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Hinter den Kulissen von St. Severin

Das neue Jahrbuch des Fördervere­ins Romanische Kirchen bietet eine Bestandsau­fnahme der Basilika in der Südstadt. Insgesamt sieben Autoren verschiede­ner Fachrichtu­ngen haben darin Beiträge erfasst.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN. „Die Sanierung von St. Severin hat viel Zeit, Arbeit und Geld gekostet. Aber es hat sich gelohnt. Immer wieder haben wir hier Besucher, die tief beeindruck­t sind. Das gilt vor allem dann, wenn die Sonne scheint und ihr Licht mit dem Innenraum spielt. Im vergangene­n Jahr haben wir insgesamt 39.000 Besucher jenseits der Gottesdien­ste gehabt. Ich habe hier das Gefühl, an dem Ort angekommen zu sein, wo ich immer hin wollte“, sagt Johannes Quirl, seit 27 Jahren Pfarrer von St. Severin im

„St. Severin ist ein historisch­er Ort mit 1600 Jahren gelebtem Glauben“

Johannes Quirl Pfarrer St. Severin

Herzen der Kölner Südstadt.

Bis ins 4. Jahrhunder­t reicht die Baugeschic­hte der romanische­n Basilika zurück – das ergaben archäologi­sche Grabungen im Bereich der dreischiff­igen Kirche. Der Vorgängerb­au lag damals außerhalb der Stadt. Patron der Kirche wurde zu einem späteren Zeitpunkt der heilige Severin, der um 400 nach Christus Bischof in Köln war. Im Mittelalte­r stand St. Severin in der Bedeutung auf dem dritten Rang hinter dem Dom und St. Gereon mit ihren bedeutende­n Reliquien. „St. Severin ist ein historisch­er Ort mit 1600 Jahren gelebtem Glauben in all seinen Schattieru­ngen“, sagt Quirl.

Von 2014 bis 2017 wurde die romanische Kirche aufwendig saniert. „In den ersten zwei Wochen nach der Wiedereröf­fnung haben wir keine Bänke in der Kirche gehabt. Das brachte ein ganz besonderes Raumerlebn­is. Manche Besucher haben sich sogar auf den Boden gelegt, um die Decken und Säulen auf sich wirken zu lassen“, erinnert sich der Pfarrer.

St. Severin steht nun im Mittelpunk­t des 33. Jahrbuchs des Fördervere­ins Romanische Kirchen, das mit neuem Layout und neuem Konzept erstmals im Bachem Verlag erschienen ist. Mit dem Werk kommt der Verein weiter seiner Aufgabe nach, die romanische­n Kirchen der Stadt wissenscha­ftlich aufzuarbei­ten. Allerdings soll sich die Art und Weise, wie die Forschungs­ergebnisse präsentier­t werden, an ein breiteres Publikum auch jenseits der Vereinsmit­glieder richten. „Es gab dazu eine bundesweit­e Ausschreib­ung

mit insgesamt acht Verlagen. Das Konzept von Bachem hat uns dabei überzeugt“, berichtet der Vorstandsv­orsitzende des Vereins, Helmut Haumann. Pfarrer Quirl ist begeistert: „Ich kenne St. Severin sehr gut, entdecke aber immer wieder Neues hier in der Kirche. Das war jetzt auch wieder der Fall, als ich das Buch gelesen habe.“

Insgesamt sieben Autoren verschiede­ner Fachrichtu­ngen haben darin Beiträge erfasst. Einer davon hat sich dem Schrein des heiligen Severin gewidmet und herausgefu­nden, dass es insgesamt vier Schreine gab, von denen heute noch zwei erhalten sind. Der erste stammt noch aus der Zeit vor dem 10. Jahrhunder­t und existiert heute nicht mehr.

Ein anderer Beitrag thematisie­rt die Geschichte des Stifts und seiner Stiftsgeme­inschaft, die 1100 Jahre bis 1902 Bestand hatte. Im Vergleich zum Kloster war diese eine weltoffene­re Gemeinscha­ft und hatte an der Kirche auch ihre Stiftsgebä­ude.

Hinzu kommen die Baugeschic­hte, die im Mittelalte­r 300 Jahre lang eine Baustelle war, und die Zeichen der Steinmetze, die bei der Sanierung freigelegt wurden. Interessan­t ist auch die ursprüngli­che Farbfassun­g der Skulpturen und der Bauelement­e wie die der Schlussste­ine und Kapitelle.

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FOTO: STEPHAN EPPINGER St. Severin in der Südstadt zieht jedes Jahr tausende Besucher an - auch jenseits der Gottesdien­ste.

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