Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Topografie macht Feuerwehrhaus teurer
Der Bauausschuss beschäftigt sich am 27. Januar mit dem Neubau im Brunsbachtal. Weil ein Höhenunterschied von bis zu acht Metern zu überwinden ist, muss das Gebäude in Massivbauweise erstellt werden.
HÜCKESWAGEN Die bergische Topografie ist gerade bei Neubauten nicht zu unterschätzen. Das haben Privatleute schon genauso erfahren wie die Städte. Auch der Neubau des Feuerwehrhauses im Brunsbachtal ist ein solcher Fall: Im Bauausschuss am Montag, 27. Januar, 17 Uhr, wird im Heimatmuseum der Vorentwurf vorgestellt. Und zumindest was die Finanzen angeht, werden die Politiker schlucken: Denn die aufgrund einer Standortanalyse 2017 ermittelten Kosten von 6,2 Millionen Euro werden nicht ausreichen. Die aktuellen Planungen gehen von knapp über acht Millionen Euro aus – inklusive der 320.000 Euro für den Kauf des Grundstücks.
Auch für Rainer Frauendorf vom Regionalen Gebäudemanagement ist die Topografie im Brunsbachtal mit entscheidend für die deutliche Kostensteigerung. Wenn der Bau realisiert wird, müssen die Kosten fortgeschrieben und aktualisiert werden. „Die jährliche Steigerung des Baupreisindex sollte daher bis zur Umsetzung der Maßnahme in Ansatz genommen werden. Zum Zeitpunkt der Kostenschätzung sieht die DIN eine Genauigkeit der Kosten von plus/minus 30 Prozent vor. Dieser
Prozentsatz nimmt mit der Vertiefung der Planung stetig ab“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Und weiter: „Neben der Konkretisierung des Raumprogramms sind die Kosten der statisch notwendigen Massivbauweise der Fahrzeughalle mit der schwierigen Einarbeitung ins Gelände ausschlaggebend für die jetzige Kostenschätzung.“
Als die Stadt 2017 die 6,2 Millionen Euro in den Haushalt einstellte, ging es nach Angaben von Frauendorf um einen reinen Standortvergleich ohne Berücksichtigung des Geländes. „Wir wussten damals nicht, wie steil das Gelände wirklich ist und wie schmal das Grundstück“, sagt er. Die jetzigen Planungen gehen davon aus, dass für das neue Feuerwehrhaus bis zu acht Meter Höhenunterschied zu überwinden sind. Die 6,2 Millionen Euro seien eine erste Kalkulation gewesen, „aber ohne ordentliche Vorplanung geht das eben nicht“, sagt Frauendorf.
Der enorme Höhenunterschied bei geringer Tiefe des Grundstücks führte dazu, dass einzelne Funktionsbereiche gestapelt werden. So lassen sich kurze Alarmwege, klar abgegrenzte Funktionsbereiche und eine übersichtliche Struktur des Gebäudes planen, heißt es in der Vorlage für den Fachausschuss.
Die Erschließung des Gebäudes mit dem Alarmhof und den Zu- und Abfahrten erfolgt über die Straße „Zum Sportzentrum“. Die Parkflächen für die Alarmparker sind über die gleiche Straße durch eine separate Zufahrt zu erreichen. In Verbindung mit den Parkflächen wird der Übungshof mit dem Übungsturm angelegt. Eine zweite Geländeebene entsteht in nördlicher Richtung zur Bundesstraße, die eine Zufahrt und Parkplätze für die Erschließung des oberen Stockwerks des Gebäudes zulässt. Das neue Feuerwehrhaus wird rückwärtig in den Hang „eingegraben“. In der untersten Ebene befinden sich neben der Fahrzeugund Waschhalle die Werkstatt- und Lagerflächen sowie der Einsatzbereich mit Umkleide- und Sanitärbereichen. In der darüber liegenden Ebene des Zwischengeschosses befindet sich im Kopfbau der einsatztaktische Bereich mit Funk-, Stabsund Lagebesprechungsraum. Von hier ist eine Übersichtsfunktion über die Alarmzufahrt, wie auch die Alarmausfahrt gegeben. Der rückwärtige Bereich der Halle wird als
Galerie ausgebildet. Hier befinden sich neben weiteren Lagerräumen die Technikräume und die Kleiderkammer. Die Halle mit der Galerie wird mit einem massiven, begrünten Flachdach geschlossen – spätere Aufstockung nicht ausgeschlossen. Über dem einsatztaktischen Bereich des Zwischengeschosses erschließt sich die dritte Ebene: Hier befinden sich die Schulungs- und Aufenthaltsbereiche. Auf dem Flachdach über dem Obergeschoss wird Photovoltaik genutzt.
Um das Projekt realisieren zu können, muss das Gebäude der Liegenschaft Ruhmeshalle 5 abgerissen werden. Der Rückbau erfolgt bis Unterkante Fundament und ist in die Kosten der Maßnahme einzurechnen. Bei Feuerwehrhäusern kommen außerdem Kosten für CO-Absaugungen, Druckluftsysteme und die Funkeinsatzzentrale hinzu.
„Ansonsten sind nur wenige Sonderwünsche möglich, denn bei einem Feuerwehrhaus ist fast der komplette Bau vorgegeben, wir haben kaum Einfluss auf die Gestaltung, weil es extremste Vorschriften gibt“, sagt Frauendorf. Auch Wegeverbindungen und Alarmwege seien klar geregelt, höchstens bei der Wahl der Böden oder Fassaden gebe es Spielraum. „Über Geld können wir also nicht viel diskutieren“, sagt Frauendorf. Er fürchte, dass die Politik diese Kröte schlucken müsse, zumal die Feuerwehr dringend ein neues Haus benötige. „Wir müssen was machen, stehen zeitlich aber nicht unter Druck“, sagt er.