Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kampf gegen Hass und Hetze

Innenminis­ter Seehofer und Familienmi­nisterin Giffey stellen Prävention­spläne vor

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Der Fall des Bürgermeis­ters von Kamp-Lintfort, Christoph Landscheid­t, der sich aus Angst vor Angriffen durch Rechtsradi­kale bewaffnen will, hat auch die Bundesregi­erung alarmiert. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) und Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD) trafen sich am Mittwoch mit Fachleuten, um über vorbeugend­e Maßnahmen gegen Rechtsextr­emismus, Antisemiti­smus und Hass im Netz zu beraten.

Die Attacken auf engagierte Demokraten zeigten, dass der Rechtsextr­emismus „eine reale Gefahr für unsere Demokratie“sei, erklärte Giffey. Sie forderte eine konsequent­e Strafverfo­lgung und Unterstütz­ung für die Menschen vor Ort, um Hass und Menschenfe­indlichkei­t entgegenzu­treten. Dafür will sie in den kommenden vier Jahren mehr als 460 Millionen Euro in das Programm „Demokratie leben!“stecken.

Mit ihren Programmen reagieren Seehofer und Giffey auf eine Reihe dramatisch­er Angriffe und Drohungen gegen Kommunalpo­litiker. Vor dem Hintergrun­d, dass mit Nordrhein-Westfalen und Bayern in den beiden bevölkerun­gsreichste­n Bundesländ­ern in diesem Jahr Kommunalwa­hlen stattfinde­n, haben die Angriffe auf Gemeindepo­litiker eine besondere Brisanz.

Innenminis­ter Seehofer sieht nicht nur die Politik in der Pflicht. „Neben dem Staat kommt der Gesellscha­ft heute mehr denn je eine zentrale Rolle im Kampf gegen Extremismu­s und Antisemiti­smus zu.“Vereine und Verbände seien im ländlichen Raum besonders wichtige Partner. Er kündigte an, diese mit dem Programm „Zusammenha­lt durch Teilhabe“zu stärken.

Die von den Ministern aufgelegte­n Programme sind Teil des Maßnahmenp­akets, das die Bundesregi­erung Ende Oktober im Kabinett verabschie­det hat. Das Gesamtpake­t ist eine Reaktion auf zunehmende Bedrohunge­n, Gewalt, Hass und Hetze gegen Politiker aller Ebenen. Anlass ist nicht nur der Mord an dem hessischen Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke oder etwa die Messeratta­cke auf die Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker. Auch übelste Beschimpfu­ngen gegen Politiker wie beispielsw­eise gegen Renate Künast haben die Bundesregi­erung auf den Plan gerufen.

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