Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Klaus Albus feiert heute seinen 75. Geburtstag.
Er ist Hückeswagens bekanntester Schuhhändler, Kolpingmitglied mit Leib und Seele und engagierte sich viele Jahre als sachkundiger Bürger für die CDU in der Politik. Heute, Montag, feiert Klaus Albus seinen 75. Geburtstag.
HÜCKESWAGEN Seine ersten Monate waren etwas ungemütlich, auch wenn sich Klaus Albus nicht mehr daran erinnern kann. „Die erste Zeit habe ich im Eiskeller verbracht“, erzählt er. Am 6. Januar 1945 war er im Marienhospital in eine Zeit geboren worden, die in den letzten Zügen des Zweiten Weltkriegs lag. Wegen der vielen Fliegerangriffe musste die Familie immer wieder in den zum Luftschutzbunker umfunktionierten Eiskeller in der Neuen Welt zwischen Gardelen- und Fürstenberg flüchten. Normalerweise wurde dort das Eis gelagert, das im Winter aus den zugefrorenen Weihern und Teichen gewonnen wurde. „Heute sind auf dem Eiskeller Häuser gebaut“, erzählt Albus.
Nach der Katholischen Volksschule, der späteren Grundschule an der Kölner Straße, und dem Abschluss 1961 an der Realschule begann er bei seinem Vater Heinrich an der Peterstraße eine Ausbildung zum Orthopädie-Schuhmacher. Der hatte sich 1928 mit einer Werkstatt im Haus Peterstraße 26 selbstständig gemacht – später war dort für viele Jahre die Schloss-Apotheke. 1937 kaufte Heinrich Albus wenige Meter weiter das Grundstück Peterstraße 40 und richtete dort die Werkstatt, ab 1950 auch den Schuhladen ein. Inzwischen hat dort „Ballonmeister“Frank Jeschke seinen Verkaufsraum.
Um das Geschäft von der Pike auf zu lernen, schloss Klaus Albus von 1964 bis 1967 noch eine kaufmännische Lehre an, ebenfalls im elterlichen Geschäft. „Wir hatten auch Fußpflege angeboten und somit alles rund um die Füße in einer Hand“, sagt er schmunzelnd. 1970, als 25-Jähriger, übernahm er das Schuhgeschäft seiner Eltern, 13 Jahre später errichtete Klaus Albus den Neubau am Etapler Platz, in dem seine Tochter Heike noch heute Schuhe verkauft.
„Der Neubau war die logische Folge einer Entwicklung“, erinnert sich der 75-Jährige. Schaue man sich alte Bilder der Peterstraße an, sähe man dort überall noch Geschäfte. Doch schon in den 70ern begann die Zeit der Schließungen, weswegen sich Albus dazu entschloss, das Schuhgeschäft ins Zentrum zu verlegen. „Die Neue Heimat war Gott sei Dank insolvent gegangen“, sagt er. Denn ansonsten hätte sie wohl alles in Hückeswagen neu gebaut und er ein Ladenlokal nur mieten können. So aber verkaufte die Stadt die Grundstücke, weswegen Albus zum Zug kam.
Unterstützt wurde er dabei von einem Experten des Einzelhandelsverband, der sich in der Schloss-Stadt nach den besten Standorten für ein Schuhgeschäft umgesehen hatte. Der schlug Albus zwei Standorte vor: das Goethetal und den Etapler Platz. Albus wählte letzteren. Den Bau und den Umzug dorthin hat er bis heute nicht bereut. „Das ist immer noch der richtige Standort“, versichert er.
Das Schuhgeschäft führt längst seine Tochter Heike, obwohl Klaus Albus jeden Tag dort anzutreffen ist. „Ich bin Zuarbeiter“, sagt er schmunzelnd. Der Rentner übernimmt Botengänge, räumt Kartons aus oder kümmert sich um seinen inzwischen achtjährigen Enkel, den er früher im Kinderwagen über den nahegelegenen Radweg geschoben hatte. Schon frühzeitig hatte er die
Weichen für seine Nachfolge gestellt. Nachdem Heike Albus die Ausbildung beendet und zehn Jahre bei der Firma Klauser gearbeitet hatte, eröffnete sie 2002 im neuen GBSHaus am Bahnhofsplatz ihr Geschäft „shoes and more“(heute ist dort die Postagentur). Der Mietvertrag war so ausgerichtet, dass sie 2010 das elterliche Geschäft übernehmen und ihr Vater sich aus der Verantwortung zurückziehen konnte.
Als sachkundiger Bürger der CDU im Bau- und im Planungsausschuss hatte Klaus Albus, der zusammen mit Günter Brunzel Anfang der 1970er-Jahre die Werbegemeinschaft
initiiert hatte, immer den Handel im Fokus. So wehrte er sich 2007 vehement gegen die Pläne der Stadtverwaltung, die im vorgesehenen Gewerbegebiet West 3 zwischen Kammerforsterhöhe und Junkernbusch einen Lidl ansiedeln wollte. Albus aber vertrat die Meinung wie seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Handel, dass ein Discounter an dieser Stelle Kaufkraft aus der Innenstadt abziehen würde. Die Politik „beerdigte“schließlich die Pläne der Stadt.
Seit 1962 ist Albus zudem Mitglied der Kolpingsfamilie, deren Vorsitzender er von 1977 bis 1983 und anschließend drei Jahre stellvertretender Vorsitzender war. Auch war er in der Jugendarbeit tätig. Seit 1977 ist er Mitglied im Hausbauverein, der sich um das Kolpinghaus kümmert, und seit knapp zwölf Jahren dessen Vorsitzender.
Heike Albus hat lobende Worte für ihren Vater: „Er war ein guter Chef; ich habe viel von ihm gelernt.“Der will so lange im Geschäft mitwirken, wie es die Gesundheit zulässt. „Denn ich habe meinen Beruf immer gerne gemacht“, versichert Klaus Albus. Nur eine Sache würde er heute dann doch ändern: „Es wäre gut gewesen, die Lehre woanders zu machen.“Geschadet hat die Ausbildung beim Vater letztlich aber offenbar nicht.
„Er war ein guter Chef; ich habe viel von ihm gelernt“
Heike Albus über ihren Vater Klaus