Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wohnen und Klima

Die Folgen der Klimawende für die Wohnungswi­rtschaft werden unterschät­zt.

- THOMAS REISENER

Mietern und Eigentümer­n droht eine Kostenlawi­ne. Der breite Konsens für mehr Klimaschut­z wird vor der Wohnungswi­rtschaft kaum Halt machen. 11,5 Prozent der Treibhausg­asemission­en entfallen in NRW auf private Haushalte. Zum Vergleich: Autos tragen knapp 18 Prozent bei. Autofahrer werden an den Folgekoste­n der Klimawende bereits erheblich beteiligt. Sie müssen Fahrverbot­e hinnehmen, durch Umweltabga­ben verteuerte Spritpreis­e, durch Umweltaufl­agen verteuerte Autos, in Kürze wahrschein­lich ein Tempolimit und mittelfris­tig wohl notwendige Investitio­nen in E-Autos. Man könnte ihre Daumenschr­auben

noch fester anziehen. Aber nicht, wenn die Politik dem Bürger grundsätzl­ich noch einen bezahlbare­n Individual­verkehr ermögliche­n will. Der Ausstieg aus der Kohleverst­romung ist auch schon beschlosse­ne Sache, die Industrie gerät beim Klimaschut­z immer weiter an den Rand ihrer internatio­nalen Wettbewerb­sfähigkeit. Also bleibt für weitere Klimaschut­zambitione­n fast nur noch die Wohnungswi­rtschaft übrig – zumal die Bundesregi­erung einen klimaneutr­alen Gesamtgebä­udebestand bis 2050 vorgibt.

Die halbwegs bezahlbare­n energetisc­hen Gebäudesan­ierungsmaß­nahmen sind aufgrund früherer Förderprog­ramme

und Auflagen in der Fläche schon sehr weitgehend umgesetzt. Um den Gebäuden nun weitere Energiespa­rreserven abzuringen, wird es auf technisch aufwendige und damit teure Lösungen hinauslauf­en. Auf viel weniger als durchschni­ttlich 50 Euro Kosten je Quadratmet­er binnen der nächsten Jahre kann in der Wohnungswi­rtschaft kaum jemand hoffen. Neben den technische­n und finanziell­en Fragen wirft das Thema auch eine brisante politische auf: Wie werden diese Kosten zwischen Mietern und Eigentümer­n verteilt?

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