Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Auf Du und Du mit Fuchs und Eichhörnchen
Abgeschiedene Natur und viele Tiere gibt es in Reinshagensbever. Carmen Drees lebt gerne dort. Wenn nur nicht die Motorradfahrer wären.
REINSHAGENSBEVER Es ist idyllisch, das weiß jeder, der schon einmal auf der Bevertalstraße in Richtung Staudamm gefahren ist und dann die Abzweigung nach Reinshagensbever genommen hat. Ein langer, schnurgerader Weg führt zuerst zum Staudamm, der irgendwann hoch vor einem aufragt. Dann geht es zweimal links und man fährt auf den Hof eines der insgesamt fünf Wohnhäuser. Die meisten Anwohner sind schon viele Jahrzehnte oder gar Generationen dort angesiedelt. In den Geschichtsbüchern findet sich eine Erwähnung der Doppelhofschaft unter dem Namen „Dicke Bever“. Auch die Bausubstanz datiert teilweise noch ins 19. Jahrhundert.
Carmen Drees ist hingegen recht neu nach Reinshagensbever zugezogen. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer damals noch sehr jungen Tochter ist sie vor zehn Jahren in eines der fünf Häuser gezogen. „Wir kommen eigentlich aus Sprockhövel, auch dort haben wir schon recht ländlich gewohnt – auch wenn es dort immerhin zehn Häuser gab“, sagt die 42-Jährige lächelnd. Die Entscheidung ins Oberbergische zu ziehen habe mit dem Arbeitsweg ihres Mannes zu tun gehabt. „Wir haben im Internet gesucht und dann dieses Haus unterhalb der Talsperre entdeckt“, erinnert sich Carmen Drees.
Beim ersten Besuch, der seinerzeit im Winter war, habe das Paar sich direkt in die idyllisch gelegene Hofschaft verliebt. „Damals wussten wir allerdings nicht, dass gerade der Staudamm und die Bevertalstraße eine sehr beliebte Motorradstrecke ist“, sagt die 42-Jährige. Die seien nämlich der einzige Nachteil an ihrem Wohnort. „Gerade im Sommer ist es teils wirklich ärgerlich laut. Die Motorradfahrer rasen die Bevertalstraße hoch, fahren zigmal über den Staudamm, so dass man sich im Freien kaum unterhalten kann.“Gerne würde die professionelle Erzählerin im Sommer auch im Garten Vorlesungen veranstalten
– wegen des Motorradlärms sei das aber nicht möglich.
Außerhalb der Saison sei es jedoch ein Traum für naturverbundene Menschen. „Der Fuchs läuft morgens über die Wiese, wenn ich lüfte und die Fenster offenstehen habe, kann ich mir sicher sein, dass sich Spatzen, Rotkehlchen oder Blaumeisen ins Wohnzimmer verirrt haben, und auch Eichhörnchen spazieren immer wieder durch den Garten“, zählt die 42-Jährige auf.
Ist die Nachbarschaft gerade auf kleineren Hofschaften oft sehr eng verbunden, gilt das in Reinshagensbever nicht in diesem Maße. „Man lebt hier eher zurückgezogen und ist freundlich-distanziert“, sagt Carmen Drees. So werde sich zwar gegrüßt, aber mehr Verbindung gebe es nicht.
Ganz anders sei das mit Besuchern, die etwa auf dem Campingplatz ihren Urlaub verbringen. „Einmal kam etwa ein Ehepaar aus Hamburg auf dem Fußweg vom Staudamm herunter. Wir sind ins Gespräch gekommen, und ich habe den beiden dann direkt ein Märchen
erzählt“, sagt Carmen Drees. Von den vielen Besuchen der unterschiedlichen Tiere und den schönen Morgenstimmungen, wenn sich etwa der Bodennebel langsam in Richtung des Staudamms erhebe, würden sie dabei auch zur einen oder anderen Erzählung inspirieren.
Auch die mittlerweile elfjährige Tochter habe sich im sehr ländlichen Reinshagensbever gut eingewöhnt. „Sie ist ein totales Draußenkind“, sagt Carmen Drees. Die 42-Jährige ergänzt: „Allerdings könnte die Verkehrsinfrastruktur etwas besser sein, denn die nächste Bushaltestelle, auch für den Schulbus, befindet sich in Kleineichen.“Aber abgesehen davon sei ihre Tochter sehr glücklich, weil sie die Freiheiten und die Spielmöglichkeiten sehr genieße. „Wir gehen jeden Tag spazieren, auch in den Wald. Und sie baut auch Tipis im Freien“, sagt Carmen Drees.
Der einzige Tag im Jahr, an dem die Familie möglichst nicht daheim ist, ist das wohl größte Hückeswagener Sport-Event. „Ja, wenn der ATV seinen Triathlon veranstaltet, dann sehen wir zu, dass wir nicht zu Hause sind,“bestätigt die 42-Jährige lachend. Denn dann würden die Läufer und Radfahrer im Sekundentakt am Fenster vorbeikommen.