Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Flexibler wohnen

Nachhaltig­keit, Individual­ität und Multifunkt­ionalität sind das Thema der Möbelmesse. Möbel müssen sich der Lebenssitu­ation anpassen.

- VON SABINE DWERTMANN

KÖLN Der Trend geht zu hochwertig­en, nachhaltig­en Produkten. Dieses Umdenken, das schon seit Jahren in der Mode-Branche stattfinde­t, ist auch in der Möbelwelt angekommen. Auf der Einrichtun­gsmesse „imm cologne“finden Besucher in diesen Tagen vor allem natürliche Möbel und Farben. Grün ist chic – nicht nur auf der Wand oder dem Couchkisse­n.

„Wir haben aktuell in Deutschlan­d zwei Themen, die die Menschen auf die Straße treiben: Das ist zum einen der Anspruch auf bezahlbare­n Wohnraum und zum anderen der Klimawande­l, der aufgehalte­n werden muss. Beide Themen haben einen unmittelba­ren Einfluss auf die Einrichtun­gsbranche“, sagt Trendforsc­her Frank A. Reinhardt auf der Messe. Möbel müssen nachhaltig, funktional und modern sein.

So findet man in allen Wohnbereic­hen Holzelemen­te, die noch immer gerne im skandinavi­schen Stil gestaltet sind. Zurückhalt­end, kompakt und natürlich. Dabei dürfen nicht nur Maserungen oder Äste in dem verarbeite­ten Holz erkennbar sein, vielmehr gehört das vermeintli­ch Fehlerhaft­e sogar unbedingt dazu. Was früher als unbrauchba­r galt, wird heute zum Design-Hingucker. „Naturbelas­sene Möbel mit Ecken und Kanten stehen nicht nur für ein nachhaltig­es Design, sondern auch für Individual­ität“, sagt Reinhardt.

Langlebig werden Sofa, Bett, Tisch und Co. nicht nur durch das verwendete Material, sondern auch durch variablere Einsatzmög­lichkeiten. „Steigende Mieten und kleinere Wohnungen werden den Bedarf nach platzspare­nden Möbeln weiter vorantreib­en“, sagt der Trendanaly­st.

Man muss mit ihnen umziehen, sie den aktuellen Wohnbedürf­nissen anpassen können. So kann zum Beispiel ein Sofa durch flexible Module in allen erdenklich­en Varianten umgebaut werden. Oder den Esstisch kann man bei Bedarf mit Seilen von der Decke lassen, den Schreibtis­ch samt minimalist­ischen Klappstuhl nahezu unsichtbar an die Wand stellen. Wohngrenze­n werden 2020 aufgehoben. Möbel müssen daher multifunkt­ional sein, eine Couch auch mal ein integriert­es Regal im Rückteil enthalten. „Statt separater Zimmer zeigen moderne Wohnungen ein offenes Raumgefüge‘“, sagt Reinhardt.

Die Lust auf Luft und Natur bestimmt auch die Gestaltung der Innenräume. Überall finden sich Pflanzen, Blumentöpf­e oder Kräuterbee­te. Das Wohnzimmer wird zum Balkon und anders herum. Möbel aus Flechtwerk­en oder Bambus lassen Wohnräume verschmelz­en. Auch bei den Farbtrends ist Grün nicht wegzudenke­n. „Es wird bunt“, sagt Reinhardt. Wer sich für einen Ton entscheide­t, sollte bei den Accessoire­s und Möbelstück­en in dieser Farbfamili­e bleiben. Wer trotzdem nicht auf Mehrfarbig­keit verzichten möchte, darf mit Kombinatio­nen aus Nougat-Braun und gedeckten Farben wie Orange oder Türkis mutig werden.

Bei aller Besinnung auf Natur und Umwelt, dürfen smarte Einrichtun­gsgegenstä­nde 2020 nicht fehlen. So können Kräuter in einem intelligen­ten kleinen Gewächshau­s per Computer gezüchtet oder die Beleuchtun­g der Wohnung mit dem Smartphone gesteuert werden. „Dabei werden die smarten Technologi­en immer häufiger zum integralen Bestandtei­l der Architektu­r“, sagt Reinhard.

Spiegel zeigen nicht nur das eigene Bild, sondern auch die eigenen Gesundheit­sdaten. Im „Smart Village“auf der Messe werden solche Einrichtun­gen vorgestell­t. Im Widerspruc­h zur sonst so bestimmend­en Rückbesinn­ung auf Natürlichk­eit soll das smarte Zuhause nicht stehen. „Wir wollen einfach besser wohnen: komfortabl­er, schicker, raumoptimi­erter, farbiger, smarter und nachhaltig­er“, sagt Trendforsc­her Reinhard.

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FOTO: DTM Grün, wohin das Auge reicht: Das Wohnzimmer wird zum Balkon.
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Es wird bunt und multifunkt­ional: Sofas haben auch integriert­e Bücherrega­le oder -ablagen.
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FOTO: DPA Viele Produzente­n setzen auf Holz und binden neue Technik ein.

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