Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Laschet: Antisemiti­smus entschiede­n bekämpfen

Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident forderte in Paris auch in anderen Bereichen eine stärkere Zusammenar­beit zwischen den beiden Ländern.

- VON KNUT KROHN

PARIS Auch in Frankreich ist am 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrat­ions- und Vernichtun­gslagers Auschwitz an die ermordeten Juden des Landes erinnert worden. In der Pariser Holocaust-Gedenkstät­te weihte Präsident Emmanuel Macron am Montag eine restaurier­te Mauer mit den Namen der fast 76.000 Juden ein, die die Nazis aus Frankreich deportiert hatten.

An der Zeremonie nahm auch der Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), teil. Er ist Beauftragt­er für die deutsch-französisc­he Zusammenar­beit. Wenn man vor dieser Mauer in Paris stehe, erklärte Laschet, dann werde die ungeheuerl­iche Dimension des Holocaust bewusst, der „ein Teil der Geschichte ganz Europas ist, und nicht nur ein Teil der deutschen Geschichte“.

Ähnlich wie Präsident Macron betonte auch Laschet die Bedeutung von Bildung, um die Erinnerung wach zu halten. „75 Jahre nach Auschwitz wird die Erlebnisge­neration immer kleiner“, die als Zeitzeugen den nachrücken­den Generation­en noch das Grauen des Holocausts vermitteln könnte. Aus diesem Grund sei es an der Zeit, neue didaktisch­e und pädagogisc­he Zugänge zu dem Thema zu erarbeiten. „Antisemiti­smus, Ausgrenzun­g und Diskrimini­erung haben in Deutschlan­d und in Frankreich keinen Platz.“

Auch Emmanuel Macron sieht die Gefahr, dass dieses Kapitel der Geschichte im Gedächtnis der Menschen verblasst. Er betonte, die Gesellscha­ft dürfe „nichts vergessen“. Dies gelte vor allem angesichts des wieder erstarkend­en Antisemiti­smus, betonte der Staatschef vor 200 Gästen in Paris, darunter auch 50 KZ-Überlebend­en. „Der Antisemiti­smus ist nicht das Problem der Juden, er ist unser aller Problem“, verkündete Macron – eine Botschaft, die ihm angesichts der aktuellen Entwicklun­g in Frankreich offensicht­lich sehr am Herzen liegt. Nach aktuellen Angaben des französisc­hen Innenminis­teriums stieg die Zahl antisemiti­scher Vorfälle in Frankreich im vergangene­n Jahr auf 687 Fälle, das waren 27 Prozent mehr als 2018.

Laschet traf sich am Rand der Gedenkfeie­r in der französisc­hen Hauptstadt in seiner Rolle als Beauftragt­er für die deutsch-französisc­he Zusammenar­beit auch mit dem französisc­hen Bildungsmi­nister Jean-Michel Blanquer, um zu beraten, wie in Zukunft gegen besser gegen Antisemiti­smus und Rassismus vorgegange­n werden kann. Die Zusammenar­beit zwischen den beiden Nachbarlän­dern will der NRW-Ministerpr­äsident allerdings nicht auf den Bereich Geschichte begrenzt wissen.

Zwar habe man im Rahmen der Unterzeich­nung des Aachener Vertrages vor einem Jahr viele Ziele formuliert, doch seitdem sei zu wenig umgesetzt worden, kritisiert­e Laschet. So könnte etwa beim Aufbau

deutsch-französisc­her Campus-Anlagen für Studierend­e und auch Auszubilde­nde wesentlich mehr getan werden. „Im Bereich der Künstliche­n Intelligen­z wurden zwei oder drei mögliche Kooperatio­nen identifizi­ert“, erklärte Laschet, das reiche aber nicht aus, denn wirklich passiert sei wenig. Auf diese Weise könne man nicht mit den USA und China konkurrier­en, die auf diesem zukunftswe­isenden Feld ganz anders zupacken würden.

Wenn Europa wirklich nach Antworten auf diese wissenscha­ftlichen Herausford­erungen finden wolle, forderte Laschet, müsse mehr Dynamik vor allem in die deutsch-französisc­he Zusammenar­beit gebracht werden.

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FOTO: LAND NRW/SONDERMANN Armin Laschet (li.) mit Jean-Michel Blanquer.

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