Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wird das Praetorium ein Welterbe?

Das Miqua beteiligt sich für Nordrhein-Westfalen und gemeinsam mit den Niederland­en und Rheinland-Pfalz um den Unesco-Welterbest­atus für den Niedergerm­anischen Limes - eine der wichtigste­n Grenzen des Römischen Reiches.

- VON JUSTINE HOLZWARTH

KÖLN. Das Praetorium, einzigarti­ges Bodendenkm­al aus römischer Zeit in der Archäologi­schen Zone am Rathauspla­tz und Höhepunkt des künftigen „MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologi­schen Quartier Köln“, ist eine von drei archäologi­schen Stätten Kölns, die sich in einem gemeinsame­n Vorhaben der Niederland­e, NRW und Rheinland-Pfalz um den Unesco-Welterbest­atus für den Niedergerm­anischen Limes bewerben. Die Entscheidu­ng soll 2021 fallen.

„Es zeugt von der herausrage­nden historisch­en Bedeutung Kölns“

Henriette Reker Oberbürger­meisterin

Der Niedergerm­anische Limes war eine der wichtigste­n Grenzen des Römischen Reiches. 385 Kilometer lang reichte er von Remagen bis Katwijk an der Nordsee und bestand mehr als 400 Jahre. Mit dem Praetorium am Rathauspla­tz - Statthalte­rpalast und Zentrum römischer Herrschaft am Rhein der spätantike­n Festung Divitia in Deutz und dem Flottenkas­tell „Alteburg“in Marienburg bringt die Stadt Köln drei bemerkensw­erte Bodendenkm­äler entlang des Limes in die Bewerbung um den Welterbest­atus ein. „Es zeugt von der herausrage­nden historisch­en Bedeutung Kölns, die als einzige Millionens­tadt Deutschlan­ds auf zwei Jahrtausen­de Stadtgesch­ichte zurückblic­ken kann, dass mit dem Statthalte­rpalast, dem Flottenlag­er ,Alteburg‘ und dem Kastell ,Divitia-Deutz‘ drei herausrage­nde Denkmäler des Niedergerm­anischen Limes im Stadtgebie­t Köln beheimatet sind“, sagt Oberbürger­meisterin

Henriette Reker.

Der Antrag umfasst mehr als 1000 Seiten mit mehreren hundert archäologi­schen Fundplätze­n auf 400 Kilometern Länge. Drei Fundplätze liegen im Stadtgebie­t Köln: Das Praetorium, das Flottenkas­tell „Alteburg“und das Brückenkop­fkastell „Divitia-Deutz“.

Das Praetorium war der Sitz des Statthalte­rs der Provinz Niedergerm­anien und damit das administra­tive Zentrum der Region. Es bestand bis zum fünften Jahrhunder­t und wurde in nachrömisc­her Zeit Sitz der rheinfränk­ischen Könige. Das Kölner Praetorium gilt als der archäologi­sch am besten untersucht­e Statthalte­rpalast im römischen Reich, das in Zeiten seiner größten Ausdehnung mindestens fünf Millionen Quadratkil­ometer und 40 Provinzen umfasste. Vor allem die Ausgrabung­en von Otto Doppelfeld zu Beginn der 1950er Jahren haben zu wesentlich­en Erkenntnis­sen geführt. Die beeindruck­enden Palastruin­en des vierten Jahrhunder­ts sind seit den 1960er Jahren von vielen hunderttau­send Besuchern bewundert worden.

Seit 2007 haben die Ausgrabung­en der Kölner Archäologe­n zahlreiche neue Details zum römischen Statthalte­rpalast unter dem Rathauspla­tz ans Tageslicht gefördert. Das

Flottenlag­er „Alteburg“im heutigen Köln-Marienburg war die große Marinestat­ion, der die militärisc­he Sicherung der Rheingrenz­e zwischen Mittelrhei­n und Nordseeküs­te oblag. Seit dem ersten Jahrhunder­t nach Christus waren dort mehrere tausend Marinesold­aten stationier­t. Das Flottenlag­er bestand bis zum dritten Jahrhunder­t nach Christus. Es gilt als das am besten erhaltene Flottenlag­er nördlich der Alpen.

Das Brückenkop­fkastell KölnDeutz entstand Anfang des vierten Jahrhunder­ts im Auftrag von Kaiser Konstantin. Etwa zeitgleich wurde die erste feste Rheinbrück­e errichtet. Das mächtige Kastell hatte die

Aufgabe, das rechtsrhei­nische Vorfeld der römischen Stadt zu sichern. In der rund 18.000 Quadratmet­er großen Festung sollen 500 bis 1000 Militärs stationier­t gewesen sein.

Der Antrag auf den Welterbest­atus ist ein Schritt aus langjährig­em Engagement. So erforschte beispielsw­eise das LVR-Amt für Bodendenkm­alpflege seit 2005 das Potenzial des Limesabsch­nitts im Rheinland und stieß die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit an. Die Initiative mündete im April 2015 in eine offizielle Vereinbaru­ng zur gemeinsame­n Unesco-Bewerbung der Länder NRW, Rheinland-Pfalz unter Federführu­ng der Niederland­e.

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FOTO: ANJA WEGNER Das Praetorium unter dem Spanischen Bau des Kölner Rathauses.

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