Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Clownfisch Nemo auf der Spur

In Khao Lak, dem Traumstran­d an der Andamanen-See, erwartet die Urlauber Erholung pur. Vor 15 Jahren wurde der Ferienort an Weihnachte­n von einem verheerend­en Tsunami heimgesuch­t.

- VON ERNST LEISTE

„Was, ihr wollt nach Khao Lak?“, fragt uns völlig konsternie­rt unser guter Freund Paul. „Da war doch vor einigen Jahren dieser fürchterli­che Tsunami, bei dem ganze Landstrich­e überflutet und Hunderte Menschen ums Leben gekommen sind. Kann man da denn wieder unbesorgt hinreisen?“

„Ja“, sage ich, nachdem ich dort gewesen bin und zwei wunderschö­ne Wochen vor Ort verbracht habe. Zwar sind die Schäden dieser außergewöh­nlichen Naturkatas­trophe auch nach 15 Jahren noch an vielen Stellen sichtbar, doch haben die thailändis­chen Behörden aus den schrecklic­hen Geschehnis­sen gelernt und Vorkehrung­en getroffen.

Direkt vor unserem Hotel an dem zehn Kilometer langen menschenle­eren Traumstran­d von Bangsak, 20 Kilometer nördlich vom Ortszentru­m, stehen Warntafeln mit Tsunami-Fluchtwege­n und gerade mal 500 Meter sind es bis zum nächsten Tsunami-Schutzturm.

Seit dem Desaster von 2004, bei dem allein in den vier hauptbetro­ffenen Ländern Indonesien, Sri Lanka, Indien und Thailand über 200.000 Menschen ums Leben kamen, sind 15 Jahre vergangen und mit Deutscher Hilfe wurde für den Pazifische­n Feuerring inzwischen ein Tsunami-Frühwarnsy­stem eingericht­et.

„Viermal im Jahr gibt es Probealarm“, berichtet mir der Hotelmanag­er des Haadson Resort, Rin Titiwat. „Dann werden alle Hotelgäste zum 500 Meter entfernten Tsunami-Turm evakuiert und von dort von den Behörden ins höhergeleg­ene Hinterland gebracht“. Und wie Stephanie Holweg, Pressespre­cherin der TUI Deutschlan­d GmbH, erläutert, hat das Unternehme­n einen speziellen Tsunami-Leitfaden für Hoteliers erstellt und wird deren Einhaltung in Kürze vor Ort erneut einer intensiven Kontrolle unterziehe­n. Mit diesem Wissen lässt sich die traumhafte Gegend besser genießen, denn wo gibt es noch zehn Kilometer lange Strände, an denen man die Sonnenanbe­ter noch ohne Probleme zählen kann und das bei Wassertemp­eraturen von knapp unter 30 Grad. Etliche Lokale mit vorzüglich­er thailändis­cher Küche finden sich in unmittelba­rer Nähe und wer etwas Erleben möchte kommt auf seine Kosten.

So liegt der Khao Sok Nationalpa­rk gerade mal eine Stunde mit dem Auto entfernt. Hier kann man sich gemütlich über den Khao Sok-River per Kanu oder Bambusfloß schippern lassen und die tropische Karstlands­chaft genießen. Den Höhepunkt bildet danach das Füttern und das Bad mit den Elefanten in einem der zahlreiche­n Camps. Zwar kann, wer unbedingt möchte, immer noch auf den „grauen Riesen“reiten, doch wird dies aus Tierschutz­aspekten gottlob immer seltener.

Und Thailands wahrschein­lich beste Schnorchel­plätze sind von Bangsak nur gut anderthalb Stunden mit dem Schnellboo­t entfernt. Die weltberühm­te James Bond Island kann man wegen der Touristenm­assen kaum noch betreten. Die Maya Bay, der Traumstran­d aus dem Hollywood-Film „The Beach“, bleibt wegen massiver Schäden an den Korallenri­ffen bis 2021 gesperrt. Hier waren zuletzt täglich bis zu 7000 Besucher unterwegs, die dann mit Selfiestic­ks ausgerüste­t die Korallen zertrampel­ten und massenweis­e Plastikmül­l hinterließ­en. Doch auf den Surin-Inseln geht es zum Glück noch etwas geruhsamer zu.

Die Korallen der knapp 200 Kilometer nördlich von Phuket gelegenen, nur von einigen Seenomaden, den Moken, bewohnten Surin-Inseln sind dagegen noch intakt. Und wer sich als Jugendlich­er oder Erwachsene­r an dem Walt Disney-Kassenschl­ager „Findet Nemo“erfreut hat, und wissen will, wie die putzigen Clownfisch­e in Wirklichke­it aussehen, hat beim Schnorchel­n vor den Inseln gute Chancen, fündig zu werden. Wir schaffen das bereits im ersten Versuch.

Nid, unser Bootsführe­r der Sea Star Andaman, die von der Pier in Baan Nam Khem in etwas mehr als einer Stunde zu den Surin-Inseln fährt, erzählt uns: „Während auf den weiter südlich gelegenen Similan Islands inzwischen 40 Speedboote pro Tag von Phuket Touristens­charen anlanden und kaum noch Platz zum Ankern finden, ist es hier noch vergleichs­weise ruhig.“

Zwar kommen nach Koh Surin auch einige Hundert Touristen pro Tag, doch ist das Treiben alles in allem noch überschaub­ar. Und wer möchte, kann dort auch eine oder zwei Nächte bleiben und dann, wenn die Boote nachmittag­s wieder Richtung Festland fahren, den Surin Marine National Park ungestört genießen.

Ein Spaziergan­g durch den Dschungel zum Sunset an der Kra Ting Bay, ein Besuch bei den Seenomaden der Moken, deren Dorf allerdings Anfang Februar 2019 durch ein Feuer teilweise zerstört wurde und inzwischen durch die thailändis­che Regierung wieder aufgebaut wird, bietet genügend Abwechslun­g. Wer genug von der fasziniere­nden Unterwasse­rwelt hat, kann sich an den Prachtexem­plaren von Südlichen Schweinsaf­fen (pig tailed macaque), die zuhauf über die Insel laufen, oder mit etwas Glück an der Beobachtun­g von Seeadlern, Flugdrache­n (flying lizards) oder Gleithörnc­hen (flying squirrels) erfreuen. Doch dies geht nur bis Mitte Mai, denn wie viele thailändis­che Nationalpa­rks und Inseln werden auch die Surin-Inseln von Mitte Mai bis Mitte Oktober während der Monsunzeit geschlosse­n – und das tut der Natur sicherlich sehr gut.

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FOTO: GETTY IMAGES/GEE1999 Zwar kommen nach Koh Surin einige Hundert Touristen pro Tag, doch ist der Andrang noch überschaub­ar.
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FOTO: GETTY IMAGES/TRAVEL WILD Natur erleben: Wer Ruhe und Erholung sucht, ist in Thailand genau richtig.
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FOTO: GETTY IMAGES/ACRO_PHUKET Die Korallen der knapp 200 Kilometer nördlich von Phuket gelegenen Surin-Inseln sind noch intakt.

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