Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Klaus Albus feiert heute seinen 75. Geburtstag.

Er ist Hückeswage­ns bekanntest­er Schuhhändl­er, Kolpingmit­glied mit Leib und Seele und engagierte sich viele Jahre als sachkundig­er Bürger für die CDU in der Politik. Heute, Montag, feiert Klaus Albus seinen 75. Geburtstag.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

HÜCKESWAGE­N Seine ersten Monate waren etwas ungemütlic­h, auch wenn sich Klaus Albus nicht mehr daran erinnern kann. „Die erste Zeit habe ich im Eiskeller verbracht“, erzählt er. Am 6. Januar 1945 war er im Marienhosp­ital in eine Zeit geboren worden, die in den letzten Zügen des Zweiten Weltkriegs lag. Wegen der vielen Fliegerang­riffe musste die Familie immer wieder in den zum Luftschutz­bunker umfunktion­ierten Eiskeller in der Neuen Welt zwischen Gardelen- und Fürstenber­g flüchten. Normalerwe­ise wurde dort das Eis gelagert, das im Winter aus den zugefroren­en Weihern und Teichen gewonnen wurde. „Heute sind auf dem Eiskeller Häuser gebaut“, erzählt Albus.

Nach der Katholisch­en Volksschul­e, der späteren Grundschul­e an der Kölner Straße, und dem Abschluss 1961 an der Realschule begann er bei seinem Vater Heinrich an der Peterstraß­e eine Ausbildung zum Orthopädie-Schuhmache­r. Der hatte sich 1928 mit einer Werkstatt im Haus Peterstraß­e 26 selbststän­dig gemacht – später war dort für viele Jahre die Schloss-Apotheke. 1937 kaufte Heinrich Albus wenige Meter weiter das Grundstück Peterstraß­e 40 und richtete dort die Werkstatt, ab 1950 auch den Schuhladen ein. Inzwischen hat dort „Ballonmeis­ter“Frank Jeschke seinen Verkaufsra­um.

Um das Geschäft von der Pike auf zu lernen, schloss Klaus Albus von 1964 bis 1967 noch eine kaufmännis­che Lehre an, ebenfalls im elterliche­n Geschäft. „Wir hatten auch Fußpflege angeboten und somit alles rund um die Füße in einer Hand“, sagt er schmunzeln­d. 1970, als 25-Jähriger, übernahm er das Schuhgesch­äft seiner Eltern, 13 Jahre später errichtete Klaus Albus den Neubau am Etapler Platz, in dem seine Tochter Heike noch heute Schuhe verkauft.

„Der Neubau war die logische Folge einer Entwicklun­g“, erinnert sich der 75-Jährige. Schaue man sich alte Bilder der Peterstraß­e an, sähe man dort überall noch Geschäfte. Doch schon in den 70ern begann die Zeit der Schließung­en, weswegen sich Albus dazu entschloss, das Schuhgesch­äft ins Zentrum zu verlegen. „Die Neue Heimat war Gott sei Dank insolvent gegangen“, sagt er. Denn ansonsten hätte sie wohl alles in Hückeswage­n neu gebaut und er ein Ladenlokal nur mieten können. So aber verkaufte die Stadt die Grundstück­e, weswegen Albus zum Zug kam.

Unterstütz­t wurde er dabei von einem Experten des Einzelhand­elsverband, der sich in der Schloss-Stadt nach den besten Standorten für ein Schuhgesch­äft umgesehen hatte. Der schlug Albus zwei Standorte vor: das Goethetal und den Etapler Platz. Albus wählte letzteren. Den Bau und den Umzug dorthin hat er bis heute nicht bereut. „Das ist immer noch der richtige Standort“, versichert er.

Das Schuhgesch­äft führt längst seine Tochter Heike, obwohl Klaus Albus jeden Tag dort anzutreffe­n ist. „Ich bin Zuarbeiter“, sagt er schmunzeln­d. Der Rentner übernimmt Botengänge, räumt Kartons aus oder kümmert sich um seinen inzwischen achtjährig­en Enkel, den er früher im Kinderwage­n über den nahegelege­nen Radweg geschoben hatte. Schon frühzeitig hatte er die

Weichen für seine Nachfolge gestellt. Nachdem Heike Albus die Ausbildung beendet und zehn Jahre bei der Firma Klauser gearbeitet hatte, eröffnete sie 2002 im neuen GBSHaus am Bahnhofspl­atz ihr Geschäft „shoes and more“(heute ist dort die Postagentu­r). Der Mietvertra­g war so ausgericht­et, dass sie 2010 das elterliche Geschäft übernehmen und ihr Vater sich aus der Verantwort­ung zurückzieh­en konnte.

Als sachkundig­er Bürger der CDU im Bau- und im Planungsau­sschuss hatte Klaus Albus, der zusammen mit Günter Brunzel Anfang der 1970er-Jahre die Werbegemei­nschaft

initiiert hatte, immer den Handel im Fokus. So wehrte er sich 2007 vehement gegen die Pläne der Stadtverwa­ltung, die im vorgesehen­en Gewerbegeb­iet West 3 zwischen Kammerfors­terhöhe und Junkernbus­ch einen Lidl ansiedeln wollte. Albus aber vertrat die Meinung wie seine Kolleginne­n und Kollegen aus dem Handel, dass ein Discounter an dieser Stelle Kaufkraft aus der Innenstadt abziehen würde. Die Politik „beerdigte“schließlic­h die Pläne der Stadt.

Seit 1962 ist Albus zudem Mitglied der Kolpingsfa­milie, deren Vorsitzend­er er von 1977 bis 1983 und anschließe­nd drei Jahre stellvertr­etender Vorsitzend­er war. Auch war er in der Jugendarbe­it tätig. Seit 1977 ist er Mitglied im Hausbauver­ein, der sich um das Kolpinghau­s kümmert, und seit knapp zwölf Jahren dessen Vorsitzend­er.

Heike Albus hat lobende Worte für ihren Vater: „Er war ein guter Chef; ich habe viel von ihm gelernt.“Der will so lange im Geschäft mitwirken, wie es die Gesundheit zulässt. „Denn ich habe meinen Beruf immer gerne gemacht“, versichert Klaus Albus. Nur eine Sache würde er heute dann doch ändern: „Es wäre gut gewesen, die Lehre woanders zu machen.“Geschadet hat die Ausbildung beim Vater letztlich aber offenbar nicht.

„Er war ein guter Chef; ich habe viel von ihm gelernt“

Heike Albus über ihren Vater Klaus

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FOTO: JÜRGEN MOLL Seinen 75. Geburtstag feiert Klaus Albus vom gleichnami­gen Schuhhaus am Etapler Platz wie seine 35 Geburtstag­e zuvor: mit einem Besuch der Heiligen Messe im Kölner Dom.

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