Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Volksinitiative für Feldhamster und Co.
Viele Arten sind bedroht. Umweltverbände fordern mehr Engagement für den Artenschutz.
DÜSSELDORF (dpa/RP) Naturschutzverbände haben es in anderen Bundesländern bereits vorgemacht – nun soll auch in Nordrhein-Westfalen eine Volksinitiative für mehr Artenschutz beginnen. Damit wollen Umweltverbände den Druck auf die Landesregierung beim Thema Naturschutz erhöhen. „Die Lage für die biologische Vielfalt ist zunehmend dramatisch. Wir brauchen einen klaren Kurswechsel in vielen Politikfeldern“, teilte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht am Montag in Düsseldorf mit.
Gemeinsam mit der Landesgemeinschaft Naturschutz (LNU) und Umwelt und dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in NRW würden konkrete Vorschläge erarbeitet, um unter anderem dem Rückgang von Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten entgegenzuwirken. Noch im Frühjahr solle die Unterschriftensammlung beginnen. „Wir setzen auf die breite Unterstützung der
Bevölkerung“, sagte der LNU-Vorsitzende Mark vom Hofe.
Die derzeitige Artenschutzpolitik der schwarz-gelben Landesregierung nannte Sticht „eine einzige Fehlstelle“. Eine wichtige Stellschraube, an der die Verbände ansetzen wollen, sei der Flächenverbrauch. Täglich gingen im Land etwa zehn Hektar Fläche für Wohnund Gewerbegebiete, Straßenbau und die Rohstoffgewinnung verloren. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) teilte mit, der Schutz der biologischen Vielfalt dürfe kein Dialog zwischen Politik und Naturschutzverbänden bleiben. „Alle gesellschaftlichen Gruppen müssen eingebunden werden“, so die Ministerin.
In NRW sind dem Nabu zufolge knapp die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Darunter sind Säugetiere wie der Feldhamster, Wildbienen, bestimmte Schmetterlinge
oder Wiesenvögel wie das Rebhuhn.
In Pulheim wurden im Mai 2019 deshalb 120 Feldhamster ausgewildert. Die Tiere werden in dem Projekt von Umweltministerium, Landwirtschaftskammer und dem Rheinischen Landwirtschaftsverband engmaschig beobachtet und überwacht. Im Frühjahr soll sich zeigen, ob es Erfolg hatte.
Damit der Landtag über die Initiative berät, brauchen die Initiatoren die Unterschriften von 0,5 Prozent der Wahlberechtigten – also von rund 66.000 Bürgern. In Bayern war der Gesetzentwurf eines ähnlichen Volksbegehrens im vergangenen Jahr von der Mehrheit der Landtagsabgeordneten angenommen worden. Rund 1,8 Millionen Bürger hatten zuvor dafür votiert. Auch in Baden-Württemberg und Brandenburg brachten Umweltverbände Volksinitiativen zum Artenschutz auf den Weg.