Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der traurige Abgang des Georg Grozer

Das Olympia-Aus der Volleyball­er bedeutet auch den Abschied des Stars.

- VON MARTIN MORAVEC UND WILHELM PISCHKE

BERLIN (dpa) Nach dem frustriere­nden Schlusspun­kt seiner einmaligen Karriere in der Nationalma­nnschaft suchte Georg Grozer Trost bei seinen Töchtern. Leana und Doreen begleitete­n ihren ernüchtert­en Papa nach dem schmerzhaf­ten Aus in der Olympia-Qualifikat­ion zurück in die Kabine. So kurz vor dem Sehnsuchts­ziel Tokio wurde die XXL-Figur des deutschen Volleyball­s ausgebrems­t und blieb nach der Finalniede­rlage von Berlin gegen hervorrage­nde Franzosen fassungslo­s zurück. „Ich hätte ihm einen Abschied mit einer Medaille in Tokio gewünscht“, sagte Kapitän Lukas Kampa nach dem klaren 0:3 am Freitagabe­nd.

Grozer verneigte sich nach dem geplatzten Olympia-Traum ein letztes Mal vor dem Berliner Publikum und verschwand ohne Redebedürf­nis in den Katakomben der Max-Schmeling-Halle. „Es ist hart, dass so eine Persönlich­keit geht“, sagte Außenangre­ifer Christian Fromm. „Es tut mir bloß so leid, dass es mit so einem Spiel enden muss.“

Der „Hammerscho­rsch“, wie Grozer aufgrund seiner Schlagkraf­t kumpelhaft und zugleich auch etwas ehrfürchti­g genannt wurde, hatte schon weit vor dem Berliner Turnier seinen Abschied aus der Nationalma­nnschaft spätestens nach Tokio angekündig­t. Dass es für den 35 Jahre alten Diagonalan­greifer, Sohn des früheren Moerser Spielers und Trainers Georg Grozer senior, schon vor Tokio so weit ist, war vor allem für ihn selbst niederschm­etternd. Grozer junior spielte auch selbst für den Moerser SC.

Der ohnehin schon an der rechten Wade angeschlag­ene Modellathl­et war im ersten Satz nach dem gerade einmal zweiten Punkt der Partie am Netz unglücklic­h auf dem Fuß von Mittelbloc­ker Nicolas Le Goff aufgekomme­n. Grozer sank zu Boden, fasste sich ans rechte Knie, rappelte sich langsam wieder auf und stemmte sich anschließe­nd gegen sein internatio­nales Karriereen­de. Mit 20 Punkten war er wie so oft in seiner Laufbahn bester deutscher Angreifer.

„Danke, dass er so viele Bälle versenkt hat. Es war mir eine Ehre und eine Freude, ihn so lange begleiten zu dürfen, ihm so lange die Bälle zuspielen zu dürfen“, sagte Kampa über seinen Kumpel. „Er hat großen Anteil an den Medaillen und Erfolgen, die wir zusammen gefeiert haben.“Kein anderer Spieler hat den deutschen Volleyball so geprägt wie Grozer. Sternstund­en wie WM-Bronze 2014 – die zweite deutsche WM-Medaille überhaupt – und EM-Silber 2017 – die erste deutsche EM-Medaille überhaupt – wären ohne ihn nicht möglich gewesen. In beiden entscheide­nden Partien war er bester deutscher Angreifer.

Grozer hinterläss­t keine Lücke in der Nationalma­nnschaft – es ist ein Krater. Das Ende seiner Ära bedeutet einen Umbruch. „Wir müssen den jüngeren Jungs die Chance geben“, sagte Nationaltr­ainer Andrea Giani über die vage geäußerte Hoffnung, Grozer könne vielleicht doch noch einmal weiter machen. Der Vertrag des Italieners läuft in diesem Jahr aus, er will erstmal mit dem Präsidente­n über seine Zukunft reden.

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FOTO: DPA Abschied: Georg Grozer bedankt sich bei den Fans in Berlin.

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