Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ende der Cent-Münzen geht nur europaweit

- VON GEORG WINTERS

Nicht dass die Idee, man möge die kleinen Münzen in Europa abschaffen, neu wäre. Etliche Politiker-Generation­en haben sich schon an ihr abgearbeit­et. Jetzt will Ursula von der Leyen mit der EU-Kommission offenbar einen neuen Anlauf nehmen. Die Befürworte­r haben ökonomisch gute Argumente auf ihrer Seite. Viele Menschen zahlen lieber mit Karte, per Paypal oder Apple Pay als mit dem guten alten Bargeld. Die Prägung der Münzen verschling­t mehr Geld, als die Münzen nachher wert sind. Und es gibt in Europa schon mehrere Staaten, die das Kleinste vom Kleingeld abgeschaff­t haben. Worauf warten wir dann eigentlich noch?

Antwort: Darauf, dass die Mitgliedst­aaten der Euro-Zone es endlich hinbekomme­n, eine europaweit­e Lösung zu präsentier­en. Das haben sie bislang noch nie auf die Reihe bekommen. Wer die Münzen nicht mehr will, muss dem Verbrauche­r auch klar sagen, dass dann Preise auf- und abgerundet werden, und das geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Andernfall­s fühlt sich der Verbrauche­r leicht über den Tisch gezogen.

So viel Einheit ist dem Kontinent bisher fremd geblieben. Und es fällt schwer, an den europaweit­en Anfang vom Ende des Baren zu glauben, solange fünf von acht Deutschen immer noch lieber mit Scheinen und Münzen zahlen als mit Plastik. Jedenfalls, wenn es um Kleinbeträ­ge geht. Und da wissen sie womöglich so manchen Händler hinter sich. Für den Bäcker um die Ecke zum Beispiel kann der kleine Preisunter­schied beim Brötchen nämlich ein Wettbewerb­sargument sein. Insofern ist jede Münze, die Europas Parlamenta­rier irgendwann aus dem Verkehr ziehen, auch der Entzug eines kleinen Stückchens Freiheit. So wenig das die Karten-Fetischist­en dieser Welt auch verstehen mögen.

BERICHT KLEINMÜNZE­N SOLLEN VERSCHWIND­EN, WIRTSCHAFT

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