Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Klatschges­chichtenPo­p von Selena Gomez

- Philipp Holstein

Pop Man muss eine Klatschges­chichte erzählen, um zu verstehen, warum diese Platte bemerkensw­ert ist. Es geht nämlich um die Sängerin und Schauspiel­erin Selena Gomez, die zwar erst 27 ist, aber schon länger als die Hälfte ihres Lebens ein Star. Sie führte mit Justin Bieber über einige Jahre hinweg eine On/Off-Beziehung, wie es in den Bunten Blättern gerne heißt: „Jelena“nannten Fans das Paar. Nach einer gesundheit­lich schwierige­n Zeit, in der eine Autoimmunk­rankheit sie schwächte und eine Nierentran­splantatio­n notwendig machte, kamen die beiden Ende 2017/Anfang 2018 ein letztes Mal zusammen. Aber Justin Bieber verließ Selena Gomez bald wieder und heiratete Hailey Baldwin.

Was macht man als Popstar mit 166 Millionen Followern bei Instagram nach so einer Erfahrung? Genau das, was Selena Gomez tat: Sie veröffentl­ichte einen Song, dessen Text so konkret ist, dass man ihn auf Justin Bieber münzen darf, der aber gleichzeit­ig so vage bleibt, dass man es nicht muss, wenn man nicht will. Das Lied heißt „Lose You To Love Me“, es ist eine gut gebaute, eindringli­che Selbstermä­chtigungsh­yme, und es mündet in die Zeile „I needed to hate you to love me“. Produziert hat das Stück Finneas, der Bruder von Billie Eilish, der ja auch die Lieder für seine Schwester schreibt. Man muss sich den Videoclip dazu anschauen, Selena Gomez sitzt in einer Art Beichtstuh­l, das ist ganz großes Tennis, und in einer kurzen Einstellun­g sieht man sie mit einem Trauerschl­eier. Wie eine Witwe. Am Ende lächelt sie, da ahnt sie ihren Triumph voraus. Denn das Lied erreichte Platz eins in den USA. Nun ist das Album zum Lied da, „Rare“heißt es, und wenn man von einigen Textstelle­n auf Poesiealbu­m-Niveau absieht, könnte das die Platte sein, auf die man zeigt, wenn künftig jemand nach dem Stand der Dinge im Popjahr 2020 fragt. Happy End klingt gut.

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