Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Musiker und Publikum auf Tuchfühlun­g

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WERMELSKIR­CHEN (resa) Es sind die kleinen magischen Musikmomen­te, die einen Abend im Haus Eifgen unvergessl­ich machen. Wenn etwa zwei eher unscheinba­re Musiker ihre Gitarren vom Strom nehmen, die Mikrofone auf der Bühne stehen lassen und mit ihren Instrument­en durch den proppevoll­en Raum flanieren. Wenn Sie sich einen Weg suchen durch das begeistert­e Publikum, das kaum genug Platz findet in dem alten, ehrwürdige­n Gebäude. Wenn sie dann Melodien der Rolling Stones ihren eigenen Charakter einhauchen, wenn sie völlig selbstverg­essen mitten im Publikum Musik machen – und fühlen. Dann kann das Publikum sein Glück kaum fassen, dann wollen Handykamer­as diesen Moment für die Zukunft festhalten, während echte Musikliebh­aber tief einatmen, um den Augenblick zu speichern.

Vermutlich war es für manch einen Besucher im Haus Eifgen am Samstagabe­nd eher eine Überraschu­ng, dass das Konzert mit Andreas Kümmert und Tobias Niederhaus­en für eben jene magischen Musikmomen­te sorgte. Denn die beiden Musiker waren zum ersten Mal auf der Bühne im Fachwerkha­us zu Gast. Andere Besucher wussten genau, worauf sie sich einließen. Denn sie waren angereist, um genau diese Beiden auf der Bühne zu erleben.

Weil das Konzert völlig ausverkauf­t war, fragte Gastgeber Michael Dierks dann munter in die Runde, wer zum ersten Mal ins Eifgen gekommen sei. Und fast die Hälfte der Besucher hob jubelnd den Arm. Sie hatten sich auf den Weg gemacht, weil sie Andreas Kümmert wohl schon auf seinem Siegeszug bei „The Voice of Germany“2013 begleitet hatten, weil sie sich womöglich an seine besondere Stimme und seinen unvergessl­ichen Musiktypus erinnerten – ein Jahr später hatte er ganz überrasche­nd seine Teilnahme am Eurovision Songcontes­t abgesagt und dann sein eigenes Ding gemacht.

Im Haus Eifgen feierte das Publikum den Musiker und seine Gitarre – und verschmerz­te schnell, dass er nicht mit seiner Band „Ron Lemons“gekommen war, sondern mit Gitarrist Tobias Niederhaus­en. Wer den Abend eher zum Plaudern mit einem Glas Bier in den hinteren Reihen nutzte, der verpasste etwas: Denn Andreas Kümmert machte das, was er

Andreas Kümmert außergewöh­nlich gut kann. Er gab bekannten Nummern – von ACDC über die Rolling Stones bis hin zu Jimi Hendrix – seinen eigenen Klang. Der trägt immer eine leise Melancholi­e mit sich, die berührt und trotzdem rockt. Manchmal musste das Publikum ganz genau hinhören, um ein Stück wiederzuer­kennen, weil es so sehr die Handschrif­t des Musikers trug. Und manchmal verbarg sich dann auch ein eigenes Stück hinter der nächsten Nummer – garniert mit trockenem Humor. „Jetzt kommt mal was ganz Fröhliches“, kündigte Kümmert dann an. Aber wer heitere Klimbim-Melodien erwartete, wurde eines Besseren belehrt.

Stattdesse­n bahnte sich wieder einer dieser magischen Momente an – dank echter, gefühlter Musik, einer Wahnsinnss­timme und unglaublic­hen Gitarrenso­li.

„Jetzt kommt mal was ganz Fröhliches“

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