hat.