Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Fünf Männer haben bislang die Ehrenbürgerschaft der Stadt erhalten. Die BM stellt sie vor.
Fünf Männer haben bislang die Ehrenbürgerschaft der Stadt erhalten. Die BM stellt sie und ihre Verdienste vor.
RADEVORMWALD Eine der höchsten Ehren, die der Bürger einer Stadt erhalten kann, ist die Ernennung zum Ehrenbürger. Die Stadt Köln beispielsweise hat auf ihrer Ehrenbürgerliste derzeit 23 Personen, eine ganze Reihe ist allerdings im Nachhinein daraus entfernt worden, hauptsächlich Größen aus der Zeit des „Dritten Reiches“.
Die Liste der Ehrenbürger von Radevormwald ist nicht ganz so lang. Bislang ist fünf Personen diese Auszeichnung verliehen worden, Frauen sind nicht darunter. Auch fällt auf, dass seit mehr als 20 Jahren kein Einwohner sich so viele Verdienste erworben hat, dass es für eine Ehrenbürgerschaft reicht. Die BM wirft einen Blick auf jene Männer, die bislang diese Auszeichnung erhielten.
Otto Rocholl (1848-1931) erhielt die Ehrenbürgerwürde am 5. November 1928 – am gleichen Tag wurde 80 Jahre alt. Der Name Rocholl ist mit der Wirtschaftsgeschichte von Radevormwald eng verflochten. Otto Rocholl hatte 1858 die Schlossfabrik gemeinsam mit seinem Bruder Louis übernommen. Unter seiner Ägide erlebte das Familienunternehmen einen großen Aufschwung. Er war jedoch nicht nur als Unternehmer aktiv, sondern engagierte sich auch in der Stadtpolitik. So war er von 1882 bis 1919 Stadtverordneter und von 1889 bis 1919 erster Beigeordneter. Dass Radevormwald eine Bahnlinie erhielt, wird vor allem seinem Einfluss zugeschrieben, außerdem sorgte er durch Sammlungen für die Grundstein zum Radevormwalder Krankenhaus und machte durch Schenkungen von Grundstücken den Bau von Schulen möglich.
Dr. Franz-Rudolf Bornewasser (1866-1951) wurde von seiner Vaterstadt am 12. März 1946 die Ehrenbürgerwürde verliehen. Er hatte das Gymnasium in Wipperfürth besucht, später zog es ihn zum Studium
nach Bonn und Marburg. Nach Stationen in Aachen und Köln wurde er 1922 Bischof von Trier, ab 1944 trug er den Titel Erzbischof. Nach dem Krieg, im Jahr 1949 gründete er das Familienwerk, um die Wohnungsnot zu lindern. Bornewassers Stellung zum Nationalsozialismus war ambivalent. Einerseits schickte er Hitler nach dem Frankreichfeldzug 1940 ein Telegramm, in dem er ein „Treuegelöbnis zu Führer und Reich“ablegte. Andererseits wandet er sich 1941 in einer Predigt gegen die Euthanasiepolitik der Nazis und kritisierte die Abschaffung des katholischen Schulwesens und den Kampf gegen die kirchlichen Jugendvereine. Der Kirchenhistoriker Bernhard Schneider kommt zu dem Schluss, dass der Bischof „kein Fels im Sturm“, aber auch „kein Fähnchen im Wind“gewesen sei.
Fritz Hardt (1873-1959) erhielt am 24. November 1949 die Ehrenbürgerschaft. Hardt entstammte der Industriellenfamilie, welche die Firmen Wülfing in Dahlerau und Hardt, Pocorny & Co. in Dahlhausen betrieben. Letztere übernahm er im Jahr 1906. Zu dieser Zeit arbeiteten in den genannten Betrieben tausende von Menschen. Außer seiner Tätigkeit als Unternehmer machte er sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg um die Allgemeinheit verdient, indem er den Wohnungsbau, die Neuerrichtung der Wupperbrücke und den Ausbau des Krankenhauses förderte. Auch für die Versorgung von Flüchtlingen kümmerte sich der „Vater von Dahlerau“und unterstützte wohltätige Vereine.
Karl Schröer (1912-2002) wurde die Ehrenbürger-Urkunde am 18. Dezember 1989, überreicht. Damit dauerte es 40 Jahre bis ein weiterer Ehrenbürger der Liste hinzugefügt wurde. An ihn können sich noch viele Radevormwalder gut erinnern. Schröer war 1945 Mitglied des ersten Stadtrates nach dem Krieg, eingesetzt durch die englische Militärbehörde. 1946 zählt er zu den Mitbegründern der örtlichen CDU. Von 1969 bis 1978 war er Bürgermeister von Radevormwald. In diese Zeit fiel auch das schreckliche Eisenbahnunglück von Dahlerau. Als er kurz vor seinem 90. Geburtstag starb, würdigte ihn die BM mit den Worten: „Karl Schröer war tief
im christlichen Glauben verwurzelt und ein typischer Bergischer: engagiert in der Sache, ein guter Zuhörer, kollegial und kompromissbereit und von ausgleichender Art.“
Gerhard Januszewski (1922-2007) war der bislang letzte Radevormwalder, der die Ehrenbürgerwürde erhalten hat. Diese Auszeichnung erhielt er am 10. Juni 1997. Geboren wurde er in dem Ort Dyhernfurth nahe Breslau. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Radevormwald und arbeitete bei der Firma Hudora. Für die SPD wurde er 1957 Mitglied des Stadtrates. 40 Jahre lang war er Mitglied dieses Gremiums, doch dies war nur ein Teil seines Engagements. So war er Vorsitzender der Vertreterversammlung der AOK, Hauptschöffe beim Landgericht Wuppertal, Mitstreiter der Awo, Beisitzer im Kuratorium des Johanniter-Krankenhauses, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Gesamtgruppe der GWG und zeitweilig Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse.