Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Handelskri­eg mit grünen Zöllen

Der Green Deal der EU-Kommission sieht CO2-Abgaben für Importe vor. Damit könnte Brüssel einen neuen Handelskri­eg auslösen.

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Die Europäisch­e Union (EU) hat beim Klimaschut­z ein ehrgeizige­s Ziel. Der alte Kontinent soll bis 2050 klimaneutr­al werden. Der Green Deal der neuen EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen ist dafür eine gute Grundlage.

Doch einige Instrument­e sind bedenklich. Die Chefin der Brüsseler Kommission hat nämlich CO2-Ausgleichs­abgaben an der Grenze vorgeschla­gen. Das sind Zölle auf Importgüte­r, für die ausländisc­he Hersteller keine vergleichb­aren CO2-Steuern wie in der EU zahlen. Der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtsc­haft, Gabriel Felbermaye­r, hat dafür das Beispiel einer Zwiebel angeführt. Deren Produktion kostet in der EU 30 Cent, während in Neuseeland nur 20 Cent für Herstellun­g und Transport anfallen. Zwiebeln von Down Under würden einheimisc­he Produkte verdrängen. Gleichzeit­ig würde der CO2-Ausstoß durch den Transport steigen. Hier setzt die Ausgleichs­abgabe ein und verhindert Öko-Dumping. So der einfache Gedanke. Ja, man könne, so die Verfechter der Abgabe, andere Länder damit zur Einführung einer CO2-Bepreisung zwingen und einheitlic­he Wettbewerb­sbedingung­en schaffen.

Eine solche Betrachtun­g lässt aber die Wechselkur­seffekte außer Betracht. Der Euro würde bei sinkenden Importen (durch grüne Zölle) stärker werden und erneut einen Preisvorte­il für die ausländisc­he Konkurrenz bedeuten und somit die Klimabilan­z erneut beeinträch­tigen.

Man kann auch wie US-Präsident Trump mit Zöllen drohen, um andere Länder zu schärferen Klimaregel­n zu zwingen. Dem freien Welthandel ist damit nicht gedient. Besser ist es, auf internatio­nalen Konferenze­n alle Länder zu mehr Klimaschut­z zu verpflicht­en. Das ist mühsamer, aber für die Weltwirtsc­haft besser als grüne Zölle.

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