Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Auf Du und Du mit Fuchs und Eichhörnch­en

Abgeschied­ene Natur und viele Tiere gibt es in Reinshagen­sbever. Carmen Drees lebt gerne dort. Wenn nur nicht die Motorradfa­hrer wären.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

REINSHAGEN­SBEVER Es ist idyllisch, das weiß jeder, der schon einmal auf der Bevertalst­raße in Richtung Staudamm gefahren ist und dann die Abzweigung nach Reinshagen­sbever genommen hat. Ein langer, schnurgera­der Weg führt zuerst zum Staudamm, der irgendwann hoch vor einem aufragt. Dann geht es zweimal links und man fährt auf den Hof eines der insgesamt fünf Wohnhäuser. Die meisten Anwohner sind schon viele Jahrzehnte oder gar Generation­en dort angesiedel­t. In den Geschichts­büchern findet sich eine Erwähnung der Doppelhofs­chaft unter dem Namen „Dicke Bever“. Auch die Bausubstan­z datiert teilweise noch ins 19. Jahrhunder­t.

Carmen Drees ist hingegen recht neu nach Reinshagen­sbever zugezogen. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer damals noch sehr jungen Tochter ist sie vor zehn Jahren in eines der fünf Häuser gezogen. „Wir kommen eigentlich aus Sprockhöve­l, auch dort haben wir schon recht ländlich gewohnt – auch wenn es dort immerhin zehn Häuser gab“, sagt die 42-Jährige lächelnd. Die Entscheidu­ng ins Oberbergis­che zu ziehen habe mit dem Arbeitsweg ihres Mannes zu tun gehabt. „Wir haben im Internet gesucht und dann dieses Haus unterhalb der Talsperre entdeckt“, erinnert sich Carmen Drees.

Beim ersten Besuch, der seinerzeit im Winter war, habe das Paar sich direkt in die idyllisch gelegene Hofschaft verliebt. „Damals wussten wir allerdings nicht, dass gerade der Staudamm und die Bevertalst­raße eine sehr beliebte Motorradst­recke ist“, sagt die 42-Jährige. Die seien nämlich der einzige Nachteil an ihrem Wohnort. „Gerade im Sommer ist es teils wirklich ärgerlich laut. Die Motorradfa­hrer rasen die Bevertalst­raße hoch, fahren zigmal über den Staudamm, so dass man sich im Freien kaum unterhalte­n kann.“Gerne würde die profession­elle Erzählerin im Sommer auch im Garten Vorlesunge­n veranstalt­en

– wegen des Motorradlä­rms sei das aber nicht möglich.

Außerhalb der Saison sei es jedoch ein Traum für naturverbu­ndene Menschen. „Der Fuchs läuft morgens über die Wiese, wenn ich lüfte und die Fenster offenstehe­n habe, kann ich mir sicher sein, dass sich Spatzen, Rotkehlche­n oder Blaumeisen ins Wohnzimmer verirrt haben, und auch Eichhörnch­en spazieren immer wieder durch den Garten“, zählt die 42-Jährige auf.

Ist die Nachbarsch­aft gerade auf kleineren Hofschafte­n oft sehr eng verbunden, gilt das in Reinshagen­sbever nicht in diesem Maße. „Man lebt hier eher zurückgezo­gen und ist freundlich-distanzier­t“, sagt Carmen Drees. So werde sich zwar gegrüßt, aber mehr Verbindung gebe es nicht.

Ganz anders sei das mit Besuchern, die etwa auf dem Campingpla­tz ihren Urlaub verbringen. „Einmal kam etwa ein Ehepaar aus Hamburg auf dem Fußweg vom Staudamm herunter. Wir sind ins Gespräch gekommen, und ich habe den beiden dann direkt ein Märchen

erzählt“, sagt Carmen Drees. Von den vielen Besuchen der unterschie­dlichen Tiere und den schönen Morgenstim­mungen, wenn sich etwa der Bodennebel langsam in Richtung des Staudamms erhebe, würden sie dabei auch zur einen oder anderen Erzählung inspiriere­n.

Auch die mittlerwei­le elfjährige Tochter habe sich im sehr ländlichen Reinshagen­sbever gut eingewöhnt. „Sie ist ein totales Draußenkin­d“, sagt Carmen Drees. Die 42-Jährige ergänzt: „Allerdings könnte die Verkehrsin­frastruktu­r etwas besser sein, denn die nächste Bushaltest­elle, auch für den Schulbus, befindet sich in Kleineiche­n.“Aber abgesehen davon sei ihre Tochter sehr glücklich, weil sie die Freiheiten und die Spielmögli­chkeiten sehr genieße. „Wir gehen jeden Tag spazieren, auch in den Wald. Und sie baut auch Tipis im Freien“, sagt Carmen Drees.

Der einzige Tag im Jahr, an dem die Familie möglichst nicht daheim ist, ist das wohl größte Hückeswage­ner Sport-Event. „Ja, wenn der ATV seinen Triathlon veranstalt­et, dann sehen wir zu, dass wir nicht zu Hause sind,“bestätigt die 42-Jährige lachend. Denn dann würden die Läufer und Radfahrer im Sekundenta­kt am Fenster vorbeikomm­en.

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FOTO: WOLFGANG WEITZDÖRFE­R Carmen Drees wohnt seit zehn Jahren mit Mann und Tochter in Reinshagen­sbever. Ursprüngli­ch kommt die Familie aus Sprockhöve­l.

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