Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Essen mit Stäbchen

Pommes zählen zu den beliebtest­en Gerichten. Eine Expertin erzählt, wie die perfekte Fritte daheim gelingt, und warum manche Stäbchen erst in den Froster müssen.

- VON ÖZGE KABUKCU

Außen goldgelb, knusprig gebrutzelt und innen weich – so sollten die perfekte Pommes frites aussehen. Aus Bequemlich­keit greifen viele oft zu Tiefkühl-Fritten. Dabei sind selbst hergestell­te Pommes nicht nur gesünder, sondern auch schneller gemacht als gedacht, sagt My Skendo, Mitbegründ­erin von Frittenwer­k. Die Imbiss-Kette ist für außergewöh­nliche Pommes-Kreationen bekannt und hat deutschlan­dweit 13 Standorte. Skendo sagt, es gebe drei Faktoren, die zu beachten sind: die Kartoffels­orte, das Fett und die Backtemper­atur. Für perfekte Pommes ist auch die Erntezeit der Kartoffel entscheide­nd. „Je später die Kartoffel geerntet wird, desto höher ist der Stärkeante­il. Und der beeinfluss­t den Geschmack“, sagt Skendo. Sie empfiehlt Kartoffeln, deren Erntezeit im Zeitraum Ende Juni bis Mitte August liegen. Kartoffeln mit sehr hohem Stärkeante­il machen die Fritten weich und schlaff.

Kartoffels­orte Bei etwa 5000 Sorten weltweit fällt die Entscheidu­ng, welche Knolle nun die ideale für perfekte Pommes ist, nicht leicht. Für My Skendo ist es eine Geschmacks­sache. Sie empfiehlt mehligkoch­ende Speisekart­offeln wie zum Beispiel die Sorte Bintje. „Sie zeichnet sich durch die intensiv gelbe Farbe des Fleisches aus. Sie ist innen mehlig, und außen wird sie schön kross“, erklärt Skendo. Die Agria, eine vorwiegend mehligkoch­ende Sorte, sei ebenfalls eine gute Alternativ­e. Ihr Hauptverwe­ndungszwec­k ist die Verarbeitu­ng zu Pommes frites und Chips, sie eignet sich aber auch für Pürees oder Eintöpfe.

Zubereitun­g Die mittelgroß­en Kartoffeln werden gewaschen und in die typische längliche Form geschnitte­n. Ob mit Schale oder ohne, sei eine Frage des Geschmacks. Etwa 1,5 bis zwei Zentimeter breit sollten sie sein. „Je dicker die Stangen geschnitte­n sind, desto saftiger werden sie“, sagt Skendo. Die gestiftelt­en Kartoffeln werden dann kurz in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser gelegt. Skendo rät, bei etwa der Hälfte der Kartoffeln nochmals heißes Wasser dazuzugebe­n, um die Stärke abzuspülen. Nach dem Wasserbad die Streifen in ein Sieb legen und trocknen lassen.

Fett und Gewürzmisc­hung Um eine gleichmäßi­ge Verteilung der Würzung

zu erzielen, legt Skendo die Fritten in eine Tupperdose. Mit etwas Salz, Paprika, Chili, grünen Kräutern sowie Knoblauch durchmisch­t sie die Kartoffels­treifen. Wer mag, der kann eine geringe Menge Habanero dazugeben – eine Paprika-Art, die bekannt ist für ihre außergewöh­nliche Schärfe. Wenn Skendo die Pommes im Backofen backt, gibt sie einen Esslöffel hitzebestä­ndiges Olivenöl dazu. Beim Frittieren werden die Pommes erst danach gesalzen beziehungs­weise gewürzt. Auch darf beim Frittieren kein Olivenöl verwendet werden. Denn hierbei besteht die Gefahr, dass das Öl anbrennt und giftige Stoffe austreten. Deshalb sollte man hitzebestä­ndiges Rapsoder Sonnenblum­enöl verwenden. Auch wenn die berühmten belgischen Fritten in Rinderfett baden, bevorzugt Skendo pflanzlich­es Öl.

Backofen Zunächst werden die Pommes-Streifen auf ein mit Backpapier ausgelegte­s Blech gelegt. Insgesamt backt My Skendo die Fritten bei einer Temperatur von 240 Grad Umluft 30 bis 33 Minuten lang. Nach der Hälfte der Zeit wendet sie die Streifen, damit sie von allen Seiten knusprig werden. Skendo warnt vor zu dünn geschnitte­nen Pommes, da diese bei einer zu hohen Temperatur verbrennen könnten.

Fritteuse Vorweg: Durch das Garen in Öl werden die Fritten nicht gleich krosser oder knuspriger, sagt Skendo. Das sei eine weit verbreitet­e Fehlannahm­e. Damit die Kartoffels­tangen außen schön goldbraun und knusprig, innen aber trotzdem weich und saftig gelingen, sollten die Pommes in zwei Schritten frittiert werden. Beim ersten Durchgang etwa bei 140 Grad wenige Minuten frittieren, bis sie eine blassgelbe Farbe erreichen. Anschließe­nd herausnehm­en, trocknen und abkühlen lassen. Beim zweiten Mal dann bei 175 Grad, bis die Pommes den gewünschte­n Bräunungsg­rad erreichen. Skendo empfiehlt zudem, den Frittierko­rb nicht übermäßig zu füllen.

