Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Imposante Holzskulptur
Bildhauerin Johanna Helle stellt in St. Bonaventura in Lennep ihr Kunstwerk aus.
REMSCHEID In Blau und Rot war die leergeräumte Kirche St. Bonaventura am Sonntagabend stimmungsvoll illuminiert. In der Mitte stand auf einem Podest eine imposante Holzskulptur. Sie zeigt eine aufrecht stehende, verschleierte Frau, die ihr Kind im Arm hält. Geschnitzt hat sie die Holzbildhauerin Johanna Helle.
Nach dem Jubiläumsjahr 2018 wurde die Kirche auch in diesem Jahr wieder zu einem „Andersraum“, der sich bis zum 17. Januar täglich verändert und Raum für Ideen gibt. Nach Tanznacht, Konzert, Autorenlesung und Workshop, ging es jetzt um die Ausstellung „Moderne Pietà“und einen interreligiösen Austausch.
„Wir leben im Zeitalter der Wutbürger, der Hasstiraden und der Ausgrenzung. Grund genug, auf andere Glaubensgemeinschaften zuzugehen. Das ist der einzige Weg zum Frieden“, sagte Kirchenmitarbeiter Andy Dino Iussa, bevor Parisa Badivi ein Lied aus der Bahai-Gemeinde vortrug. Kirchenmusikdirektor Peter Bonzelet sang ein christliches, Imam Korim Koc ein muslimisches und Evgeny Khuirin ein jüdisches Lied.
Zur Geschichte der Pietà, damit ist die Darstellung der trauernden Maria, die den Leichnam Christi im Schoß hält gemeint, sprach der Kunsthistoriker Markus Jurascheck-Eckstein. Er machte deutlich, dass bei einer Pietà etwas Schreckliches krass herausgearbeitet wird. „Es sind Mariendarstellungen entstanden, die auch vom Volk zu verstehen sind. Das Ziel war, sich in den anderen hineinzudenken, zum Mitleiden fähig zu werden. Eine Mutter mit ihrem Kind – mehr muss man eigentlich nicht wissen, wenn man solche Bilder sieht“, hieß seine Erklärung.
Wenn Mitleid in Nächstenliebe umschlage sei spürbar, dass wir Menschen mit Seele und Gefühl sind. Gezeigt wurde dazu ein an die Kirchenwand projiziertes Foto aus Syrien. Es zeigt eine Frau, die ihren wohl durch Tränengas verletzten Sohn in den Armen hält.
„Als ich es das erste Mal gesehen habe, hatte ich sofort das Bild von der Pietà vor meinen Augen“, erzählt die Holzbildhauerin Johanna Helle, die sich schon während ihres Studiums mit der Thematik der Mutter Maria auseinandergesetzt hatte. Ihr imposantes Kunstwerk hat sie aus einem Eichenblock geschnitzt, zwei Wochen lang jeden Tag acht Stunden daran gearbeitet. „Tragen kann ich es nicht alleine. Da brauche ich zwei starke Männer“, sagt die junge Künstlerin.
Während seines Vortrages zeigte der Kunsthistoriker weitere Pietà-Kunstwerke, die in einer Kirche in Köln zu sehen sind. Auch das unvollendete Werk Michelangelos, das eine Maria zeigt, die ihren toten Sohn in aufrechter Position im Arm hält. „Die Auferstehung taucht so auf“, erklärt Juraschek-Eckstein. Mit einem Bibliolog mit Diakon Rony John zum Thema „Abraham“geht es heute (Dienstag) um 15.30 Uhr in St. Bonaventura weiter.