Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Uraufführung der „Feuerzangenbowle“
Vier ältere Männer sitzen bei einer Feuerzangenbowle und erzählen sich Geschichten aus ihrer Schulzeit. Da kommt ein fünfter dazu, jünger als die anderen, mit einem so verschmitzten Lächeln im Gesicht, dass er selbst noch ein Schüler sein könnte. Er habe nie ein Gymnasium besucht, bedauert der junge. Da haben die anderen eine Idee: Er könnte doch, so überlegen sie, die verlorene Zeit nachholen und sich für einige Wochen als Oberprimaner ausgeben. Aus dem Schriftsteller Johannes Pfeiffer wird der Schüler Hans und aus „Die Feuerzangenbowle“wird der wohl bekannteste Film des Schauspielers und Produzenten Heinz Rühmann. Seine Premiere hatte er im Kriegsjahr 1944: Auf Berlin fielen die Bomben der Alliierten, doch die Zuschauer durften für anderthalb Stunden in die „gute, alte Zeit“fliehen. Die Uraufführung in zwei Kinos in Berlin am 28. Januar 1944 wurde in die Vormittagsstunden verlegt – abends gab es häufiger Fliegeralarm. Beinahe hätte die Uraufführung gar nicht stattgefunden. Reichserziehungsminister Bernhard Rust fand, der Film untergrabe die Moral an den Schulen, die ohnehin unter Lehrermangel litten. Schauspieler Rühmann nutzte seine Verbindungen nach ganz oben: Er reiste zur Wolfsschanze und holte sich die Unterstützung von Hermann Göring und Adolf Hitler. Der Nazi-Spitze erschien es sinnvoll, das Volk von der Realität des Krieges abzulenken und für ein paar Stunden zum Lachen zu bringen. Und Rühmann, der später stets betonte, er habe immer nur Filme machen wollen, ließ sich nicht nur in diesem Fall von den Nazis instrumentalisieren.