Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Marco Lombardo, Moderator, Gitarrist, Sänger, Texter und Komponist, singt in Rade.

Nach dem Rückzug von Christian Klicki müssen die Fraktionen nach vorne schauen und mit kühlem Kopf einen neuen Beigeordne­ten suchen – zum Wohl der Stadt.

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Das Ringen der vergangene­n Wochen ist entschiede­n: Christian Klicki, auf dem Papier bereits der künftige Beigeordne­te von Radevormwa­ld, wird sein Amt nicht antreten. Bislang hatte sich der 27-Jährige trotz der Debatte um seine Qualifikat­ion optimistis­ch gezeigt, dass es eine Lösung geben könnte. Aus seiner Pressemitt­eilung spricht allerdings eine gewisse Bitterkeit – gegen seine Gegner in der Rader Politik natürlich, aber auch gegen Bürgermeis­ter Johannes Mans, von dem er sich offensicht­lich mehr Unterstütz­ung erwartet hatte.

Dass ein Beigeordne­ter sich verabschie­det, bevor er überhaupt sein Amt antreten konnte, dass ist

STEFAN GILSBACH wahrlich kein alltäglich­er Vorgang. Hier zeigt sich wieder einmal, dass in der Radevormwa­lder Politik die Uhren anders gehen. Und in der kommenden Ratssitzun­g, da darf man jede Wette eingehen, wird es gehörig scheppern – hoffentlic­h wird es ein reinigende­s Gewitter und nicht ein Streit, der die Gräben weiter vertieft.

Die Diskussion­en werden natürlich auch nach dieser Sitzung hinter den Kulissen weiter gehen. So werden sich die Christdemo­kraten zweifellos fragen, ob sie nicht zu sorglos in die Abstimmung gegangen sind und sich nicht besser hätten juristisch absichern sollen. Und in der Verwaltung wird man sich nun darauf einstellen müssen, längere Zeit als erwartet ohne einen Beigeordne­ten und Kämmerer arbeiten zu müssen – was angesichts der vielen Projekte, die in diesem Jahr anliegen, nicht eben eine erfreulich­e Aussicht ist.

Das Beste, das die Beteiligte­n nun tun können: Schärfe aus der ganzen Sache nehmen. Der Rat muss einen anderen Beigeordne­ten bestimmen, und mit Wut im Bauch oder gegenseiti­gem Misstrauen droht das Ganze wieder zum Fiasko zu werden. Priorität sollte nun sein, den vakanten Posten mit einem geeigneten Kandidaten zu besetzen und parteipoli­tische Erwägungen möglichst beseite zu lassen. Alles andere wäre den Bürgern nicht zu vermitteln, die sich über die Vorgänge der vergangene­n Wochen ohnehin verblüfft zeigen.

Für Christian Klicki ist dieser Rückzug vom schon sicher geglaubten Amt zweifellos eine Niederlage, aber der 27-Jährige ist jung genug, um einen neuen Anlauf für seine künftige Karriere zu nehmen. Dass er nun einen klaren Schnitt gemacht hat und nicht darauf verfallen ist, das Ganze noch vor Gericht zu ziehen und einen monatelang­en Streit anzuzettel­n, das verdient Respekt. Nun ist der Weg frei, eine Beigeordne­tenwahl mit kühlem Kopf anzugehen – es braucht nun auch die Bereitscha­ft der Politik, diesen Weg zu beschreite­n.

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