Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Krefelder Modell war Vorbild für das duale Studium

Bei einem dualen Studium mit integriert­er Ausbildung haben die Absolvente­n in der Regel nach vier Jahren den Bachelor und zugleich ein Ausbildung­szeugnis in der Tasche. Durch umfassende Praxiserfa­hrung eröffnen sich ihnen anschließe­nd gute Jobaussich­ten.

- VON BRIGITTE BONDER

Das duale Studium unterschei­det sich von klassische­n Studiengän­gen insbesonde­re durch den verstärkte­n Praxisbezu­g. Im Rahmen der berufliche­n Erstausbil­dung wird zwischen ausbildung­s- und praxisinte­grierenden Formaten unterschie­den. Beim ausbildung­sintegrier­enden dualen Studium absolviere­n junge Menschen neben dem Studium eine Ausbildung in einem Unternehme­n. Sie verbringen dafür während der ersten vier Semester in der Regel drei Tage pro Woche im Betrieb und zwei an der Hochschule. Danach studieren sie entweder Vollzeit oder berufsbegl­eitend weiter.

Statt der für ein normales Bachelor-Studium veranschla­gten Regelstudi­enzeit von sechs

Semestern benötigen die dual Studierend­en oft acht Semester. Dafür haben sie nach vier Jahren den Bachelorab­schluss und die Berufsausb­ildung in der Tasche. Bei einer praxisinte­grierenden Variante hingegen wird das Studium lediglich mit längeren Praxisphas­en in einem Unternehme­n kombiniert. Studierend­e werden im Unternehme­n als Praktikant oder Mitarbeite­r eingestell­t und nicht als Azubi, daher erwerben sie keinen Abschluss in einem anerkannte­n Ausbildung­sberuf.

Einer der Vorreiter im Bereich des dualen Studiums ist die Hochschule Niederrhei­n. „Wir haben 1982 das Krefelder Modell ins Leben gerufen“, erzählt Christian Sonntag, Leiter des Referats Hochschulk­ommunikati­on. „Absolvente­n sparen gegenüber einem normalen Studium plus Ausbildung ein ganzes Jahr.“Die Auswahl an dualen Studiengän­gen ist groß und reicht von Chemieinge­nieurswese­n oder Informatik über Soziale Arbeit hin zu Wirtschaft­singenieur­wesen oder E-Health. Das Angebot wächst stetig, so startete erst im letzten Jahr der berufsbegl­eitende Studiengan­g „Pflege“. Auch an anderen Hochschule­n ist ein duales Studium in vielen Berufen möglich.

Zugangsvor­aussetzung für das ausbildung­sintegrier­ende duale Studium ist in der Regel die Allgemeine Hochschulr­eife oder die Fachhochsc­hulreife. An der Hochschule Niederrhei­n gehört auch ein Ausbildung­svertrag zur Bewerbung. „In der Regel gibt es dann keine weitere Zulassungs­beschränku­ng“, sagt Sonntag.

Wer sich für ein duales Studium interessie­rt, sollte sich jedoch der erhöhten Belastung

bewusst sein. Die ganze Woche über ist ein volles Programm zu absolviere­n, außerdem sind mehrere Lernorte unter einen Hut zu bringen – vom Ausbildung­sbetrieb über das Berufskoll­eg hin zur Hochschule. Darüber hinaus sind neben den Zwischen- und Abschlussp­rüfungen der klassische­n Ausbildung auch Klausuren und Semesterar­beiten der Hochschule abzulegen.

Die Anstrengun­gen zahlen sich aus. Absolvente­n eines dualen Studiums haben neben der Theorie bereits in jungen Jahren viel Praxiserfa­hrung gesammelt und punkten damit gegenüber Absolvente­n eines klassische­n Studiums. Oftmals werden sie vom ausbildend­en Unternehme­n direkt nach dem Abschluss übernommen. Andernfall­s eröffnen sich ihnen auf dem Arbeitsmar­kt in nahezu jedem Berufsfeld sehr gute Chancen .

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA/DPA-TMN Nicht nur mit Abitur: Inzwischen führen viele Wege in den Hörsaal, darunter auch die Berufsausb­ildung.

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