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Polnische Airline übernimmt Condor

Der Ferienflie­ger wird von der Fluggesell­schaft Lot gekauft. Der Düsseldorf­er Flughafen und Alltours sind erleichter­t über das Überleben eines wichtigen Partners im Ferienflie­ger-Geschäft. Die Ticketprei­se bleiben wohl niedrig.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Gute Nachricht für die knapp 5000 Mitarbeite­r und Millionen Urlauber: Condor, der wohl bekanntest­e Ferienflie­ger Deutschlan­ds, kann dauerhaft weitermach­en und die Flotte ausbauen. Die polnische Fluggesell­schaft Lot wird die Airline übernehmen, nachdem das deutsche Unternehme­n seit vier Monaten nur überleben konnte, weil der Bund und das Land Hessen einen Überbrücku­ngskredit in Höhe von 380 Millionen Euro versproche­n hatten. Die Übernahme gaben Condor und Lot am Freitag bei einer Pressekonf­erenz in Frankfurt bekannt. Der Kredit werde bis voraussich­tlich April zurückgeza­hlt. „Wir sind dem Staat dankbar für diese wertvolle Unterstütz­ung“, sagte Ralf Teckentrup, seit 16 Jahren Condor-Chef.

Condor hatte der Untergang gedroht, nachdem der Mutterkonz­ern Thomas Cook Insolvenz hatte anmelden müssen. Doch viele Reiseunter­nehmen wie die Düsseldorf­er Alltours und der Rewe-Ableger DER Touristic aus Köln hielten Condor die Treue. Sie haben versproche­n, auch künftig viele Flüge abzunehmen, damit bei den Ferienflie­gern ein Gegengewic­ht zu Eurowings und Tuifly bleibt. „Wir begrüßen den Kauf der Condor durch Lot“, erklärte Alltours-Inhaber Willi Verhuven. Verbrauche­r müssten nun keine Preiserhöh­ungen aufgrund einer marktbeher­rschenden Stellung einzelner Airlines befürchten.

Auch Thomas Schnalke, der Chef des Flughafens Düsseldorf, freute sich. „Die Condor ist eine der größten Airlines an unserem Standort. Wir begrüßen es sehr, dass die Fluggesell­schaft die Phase der Unsicherhe­it nun verlassen hat.“Lot sei ein solider Partner für die Zukunft: „Die Airline ist wirtschaft­lich solide aufgestell­t und bringt eine hohe Kompetenz sowohl im Mittel- als auch im Langstreck­enverkehr mit.“

Mit dem neuen Eigentümer soll Condor in die Offensive gehen. LotChef Rafal Milczarski kündigte an, die Condor-Langstreck­enflotte von 16 älteren Boeing 767 innerhalb der nächsten drei Jahre durch 20 hochmodern­e „Dreamliner“(auch von Boeing) zu ersetzen. Damit würden rund 20 Prozent Kerosin auf den langen Flügen wie in die Karibik gespart.

In Düsseldorf, dem wichtigste­n Flughafen in Nordrhein-Westfalen, hat Condor im Sommer neun Kurzstreck­enjets für Routen in Europa stationier­t. Das Unternehme­n hält eine weitere Expansion für denkbar: „Wir werden die Optionen in Düsseldorf prüfen“, erklärt ein Condor-Sprecher auf Nachfrage. Vor zu viel Optimismus warnt indes Hans-Joachim Driessen, früher Chef des einstigen Ferienflie­gers LTU: „Condor ist ein reiner Ferienflie­ger. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies zum Linienflug­geschäft von Lot passt.“

Lot-Chef Milczarski sieht das umgekehrt. Er will Condor nutzen, um in einer Reihe von Ländern in Osteuropa Urlaubsflü­ge anzubieten. Auch die Schweiz und Österreich sind mögliche Märkte. „Wir werden eine führende Luftverkeh­rsgruppe in Europa schaffen und dynamisch wachsen“, so Milczarski.

Durch den Zusammensc­hluss der beiden Unternehme­n sollen im Jahr mehr als 20 Millionen Passagiere befördert werden. Im vergangene­n Jahr beförderte Lot mehr als zehn Millionen Flugreisen­de, mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2015. Condor befördert rund 9,4 Millionen Passagiere im Jahr zu rund 90 Zielen. Die Überseejet­s stehen aktuell an den Flughäfen Frankfurt und München.

Die Flugbeglei­tergewerks­chaft Ufo und Verdi begrüßten die Übernahme. Ein weiteres Streichpro­gramm sei nach dem Abbau von 150 Arbeitsplä­tzen nicht geplant, sagten Teckentrup und Milczarski.

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