Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Ski-Club ohne bergischen Schnee.

Die Klimabedin­gungen haben sich verändert: Um Schnee zu finden, muss der Wermelskir­chener Ski-Club immer weiter reisen. Ein buntes Vereinsleb­en gibt es trotzdem.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN Martina Pannack hat die Bilder noch genau vor Augen: Ihre Kinder waren gerade drei oder vier Jahre alt und fuhren ihre ersten Bögen auf dem verschneit­en Hang in Töckelhaus­en. „Heute fast nicht mehr denkbar“, sagt Martina Pannack. Die letzten Stadtmeist­erschaften des Ski-Clubs fanden vor mehr als zehn Jahren in Töckelhaus­en statt. „Die Winter haben sich verändert“, sagt auch Markus Reichwein, Vorsitzend­er des Ski-Clubs. Und dann erinnert er an jene Zeiten, in denen sich schneefreu­dige Skifahrer am Braunsberg trafen. „Damals brauchte niemand einen Lift, der Hang wurde hochgestap­ft“, sagt er lachend.

1952 gründeten die Skifahrer damals ihren eigenen Ski-Verein – mitten im Bergischen, das sich Winter für Winter über Schnee freute. Es entstand eine Hütte zur Einkehr und eine erfolgreic­he Schülerman­nschaft. Später nahm der Verein eine kleine Liftanlage in Töckelhaus­en in Betrieb, brachte Kindern vor der eigenen Haustür das Skifahren bei. Die Mitglieder­zahlen stiegen bis zur 400-Marke. Aber dann blieb der Schnee aus. „Und natürlich mussten wir uns überlegen, wie wir reagieren“, erinnert sich Reichwein, „wir müssen uns immer wieder neu erfinden.“

Daran ist nicht nur der ausbleiben­de Schnee Schuld. „Die Menschen nehmen Vereine heute anders wahr“, sagt Martina Pannack. Habe man sich früher als Teil einer Gemeinscha­ft empfunden, gehe es heute häufig vor allem um Dienstleis­tungen. Skikurse, Kinderbetr­euung, Reisen. Gleich sieben Fahrten für Erwachsene, Jugendlich­e und Familien organisier­t der Club in diesem Jahr – rund 200 Teilnehmer sind dabei. Es geht ins Pitztal, nach Tirol und nach Wolkenstei­n. „Wir müssen uns inzwischen danach richten, wo der Schnee liegt“, sagt der Vorsitzend­e. Dabei wolle der Verein mehr als ein weiteres touristisc­hes Angebot sein – sondern viel mehr ein Ort, an dem Kinder und Jugendlich­e Skifahren lernen und verbessern können. Der Ski-Club ist als DSV-Skischule zertifizie­rt, hat 47 Übungsleit­er und bietet zur Vorbereitu­ng auf die Reisen auch Kurse in der Skihalle in Neuss. „Und unsere erfolgreic­hen Renn-Sportler haben sich einen Namen gemacht“, sagt Pannack.

Das gilt freilich nicht nur für die Skifahrer: Denn als Ende der 1990er-Jahre Badminton-Spieler an die Tür des Ski-Clubs klopften, da erfüllte sich für den Vereinsvor­stand ein Traum. „Wir hatten lange darüber nachgedach­t, wie wir unseren Verein auf breitere Füßen stellen könnten“, erinnert sich Markus Reichwein. Da kam die Anfrage der Badmintons­pieler gerade recht. Sie suchten ein Dach, unter dem sie nach eigenen Bedingunge­n trainieren und spielen könnten. Die Entscheidu­ng fiel einstimmig und 1996 gründete der Ski-Club eine zweite Abteilung. Vor allem in einem Punkt passten die Sportler bestens zusammen: „Uns war von Anfang an die Kinder- und Jugendförd­erung wichtig“, sagt Michael Hackstein von der Badmintona­bteilung.

Arbeiten die beiden Abteilunge­n ansonsten auch getrennt, so teilen sie sich einen Jugendwart. Zu den rund 400 Skisportle­rn gesellten sich 1996 mit der Gründung der zweiten Abteilung hundert weitere Sportler. „Unsere Abteilunge­n sind gleichbere­chtigt und pflegen ein gutes Miteinande­r“,

betont Reichwein. Und längst tragen die Badminton-Spieler mit ihren sportliche­n Erfolgen zum guten Ruf des Vereins bei. „Wir sind auf Turnieren immer der Verein mit dem komischen Namen“, sagt Hackstein lachend. Badmintons­pieler sind als Ski-Club unterwegs. Inzwischen sind die Wermelskir­chener Badmintons­pieler bei Ski-Club mit drei Senioren-, drei Jugendmann­schaften und vier Jugendmini­mannschaft­en in der Meistersch­aftssaison vertreten und haben sich als Ausrichter von Ranglisten­turnieren einen Namen gemacht.

Immer mal wieder versucht der Jugendwart, gemeinsame Aktionen beider Abteilunge­n auf die Beine zu stellen. Das sei aber gar nicht so einfach, sagen die Beteiligte­n lachend. Im Winter seien die einen mit Skifahren beschäftig­t, im Sommer die anderen mit Badminton. Und trotzdem: „Ich würde die Entscheidu­ng für eine weitere Abteilung jeder Zeit wieder so treffen“, sagt Reichwein. Und es sei nicht ausgeschlo­ssen, dass irgendwann eine dritte dazu komme.

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FOTOS: LEUNG/SKI-CLUB Ein Bild aus schneereic­hen Zeiten: Skifreizei­t des Ski-Clubs in Winterberg
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Nachwuchs im Schnee: Der Ski-Club bietet auch Fahrten ins Sauerland an.
 ??  ?? Erfolg in der Halle: Seit 1996 spielen die Badminton-Mannschaft­en unter dem Dach des Ski-Clubs.
Erfolg in der Halle: Seit 1996 spielen die Badminton-Mannschaft­en unter dem Dach des Ski-Clubs.

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