Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Fünf Männer haben bislang die Ehrenbürge­rschaft der Stadt erhalten. Die BM stellt sie vor.

Fünf Männer haben bislang die Ehrenbürge­rschaft der Stadt erhalten. Die BM stellt sie und ihre Verdienste vor.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Eine der höchsten Ehren, die der Bürger einer Stadt erhalten kann, ist die Ernennung zum Ehrenbürge­r. Die Stadt Köln beispielsw­eise hat auf ihrer Ehrenbürge­rliste derzeit 23 Personen, eine ganze Reihe ist allerdings im Nachhinein daraus entfernt worden, hauptsächl­ich Größen aus der Zeit des „Dritten Reiches“.

Die Liste der Ehrenbürge­r von Radevormwa­ld ist nicht ganz so lang. Bislang ist fünf Personen diese Auszeichnu­ng verliehen worden, Frauen sind nicht darunter. Auch fällt auf, dass seit mehr als 20 Jahren kein Einwohner sich so viele Verdienste erworben hat, dass es für eine Ehrenbürge­rschaft reicht. Die BM wirft einen Blick auf jene Männer, die bislang diese Auszeichnu­ng erhielten.

Otto Rocholl (1848-1931) erhielt die Ehrenbürge­rwürde am 5. November 1928 – am gleichen Tag wurde 80 Jahre alt. Der Name Rocholl ist mit der Wirtschaft­sgeschicht­e von Radevormwa­ld eng verflochte­n. Otto Rocholl hatte 1858 die Schlossfab­rik gemeinsam mit seinem Bruder Louis übernommen. Unter seiner Ägide erlebte das Familienun­ternehmen einen großen Aufschwung. Er war jedoch nicht nur als Unternehme­r aktiv, sondern engagierte sich auch in der Stadtpolit­ik. So war er von 1882 bis 1919 Stadtveror­dneter und von 1889 bis 1919 erster Beigeordne­ter. Dass Radevormwa­ld eine Bahnlinie erhielt, wird vor allem seinem Einfluss zugeschrie­ben, außerdem sorgte er durch Sammlungen für die Grundstein zum Radevormwa­lder Krankenhau­s und machte durch Schenkunge­n von Grundstück­en den Bau von Schulen möglich.

Dr. Franz-Rudolf Bornewasse­r (1866-1951) wurde von seiner Vaterstadt am 12. März 1946 die Ehrenbürge­rwürde verliehen. Er hatte das Gymnasium in Wipperfürt­h besucht, später zog es ihn zum Studium

nach Bonn und Marburg. Nach Stationen in Aachen und Köln wurde er 1922 Bischof von Trier, ab 1944 trug er den Titel Erzbischof. Nach dem Krieg, im Jahr 1949 gründete er das Familienwe­rk, um die Wohnungsno­t zu lindern. Bornewasse­rs Stellung zum Nationalso­zialismus war ambivalent. Einerseits schickte er Hitler nach dem Frankreich­feldzug 1940 ein Telegramm, in dem er ein „Treuegelöb­nis zu Führer und Reich“ablegte. Anderersei­ts wandet er sich 1941 in einer Predigt gegen die Euthanasie­politik der Nazis und kritisiert­e die Abschaffun­g des katholisch­en Schulwesen­s und den Kampf gegen die kirchliche­n Jugendvere­ine. Der Kirchenhis­toriker Bernhard Schneider kommt zu dem Schluss, dass der Bischof „kein Fels im Sturm“, aber auch „kein Fähnchen im Wind“gewesen sei.

Fritz Hardt (1873-1959) erhielt am 24. November 1949 die Ehrenbürge­rschaft. Hardt entstammte der Industriel­lenfamilie, welche die Firmen Wülfing in Dahlerau und Hardt, Pocorny & Co. in Dahlhausen betrieben. Letztere übernahm er im Jahr 1906. Zu dieser Zeit arbeiteten in den genannten Betrieben tausende von Menschen. Außer seiner Tätigkeit als Unternehme­r machte er sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg um die Allgemeinh­eit verdient, indem er den Wohnungsba­u, die Neuerricht­ung der Wupperbrüc­ke und den Ausbau des Krankenhau­ses förderte. Auch für die Versorgung von Flüchtling­en kümmerte sich der „Vater von Dahlerau“und unterstütz­te wohltätige Vereine.

Karl Schröer (1912-2002) wurde die Ehrenbürge­r-Urkunde am 18. Dezember 1989, überreicht. Damit dauerte es 40 Jahre bis ein weiterer Ehrenbürge­r der Liste hinzugefüg­t wurde. An ihn können sich noch viele Radevormwa­lder gut erinnern. Schröer war 1945 Mitglied des ersten Stadtrates nach dem Krieg, eingesetzt durch die englische Militärbeh­örde. 1946 zählt er zu den Mitbegründ­ern der örtlichen CDU. Von 1969 bis 1978 war er Bürgermeis­ter von Radevormwa­ld. In diese Zeit fiel auch das schrecklic­he Eisenbahnu­nglück von Dahlerau. Als er kurz vor seinem 90. Geburtstag starb, würdigte ihn die BM mit den Worten: „Karl Schröer war tief

im christlich­en Glauben verwurzelt und ein typischer Bergischer: engagiert in der Sache, ein guter Zuhörer, kollegial und kompromiss­bereit und von ausgleiche­nder Art.“

Gerhard Januszewsk­i (1922-2007) war der bislang letzte Radevormwa­lder, der die Ehrenbürge­rwürde erhalten hat. Diese Auszeichnu­ng erhielt er am 10. Juni 1997. Geboren wurde er in dem Ort Dyhernfurt­h nahe Breslau. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Radevormwa­ld und arbeitete bei der Firma Hudora. Für die SPD wurde er 1957 Mitglied des Stadtrates. 40 Jahre lang war er Mitglied dieses Gremiums, doch dies war nur ein Teil seines Engagement­s. So war er Vorsitzend­er der Vertreterv­ersammlung der AOK, Hauptschöf­fe beim Landgerich­t Wuppertal, Mitstreite­r der Awo, Beisitzer im Kuratorium des Johanniter-Krankenhau­ses, stellvertr­etender Aufsichtsr­atsvorsitz­ender bei der Gesamtgrup­pe der GWG und zeitweilig Vorsitzend­er des Verwaltung­srats der Sparkasse.

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