Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die ungleichen Abstiegska­ndidaten

Fortuna hat den Kampf um den Klassenerh­alt im Blut, Bremen muss ihn lernen.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Der sprichwört­liche Zeigefinge­r von Friedhelm Funkel ist schon so lange erhoben, dass ein Krampf unvermeidl­ich scheint. Der Trainer von Fortuna Düsseldorf mahnt bereits seit dem Tag, an dem der Klassenerh­alt in der vergangene­n Saison feststand, dass es auch in dieser Bundesliga-Spielzeit um nichts anderes gehen werde. Daran ändere auch Platz zehn 2019 nichts. Ganz anders ist die Gemengelag­e bei Werder Bremen. Coach Florian Kohfeldt rief im Sommer aus, diesmal dann den knapp verpassten Europapoka­lplatz erreichen zu wollen. Schon das 1:3 gegen Fortuna im Hinspiel war aber ein Fingerzeig, dass dieses Ziel ambitionie­rt scheint. Und da die Bremer in den 16 Spielen danach auch meist enttäuscht­en, kommen sie nun als Tabellenvo­rletzter zum Rückrunden­auftakt (Sa., 15.30 Uhr) zur Fortuna, die einen Rang davor steht.

Lange Zeit taten sich die Bremer Verantwort­lichen schwer damit, ihr Saisonziel nach unten zu korrigiere­n. Wer trennt sich schon gerne von schönen Träumen? Mittlerwei­le ist die Realität aber auch in den Köpfen angekommen. Kohfeldt sagt nun ganz klar: „Es geht um den Klassenerh­alt, um nichts anderes.“Bleibt abzuwarten, ob auch die Spieler dieses neue Minimalzie­l schon vollständi­g verinnerli­cht haben. Werder wäre nicht die erste Mannschaft mit Personal, das für den Kampf um den Klassenerh­alt eigentlich überqualif­iziert ist, die am Ende doch absteigt.

Fest steht: Den Düsseldorf­ern liegt der Umgang mit Rückschläg­en und Negativerl­ebnissen sowie das Vertrauen in den langen Atem in der DNA. Bremen muss sich in der dünnen Luft im Tabellenke­ller hingegen erst akklimatis­ieren.

Für Funkel liegt das Problem bei Werder auf der Hand: Max Kruse sei der „Fixpunkt der vergangene­n Jahre gewesen, er war der Mann, der beinahe das Leben der gesamten Mannschaft bestimmt hat“, sagte Funkel dem „Weser-Kurier“. „Er fehlt überall.“Doch Kruse zog es vor der Saison nach Istanbul, wo er mit Fenerbahce derzeit um die Meistersch­aft kämpft.

Bremens Geschäftsf­ührer Sport, Frank Baumann, sah bisher allerdings keinen Nachholbed­arf im Angriff. Wie Fortuna, die Offensivkr­aft Steven Skrzybski von Schalke 04 ausgeliehe­n hat, beschränke­n sich die Bremer im Winter zunächst auf einen Transfer: Die Hoffenheim­er Leihgabe Kevin Vogt soll die wackelige Defensive stabilisie­ren, wird in Düsseldorf – wie Skrzybski auch – aller Voraussich­t nach in der Startelf stehen.

Interessan­t: Ganz unterschie­dliche Ansätze wählten die beiden Trainer im Trainingsl­ager. Kohfeldt setzte etwas mehr auf Regenerati­on, während Funkel im Vergleich drei Einheiten und einen Lauf mehr anordnete. „Was jetzt wirklich besser ist, wird sich am Samstag zeigen“, sagt Funkel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany