Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
NRW-Manager-Elite drängt auf Klimaschutz
Nächste Woche startet in Davos das Weltwirtschaftsforum, wichtige NRW-Manager sind dabei. Sie meinen: Ohne CO2-Reduktion kein Geschäft.
DÜSSELDORF/DAVOS Wie geht es der Weltwirtschaft? Wo liegen die Chancen, welche Risiken drohen? Um dies zu erfahren, haben der neue Henkel-Chef Carsten Knobel und der Post-Vorstandsvorsitzende Frank Appel nächste Woche denselben Termin im Kalender: Sie nehmen wie viele andere Manager aus NRW am Weltwirtschaftsgipfel in Davos teil. Für den zeichnet sich schon ab, was die großen Themen werden: US-Präsident Donald Trump kann eine Entspannung beim Handelskonflikt mit China erläutern, am Montag verkündet der Weltwährungsfonds seine neue Konjunkturprognose, die Konzernchefs kündigen neue Digitaloffensiven an. Und zum Megathema wird der Kampf gegen den Klimawandel.
„Die Frage, wie wir die Herausforderungen des Klimawandels angehen und den Wandel zu noch nachhaltigerem Wirtschaften gestalten, wird sicherlich intensiv diskutiert“, sagte Henkel-Manager Knobel unserer Redaktion. Noch klarer äußert sich Post-Chef Appel: „Der Klimawandel wird das dominierende Thema in Davos sein.“Er drängt darauf, dass die globale Elite „jetzt“handelt, statt nur zu reden: „Wir brauchen konkrete Pläne und Ziele für die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen im Einklang mit dem Pariser Abkommen.“Als konkretes Ziel schlägt er vor: „Ich bin überzeugt, dass eine globale CO2-Steuer ein guter Schritt wäre – auch weil es Unternehmen ermöglicht, ihr Geschäft verlässlich zu planen.“
Auch Bayer-Vorstandschef Werner Baumann denkt in diese Richtung: „Nachhaltigkeit und Klimawandel werden die zentralen Themen beim Weltwirtschaftsforum in Davos sein“, sagte er unserer Redaktion. Er erinnert daran, der Konzern wolle bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden. Es sei undenkbar, langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu sein, wenn man nicht nachhaltig arbeite. Baumann: „Ich bin gespannt auf den Austausch mit vielen interessanten Teilnehmern aus Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaft und Politik.“
Wie wichtig die Managerelite die Ökothemen nimmt, zeigt auch eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Weltwirtschafsforums (WEF). Danach hängen die fünf größten Risiken mit Gefahren für die Umwelt zusammen. So lautet das Urteil befragter Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft für den vom WEF veröffentlichen Weltrisikobericht. Angesichts von geopolitischen Turbulenzen sowie Abschottung sei Kooperation der einzige Weg, allgemeinen Gefahren entschlossen entgegenzutreten, betont das Forum. Ansonsten drohten „katastrophale“Folgen, da wirtschaftliche Konflikte und politische Polarisierung zunähmen.Die drängendsten Herausforderungen seien die Klimakrise, der Verlust der biologischen Vielfalt und ein rekordverdächtiger Artenrückgang, stellte das WEF fest.
Matthias Zachert, Chef des Kölner Chemiekonzerns Lanxess teilt diese Sorgen. „Als Unternehmen agieren wir in einem zunehmend anspruchvollen Umfeld“, erklärt er
auf Anfrage. Er sehe „große Herausforderungen durch „geopolitische Spannungen, Handelskonflikte oder den Klimawandel“, gleichzeitig aber viele neue Chancen etwa „durch digitale Technologien oder nachhaltige Geschäftsmodelle“. Darüber wolle er nächste Woche reden: „Davos bietet jedes Jahr die einmalige Gelegenheit, viele dieser Themen sehr fokussiert mit Forschern, Politikern und Unternehmenslenkern zu diskutieren. Das gibt uns wichtige Impulse für unsere Entscheidungen.“
Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass viele Manager wie beispielsweise Siemens-Chef Joe Kaeser, die SAP-Führungsriege mit Jennifer Morgan und Christian Klein, sowie Hans-Paul Bürkner von der Boston Consulting Group auch nach Davos kommen, um ihre Geschäftskontakte zu pflegen. Das sieht auch der neue Henkel-Chef Knobel so: „Wie in den Vorjahren nutze ich Davos auch immer dafür, viele Kunden, Geschäftspartner und Industrievertreter zu treffen.“