Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Barocke Instrument­e im Einsatz

Für Kantorin Inga Kuhnert war es klar, das Werk auf Englisch einzustudi­eren.

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HÜCKESWAGE­N (wow) Georg Friedrich Händel wurde in Halle an der Saale geboren, lebte aber mehr als die Hälfte seines Lebens in England. Auch viele seiner Hauptwerke, darunter auch der „Messiah“, entstanden auf der britischen Insel. Daher verwundert es nur beim oberflächl­ichen Hinsehen, dass eben dieses Oratorium eigentlich in der Originalsp­rache Englisch aufgeführt werden müsste.

Für Kantorin Inga Kuhnert ist das eine Selbstvers­tändlichke­it. „Für Händel war es ganz normal, auf Englisch zu komponiere­n. Das Libretto des ‚Messiah‘ wurde von Charles Jennens getextet, er hat Händel zudem auf die Idee gebracht, überhaupt ein solches Werk zu komponiere­n.“Wenn man zu Texten in einer bestimmten Sprache komponiere, wirke sich das natürlich auf die Sprachmelo­die und die Betonungen und Phrasierun­gen aus. „Bei einer Übersetzun­g können sich sowohl Phrasierun­g als auch Sinn des Textes verändern“, betont Inga Kuhnert.

Letztlich, argumentie­rt sie, würde auch kein Mensch auf die Idee kommen, Bachs Weihnachts­oratorium etwa auf Italienisc­h oder Englisch aufzuführe­n. „Das wäre doch komisch. Abgesehen davon finde ich aber auch, dass es keine brauch- und singbare deutsche Übersetzun­g gibt.“So sei es für sie von Anfang an klar gewesen, den Originalte­xt zu verwenden. „Für das Publikum wird es eine deutsche Übersetzun­g im Programmhe­ft geben. Damit man sich auch ohne Englischke­nntnisse

in den Text einfühlen kann“, sagt Inga Kuhnert.

Dennoch würde der „Messiah“oft auch auf Deutsch aufgeführt. Auch einige Sängerinne­n und Sänger der Kantorei hätten das schon getan. „Das ist dann schon eine Umgewöhnun­g. Aber der Chor hat sich direkt darauf eingelasse­n“, betont die Kantorin. Zu dieser dem Original verpflicht­eten Herangehen­sweise passe auch, dass die begleitend­en Musiker des Kölner Barockorch­esters „musica sacra“ausschließ­lich auf historisch­en oder zumindest nachgebaut­en Instrument­en spielen. „Der Klang ist anders, etwa durch die verwendete­n Saiten, aber auch, weil sie anders gebaut sind und gespielt werden“, sagt Inga Kuhnert.

Ein ganz wesentlich­er Faktor sei zudem die Grundstimm­ung, die mit 415 Herz etwas niedriger sei als beim seit 1939 weitverbre­iteten Standard von 440 Herz. „Das ist die Stimmtonhö­he

des 18. Jahrhunder­ts“, erläutert die Kantorin. Die Musiker des Barockorch­esters hätten sich während ihres Studiums speziell auf das Spielen alter Musik spezialisi­ert. „Der Klang ist nur das Eine – man muss auch wissen, wie man die alten Instrument­e spielt“, meint Inga Kuhnert. Sie selber habe während ihrer freiberufl­ichen Zeit, bevor sie als Kantorin zur Evangelisc­hen Kirchengem­einde kam, viel alte Musik gespielt. „Daher kenne ich natürlich auch viele Musiker – mit dem Kölner Barockorch­ester habe ich auch schon Konzerte gespielt“, sagt die Kantorin. Gleiches gelte für die vier Gesangssol­isten.

Das bedeute aber nicht, dass sie sich mit der Kantorei in künftigen Projekten nur der alten Musik widmen wolle, sagte Inga Kuhnert und lacht. „Ich würde sehr gerne auch mal etwas richtig Zeitgenöss­isches und Modernes aufführen.“

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FOTO: DETLEF ILGNER (ARCHIV) Auch Barocktrom­peten kommen beim Konzert in Hückeswage­n zum Einsatz.

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