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Sechs Tote nach Schüssen in Rot am See

Im Kreis Schwäbisch Hall im Nordosten Baden-Württember­gs sind sechs Menschen gestorben – zuvor waren Schüsse gefallen. Nach Polizeiang­aben ist der Tatverdäch­tige gefasst. Offenbar handelt es sich um eine Beziehungs­tat.

- VON MICHAEL BREHME UND OLIVER SCHMALE

ROT AM SEE (dpa) Ein Sportschüt­ze soll in Rot am See im Nordosten Baden-Württember­gs seinen Vater, seine Mutter und vier weitere Verwandte erschossen haben. Der 26-Jährige habe die sechs Menschen mit einer Pistole getötet und sich dann selbst bei der Polizei gemeldet, teilten die Ermittler am Freitag mit. Polizisten konnten den Verdächtig­en kurze Zeit später vor dem Tatort – einem Gebäude mit einer Gaststätte – festnehmen. Hinweise auf weitere Tatbeteili­gte gebe es nicht. Aalens Polizeiprä­sident Reiner Möller sagte bei einer Pressekonf­erenz: „Wir gehen von einem Familiendr­ama aus.“

Bei den Getöteten handelt es sich um den 65 Jahre alten Vater, die 56-jährige Mutter sowie zwei Männer im Alter von 36 und 69 Jahren und zwei Frauen im Alter von 36 und 62 Jahren. Alle Opfer seien mit dem Beschuldig­ten verwandt gewesen. Der 26 Jahre alte Deutsche habe einen Waffensche­in besessen und selbst in dem Haus gelebt, in dem er die Tat verübt habe. Auch einige der Opfer hätten in dem Gebäude gelebt. Bislang sei der 26-Jährige nicht strafrecht­lich aufgefalle­n.

Außerdem wurden ein Mann und eine Frau durch Schüsse schwer verletzt - eine dieser Personen schwebte am Abend in Lebensgefa­hr. In welchem Beziehungs­verhältnis diese beiden auswärtige­n Personen zum Tatverdäch­tigen stehen, sei noch Gegenstand der Ermittlung­en. Zwei Jugendlich­e im Alter von 12 und 14 Jahren seien von dem mutmaßlich­en Schützen bedroht worden - sei seien ebenfalls mit dem 26-Jährigen verwandt.

Polizeiprä­sident Möller sagte, ein Kriseninte­rventionst­eam betreue die beiden Jugendlich­en und möglicherw­eise weitere unter dem Geschehen leidende Polizeibea­mte oder Nachbarn. In welchem Verein der Sportschüt­ze aktiv war, sei noch nicht ermittelt.

Das Motiv des Mannes blieb zunächst unklar - die Polizei machte dazu keine Angaben. Einen Grund für seine Tat habe der 26-Jährige nicht genannt, als er sich bei der Polizei gemeldet habe. Eine erste Befragung

des Verdächtig­en werde es geben, wenn sein Rechtsanwa­lt auf der Dienststel­le sei. Man habe mit dem mutmaßlich­en Schützen aber ein „geordnetes Gespräch führen“können. Am Samstag soll der Mann dem Haftrichte­r vorgeführt werden.

Zwei der Opfer wurden in dem Gebäude entdeckt, vier weitere davor. Die Waffe wurde im Gebäude gefunden. Der Mann befinde sich derzeit bei der Polizei in Gewahrsam und mache keine Angaben.

Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) sprach den Angehörige­n der sechs Todesopfer sein Mitgefühl aus. Der Einsatz sei auch für die Beamten ein furchtbare­s, belastende­s Ereignis gewesen, sagte Strobl am Rande einer CDU-Klausur in Schöntal. Daher seien die Gedanken auch bei den Polizisten, die am Tatort gewesen seien. Mehr als 100 Beamte waren im Einsatz.

Die Beamten erklärten, der 26-Jährige habe sie gegen 12.45 Uhr telefonisc­h über die Schüsse informiert. Knapp zehn Minuten später sei man „mit starken Kräften“am Tatort gewesen. Nun werde die Kriminalpo­lizei die Ermittlung­en übernehmen und versuchen, die Hintergrün­de der Tat aufzukläre­n.

Die Gemeinde Rot am See hat knapp 5400 Einwohner und liegt zwischen Crailsheim (Baden-Württember­g) und Rothenburg ob der Tauber (Bayern). Jährlich im Oktober findet dort die „Muswiese“statt, einer der ältesten und größten Jahrmärkte in Hohenlohe. Die Tat ereignete sich in der Bahnhofstr­aße des Ortes, in einem ruhigen Wohnvierte­l. Die Polizei sperrte den Tatort mit rot-weißem Flatterban­d ab.

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FOTO: DPA Mitarbeite­r der Spurensich­erung der Polizei stehen in Rot am See vor einem Haus. Dort sollen am Freitag mehrere Menschen getötet worden sein.

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