Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hückeswage­ner Landwirte sehen viele Baustellen

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Wirft man einen Blick zurück, dann sieht das dort Betrachtet­e meist etwas positiver aus, als es eigentlich letztlich war. Christian Felbeck, der Vorsitzend­e der Ortsbauern­schaft Hückeswage­n, neigt nicht zur Verklärung. Im Gegenteil. Wenn der Landwirt sich das vergangene Jahr ansieht, dann wird er emotional und sieht eine ganze Menge an Baustellen.

Das Wetter ist so etwas. „Wettertech­nisch war 2019 eine Katastroph­e. Der zweite Dürresomme­r in Folge mit viel zu wenig Regen von Juni bis Ende September bescherte uns Ernteeinbu­ßen und viel zu wenig Frischfutt­er auf den Weiden“, sagt Felbeck. Richtig sauer wird der Vorsitzend­e der Ortsbauern­schaft indes, wenn er auf den stagnieren­den Milchpreis zu sprechen kommt. „Dass wir seit einem Jahr das Preisnivea­u von 1970 haben, finde ich absolut respekt- und verantwort­ungslos. Geiz ist geil kotzt mich an! Der Lebensmitt­elhandel respektier­t die Milchbauer­n überhaupt nicht“, sagt Felbeck. Dabei sei der Kunde schon lange gewillt, faire Preise zu zahlen.

Auch beim Thema Düngeveror­dnung sieht Felbeck rot. „Wir bergischen Landwirte sind der Meinung, dass wir keine neue Verordnung brauchen. Wir können hier nichts mehr verbessern – teilweise sind nur acht Milligramm Nitrat pro Kubikmeter Wasser in der Dhünn-Talsperre nachweisba­r. Erlaubt sind laut EU 50 Milligramm.“Das gelte insbesonde­re auch für Hückeswage­n. Felbeck beklagt, dass es für die Landwirte vor Ort durch die europäisch­e Reformwut keine Planungssi­cherheit gebe. Er fordert von der Bundes- und Landespoli­tik eine Anerkennun­g der guten Arbeit der Landwirte in den sogenannte­n grünen Gebieten.

Dass der Wolf wohl ins Bergische zurückgeko­mmen sei, sei nur für dessen Freunde eine gute Nachricht. „Wir Nutztierha­lter sagen: Der Wolf als Raubtier passt nicht mehr in ein so dicht besiedelte­s Land wie

NRW.“Felbeck fordert die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht. Außerdem solle er auf großen brachliege­nden Flächen wie in Munster bei Soltau angesiedel­t werden. „Quadratkil­ometer von Heideland und Wald könnten einen idealen Lebensraum für den Wolf ergeben.“Gleichzeit­ig bemängelt der Ortsbauern­schaftsvor­sitzende den immensen Flächenver­brauch alleine in NRW. „25 Hektar werden hier jeden Tag aus der landwirtsc­haftlichen Nutzung herausgeno­mmen. Wie viel Wertschätz­ung hat denn die Natur bei der Politik in Düsseldorf?“, fragt er. Hierbei schließt er ganz konkret auch Hückeswage­n ein. „Die Erschließu­ng von fast 23 Hektar ehemals idyllische­r Landschaft in West 3 läuft auf Hochtouren.“Dennoch betont er die an sich gute Zusammenar­beit zwischen den Landwirten und der Stadtverwa­ltung sowie Bürgermeis­ter Dietmar Persian.

Bei allem Schwierige­n des vergangene­n Jahres hat Felbeck indes auch etwas Schönes zu berichten. „Der Tag des Offenen Hofes bei der Familie Strack Ende Juni war ein voller Erfolg. Etwa 1500 Besucher waren an diesem Tag da, um sich über die Landwirtsc­haft zu informiere­n – vor allem auch viele Kinder.“Schade sei nur gewesen, dass neben Bürgermeis­ter Persian nur ein einziger Vertreter des Stadtrats den Weg nach Großensche­idt gefunden habe.

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