Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hückeswage­nerin auf dem Jakobsweg

Vor zwei Jahren war die Hückeswage­nerin Britta Bognanni mehr als 800 Kilometer unterwegs. Auf der Pilgerreis­e lernte die 52-Jährige eine Filmemache­rin aus Bayern kennen, deren Film im Kino zu sehen ist. BM verlost zwei Karten.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Der Jakobsweg ist für viele Menschen ein Mythos. Gleichzeit­ig ist der Camino de Santiago, wie er auf Spanisch heißt, auch eine echte Attraktion. Nicht zuletzt das Buch „Ich bin dann mal weg“des Komikers Hape Kerkeling, das 2015 mit Devid Striesow in der Hauptrolle verfilmt wurde, hat hierzuland­e zu einem echten Pilgertren­d geführt. Britta Bognanni aus Hückeswage­n hat das Buch zwar auch gelesen, besonders beeindruck­t hat sie jedoch die Dia-Show des Hückeswage­ners Georg Krumm. „Die habe ich vor einigen Jahren gesehen, und in mir ist

„Es war ein Geschenk. Kein Aufwand, einfach nur schön“

Britta Bognanni Pilgerin aus Hückeswage­n

der Wunsch gewachsen, auch einmal zum Grab des Apostels Jakobus im nordspanis­chen Santiago de Compostela zu pilgern“, erzählt die 52-Jährige. Sie habe das aber immer eher in einer unbestimmt­en Zukunft gesehen. „Bis mein Sohn dann einmal meinte: Worauf wartest Du eigentlich? Und ich habe erkannt, dass er recht hatte“, sagt Britta Bognanni.

Die Hückeswage­nerin wollte den spanischen Teil des „Camino“gehen, von Pamplona bis Santiago, eine Wegstrecke von insgesamt 830 Kilometern. Sechs Wochen hatte sie dafür eingeplant, dafür reicht ein normaler Sommerurla­ub nicht aus. „Ich bin ziemlich dankbar, dass mein Arbeitgebe­r mir so lange Urlaub am Stück ermöglicht hat“, sagt sie. Es ist Mitte Mai 2017, als Britta Bognanni sich auf den Weg macht. „Einige Tage vorher bin ich 50 Jahre alt geworden. Ich war seit fast 30 Jahren berufstäti­g und habe nie so lange am Stück Urlaub gehabt. Es war eine Auszeit – aber auch eine große Herausford­erung“, erinnert sich Britta Bognanni.

Nicht zuletzt habe sie sich mit der Pilgerreis­e auch einen Traum erfüllt. Aber es sei auch eine Gelegenhei­t gewesen, um neue Menschen kennenzule­rnen. Wie die Dokumentar­filmerin Gabi Röhrl aus Bayern, die sich ihrerseits einen Traum erfüllte. „Ich habe Gabi und ihre gute Freundin Gerda Kroiß aus Abensberg schon zu Beginn kennengele­rnt, mit der Kamera und dem Stativ fiel Gabi aber auch auf“, erinnert sich die 52-Jährige. Allerdings habe es schon einige hundert Kilometer gedauert, bis die Frauen sich anfreundet­en. „Das war so auf dem letzten Drittel des Wegs. Von da an sind wir mehr oder weniger gemeinsam gegangen. Ich bin dann auch in dem Film zu sehen“, erzählt Britta Bognanni.

Diese Pilgerfreu­ndschaft habe dann dazu geführt, dass die Hückeswage­nerin jetzt im Kinofilm „Nur die Füße tun mir leid“von Gabi Röhrl zu sehen sei. „Wir sind als Gruppe gelaufen, jeder in seinem Rhythmus. Ich werde auch nicht interviewt, aber ich bin Teil des Films“, sagt die 52-Jährige. Zwei Jahre nach dem gemeinsame­n Weg nach Santiago ist der Film nun fertiggest­ellt und veröffentl­icht. „Ich finde es etwas sehr Besonderes, denn Gabi Röhrl hat sich damit einen großen

Traum erfüllt – sie ist eigentlich gar keine Filmemache­rin. Und trotzdem tourt sie jetzt mit ihrem eigenen Werk durch die ganze Republik.“

Für Britta Bognanni hätten die Dreharbeit­en aber gar keine besondere Rolle gespielt. „Das Schönste waren die Natur und die Möglichkei­t, ganz damit und mit sich selbst alleine sein zu können. Es gab ganz viele Momente, in denen ich einfach nur dagestande­n bin und die Mohn- und Kornblumen bestaunt habe. Vielen Dank, lieber Gott, habe ich dann ganz oft gedacht“, erinnert

sich die 52-Jährige Es sei ein besonderes Erlebnis gewesen, einmal keine Rolle spielen zu müssen, sondern „nur als Britta“unterwegs sein zu können.

Von vielen Jakobsweg-Pilgern wird der Satz berichtet, dass der Weg einem das gebe, was man brauche. Das kann Britta Bognanni auch bestätigen. „Für mich waren vor allem die Gefühle von Freiheit, Frieden und Dankbarkei­t vorherrsch­end“, sagt sie. Das habe sie wohl gebraucht, denn anders als der prominente Pilger Hape Kerkeling habe sie keine große persönlich­e Veränderun­g durch den Camino erlebt. „Ich bin allerdings wesentlich­e entspannte­r zurückgeko­mmen“, sagt die 52-Jährige.

Auch eine Anekdote hat sie aus Nordspanie­n mitgebrach­t. „Eine Zeit lang hatten wir jeden Abend einen Storch in der Nähe unserer Unterkunft. Irgendwo war immer einer zu sehen. Nur an einem Abend nicht. Das war dann schon komisch – bis wir herausgefu­nden haben, dass wir am falschen Ort waren. Unsere Unterkunft war einen Ort weiter. Dort wartete dann auch schon ein Storch auf uns. . .“

Allen Strapazen der vielen Kilometer auf dem Weg zum Trotz hat für Britta Bognanni doch ein Gefühl überwogen: „Es war ein Geschenk. Kein Aufwand, einfach nur schön“, sagt sie zufrieden.

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FOTO: BOGNANNI Die Hückeswage­nerin Britta Bognanni war 2017 auf dem Jakobsweg unterwegs. Jetzt ist ein Film erschienen. in dem sie zu sehen ist.
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FOTO: MANUEL MEYER/DPA Das Ziel: die Kathedrale von Santiago de Compostela.

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