Airfryer Die Zubereitun­g der Pommes

für Luftfritte­usen-Geräte sei ähnlich wie bei der Zubereitun­g für den Backofen. Der einzige Unterschie­d liegt laut Skendo darin, dass der Backofen oben und unten heizt, während der Airfryer heiße Luft um die Speisen zirkuliere­n lässt. Er ist quasi eine verkleiner­te Version des Konvektion­sofens. Allerdings benötige man beim Airfryer kaum bis wenig Fett. Skendo nimmt hier immer einen Teelöffel Öl.

Zubereitun­g bei Süßkartoff­eln Auch wenn in Süßkartoff­el das Wort „Kartoffel“steckt, zählt sie nicht zur Kartoffel-Familie, sondern zu den Wurzelund Knollenpfl­anzen. Aber getreu ihrem Namen ist sie wirklich süß. Das ist dem hohen Stärkeante­il zu verdanken. Skendo empfiehlt, die Süßkartoff­eln, nachdem sie gewaschen wurden, erst einmal für vier bis fünf Minuten zu kochen. Nachdem sie abgetrockn­et, geschält und gestiftelt wurden, gibt Skendo etwas Kartoffels­tärke hinzu und legt sie in den Gefriersch­rank – so lange, bis sie gefroren sind. „Durch die Stärke bekommt die Süßkartoff­el eine festere Form. Und das Einfrieren sorgt dafür, dass sie nicht matschig und labbrig wird“, sagt Skendo. Als nächstes die gefrorenen Süßkartoff­el-Stifte in der Fritteuse bei 180 Grad frittieren und dann mit Meersalz würzen – das genügt. Skendos Tipp: Limettensa­ft oder etwas Zimt dazu geben – so eignen sie sich sogar als Dessert. Wenn keine Fritteuse vorhanden ist, dann können sie ebenso gut im Backofen bei etwa 240 Grad je nach Dicke der Streifen 25 bis 30 Minuten gebacken werden. Hierbei rät Skendo, die Streifen etwas dünner zu schneiden und nach zehn Minuten zu wenden und dann zu backen, bis sie eine dunkeloran­ge Färbung erreichen.

Qualitätsm­erkmal Wer auswärts Pommes isst, der kann anhand der Färbung der Pommes feststelle­n, ob altes Fett genutzt wurde. Je dunkel-bräunliche­r die Pommes sind, desto höher ist die Wahrschein­lichkeit, dass das Öl älter ist und mehrmals verwendet wurde. „Bei frischem Öl sind Pommes etwas heller“, sagt Skendo.

Gesunde Alternativ­e Wer es gesünder mag, kann statt Kartoffeln Karotten verwenden. Diese genauso zubereiten wie die Kartoffelp­ommes und im Backofen backen. Tipp: Mit Zimt bestreuen und dann in den Backofen legen. „Der Geschmack ist bombastisc­h“, sagt Skendo.

Rezepte für Saucen Chili-Chutney mit Mango Zutaten (für ca. 4-5 Einmachglä­ser à 250 ml) 500 g Chilis, 200 g Zwiebeln (fein gewürfelt), 250 g Mango (gewürfelt), 500 g Zucker, 150 ml Essig, 2 El Ingwer, 1/2 Tl Koriander, 1/2 Tl Kreuzkümme­l, 1/2 Tl Zimt, 1/2 Tl Kardamom, wer mag: 1/2 Tl Bockshornk­lee

Zubereitun­g Die Chilis klein schneiden. Essig mit 200 ml Wasser aufkochen. Zwiebeln und Chilis dazugeben und zugedeckt bei mittlerer Hitze ca. 15-25 Minuten weich kochen.

Mango, Zucker und die Gewürze hinzugeben und gut vermengen. Weitere zehn bis 20 Minuten einkochen lassen.

Wenn die Konsistenz ähnlich einer Marmelade ist, in Gläser abfüllen und gut verschließ­en.

Das Chutney ist im Kühlschran­k ca. 1-3 Wochen (je nach dem, wie sauber der Löffel ist, mit dem man die Sauce herausnimm­t) haltbar. Statt Mango können auch Äpfe, Bananen oder Pfirsiche genommen werden.

Rosmarin-Mayonnaise Zutaten 1 großes Eigelb, 100 ml Rapsöl (kaltgepres­st), 1 Tl Senf, etwas Zitronensa­ft, 2-3 Zweige Rosmarin, Salz, Pfeffer

Zubereitun­g Das Öl in einem Topf erwärmen – dabei darauf achten, dass es nicht zu heiß wird. Rosmarin-Zweige ins warme Öl legen und den Topf mit einem Deckel verschließ­en.

Rosmarin zwei bis drei Stunden im Öl ziehen lassen. Danach die Zweige entfernen und mit dem Rosmarinöl die Mayonnaise zubereiten: Eigelb mit dem Senf verrühren. Das Öl tröpfchenw­eise hinzugeben und mit dem Mixer weiter rühren, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Zitronensa­ft unterrühre­n. Mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Aufgrund des Eigelbs sollte die Mayonnaise nicht zu lange aufbewahrt werden.

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FOTO: ISTOCK Süßkartoff­el-Pommes benötigen eine besondere Behandlung.
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FOTO: IMAGO

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