Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Die Luft ist ein bisschen raus“
Der scheidende Trainer der Panther-Handballerinnen über seine Beweggründe und private Neuigkeiten.
Das neue Jahr hat begonnen, für Sie geht’s damit in die letzte Saisonhälfte mit den Oberliga-Handballerinnen der Bergischen Panther. Was hat Sie am Ende dazu bewogen, im Sommer Ihr Traineramt zur Verfügung stellen zu wollen?
Denis Jörgens Eigentlich war der Plan, schon vor der laufenden Saison aufzuhören. Da hatten mich die Mädels aber gebeten, dass ich weitermache. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Luft ein bisschen raus ist und es der Mannschaft gut täte, wenn ein neuer Trainer für mehr Motivation und Ehrgeiz sorgen würde. Wenn ich momentan etwas sage, scheint das nicht zu 100 Prozent bei den Spielerinnen anzukommen. Das ist ein Prozess, der sich über die Jahre einschleicht. Außerdem möchte meine Frau Louisa nächstes Jahr wieder Handball spielen und fände es deswegen bestimmt auch ganz gut, von jemand anderem trainiert zu werden.
Sie sprechen es an. Die Zusammenarbeit mit diesem Team existiert ja seit Jahren.
Jörgens Ich habe die Mannschaft 2011 im zweiten A-Jugend-Jahr übernommen. Mit Spielerinnen wie Louisa Boll, Dunja Pfeiffer, Kim Müller, Selina Dietl oder meiner Frau. Damals waren es Mädchen, heute Frauen. Im Seniorenbereich haben wir dann zunächst in der Bezirksliga gespielt, sind in die Landesliga aufgestiegen, haben aber in dieser nie gespielt. Wegen des Rückzugs der ersten Frauen-Mannschaft ging es direkt in die Verbandsliga, aus der wir 2017 den Sprung in die Oberliga geschafft haben. Die Mannschaft hat sich von Jahr zu Jahr weiterentwickelt. In der Oberliga wurden wir direkt Vizemeister, haben vergangene Saison die Klasse als Tabellenachter gehalten und belegen diesen Platz auch aktuell wieder. Unterm Strich haben wir viel erreicht und bewegt.
Sind und waren die Ziele denn mal andere?
Jörgens Ich persönlich wäre gerne mal in die Nordrhein-Regionalliga aufgestiegen. Aber irgendwo sind eben auch Grenzen gesetzt. Und ich denke, in der Oberliga sind wir gut aufgehoben. Weil das Freundschaftliche bei uns eine sehr große Rolle spielt.
Über die vielen Jahre ist die Beziehung untereinander ja sicher auch gewachsen.
Jörgens Das ist definitiv so. Da sind viele Freundschaften entstanden. Wir unternehmen auch außerhalb der Halle viel miteinander und sind eng miteinander verbunden.
Bestes Beispiel sind Sie und Ihre Frau, die Sie vergangenes Jahr geheiratet haben und mit der Sie 2020 erstmals Nachwuchs erwarten. Wann wird’s soweit sein? Jörgens Ausgerechneter Termin ist der 20. Februar.
Junge oder Mädchen? Jörgens Ein Mädchen.
Also eine Handballerin.
Jörgens (lacht) Natürlich. Unsere Ärztin hat gesagt, dass es eine große Handballerin mit langen Beinen wird. Woher auch immer das dann kommen mag . . .
Sind Sie denn vorbereitet?
Jörgens Das Zimmer ist fertig, das Krankenhaus ausgesucht, und Klamotten haben wir auch gekauft. Der Vorbereitungskurs beginnt im Januar.
Zurück zum Sportlichen: Wie soll es für Sie weitergehen?
Jörgens Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Ich könnte mir vorstellen, auch mal wieder selber etwas ambitionierter zu spielen. Unter Ceven Klatt und später Erwin Reinacher habe ich früher ja mal in der Oberliga gespielt. Die Verbandsliga würde ich mir jetzt auch noch zutrauen. Aber eventuell mache ich auch als Trainer weiter, wenn es ein interessantes Angebot gibt.
Mit den Bergischen Panthern werden Sie aber vermutlich immer verbunden
sein.
Jörgens Auf jeden Fall. Zusammen mit meinem Vater Frank, der ja dem Hauptvorstand der Panther angehört, suche ich auch einen Nachfolger für mich. Da wollen wir möglichst schnell die Weichen stellen, damit die Mannschaft zusammenbleibt.
Befürchten Sie, dass der angekündigte Abschied Einfluss auf die sportlichen Leistungen der Mannschaft in den verbleibenden Spielen nehmen wird?
Jörgens Nein, das glaube ich nicht. Wir wollen uns einen Platz im Mittelfeld sichern, dann ist alles okay.
Letzte Frage: Welchen Stellenwert hat der Frauen-Handball Ihrer Meinung nach bei den Panthern überhaupt?
Jörgens Also die ersten Herren sind separat und das Aushängeschild. Dass wir da weniger Beachtung finden, ist ganz normal. Wir werden aber schon etwas vernachlässigt und müssen uns unsere Sponsoren beispielsweise selbst suchen.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE FABIAN HERZOG