Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Keine alternativ­e Energieque­lle auslassen

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Für Nordrhein-Westfalen ist die Energiewen­de eine noch größere Herausford­erung als für die meisten anderen Bundesländ­er. Jahrhunder­telang war Kohle die mit Abstand wichtigste Energieque­lle. Diese Epoche endet spätestens 2038, wenn der Ausstieg aus der Braunkohle wie beschlosse­n kommt.

Auf der Suche nach Ersatz für die Kohle durch erneuerbar­e Energien muss auch Geothermie in Erwägung gezogen werden. Für die Nutzung der Erdwärme spricht einiges: Sie ist emissionsa­rm, hat hohe Wirkungsgr­ade und steht immer zur Verfügung – unabhängig von Wind oder Sonne. Zudem ist ihr Potenzial schier unerschöpf­lich. Insbesonde­re die Nutzung der oberfläche­nnahen Geothermie ist vielverspr­echend. Nicht umsonst ist die Beheizung von Häusern mit einer Erdwärmepu­mpe inzwischen sehr verbreitet.

Dagegen ist die Tiefengeot­hermie mit Bohrungen in über 400 Metern Tiefe bisher kaum erforscht. Einzelfäll­e wie in Landau, wo eine Bohrung ein leichtes Erdbeben der Stärke 2,7 auslöste, machen deutlich, dass diese Technologi­e noch nicht ausgereift ist. Ein Fragezeich­en steht bisher auch hinter der Wirtschaft­lichkeit, weil die Bohrungen mit hohen Kosten verbunden sind und große Flächen gebraucht werden. Es ist daher unsicher, ob diese Form der Energiegew­innung jemals ausreichen­d Akzeptanz in der Bevölkerun­g finden kann.

Dabei stehen heute schon ausgereift­e kostengüns­tigere Alternativ­en zur Verfügung. Das Potenzial der Photovolta­ik etwa wird in NRW erst zu sechs Prozent ausgeschöp­ft. Ähnliches gilt für die Windenergi­e. Die beste Energieque­lle aber ist, Energie einzuspare­n. Zwei Drittel der Gebäude in NRW sind vor 1979 erbaut – hier lässt sich noch eine Menge verbessern. Und das ohne großen Aufwand.

BERICHT NRW BOHRT TIEF NACH WÄRME, TITELSEITE

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