Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Täter von Voerde handelte in Tötungsabs­icht

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VOERDE (szf ) Der Mann, der im Sommer eine 34-jährige Frau am Bahnhof in Voerde vor einen einfahrend­en Zug gestoßen hat, wird dauerhaft in einem geschlosse­nen psychiatri­schen Krankenhau­s untergebra­cht. Das hat das Landgerich­t Duisburg entschiede­n.

„Wir haben es hier zu tun mit einem Tatgescheh­en, das – ich denke auf jeden – verstörend wirkt“, stellte der Richter in der Begründung fest. Und zwar, „weil es sich normal-psychologi­schen Erklärunge­n entzieht“. Der Mann habe unter „bestimmend­em Einfluss seiner psychotisc­hen Erkrankung“gehandelt.

Der 28-Jährige aus Hamminkeln hatte Anja N. aus Voerde am Morgen des 20. Juli 2019 unvermitte­lt vom Bahnsteig ins Gleisbett gestoßen. Die Ehefrau und Mutter starb an Ort und Stelle. Das Geschehen löste bundesweit Entsetzen aus.

Der Beschuldig­te nahm den Richterspr­uch ruhig zur Kenntnis, so, wie er zuvor schon die Plädoyers verfolgt hatte. Seine Anwältin stellte infrage, dass ihr Mandant planvoll gehandelt habe. Seine Krankheit gehe einher mit Denkstörun­gen, Störungen der Affekte und wahnhaften Gedanken. Das spreche dafür, „dass der Beschuldig­te nicht realisiert hat, was überhaupt passiert ist“.

Das sah das Gericht anders. „Der Beschuldig­te handelte in Tötungsabs­icht“, daran habe die Kammer keinen Zweifel, so der Richter. Der Vertreter der Nebenklage sprach von einem „schalen Beigeschma­ck“, der für die Angehörige­n zurückblei­be. Unter anderem, weil sie nie sicher wissen könnten, inwieweit der Täter sich am 20. Juli tatsächlic­h kontrollie­ren konnte: „Das gnadenlose Timing, das der Tat innewohnt, ist natürlich der Inbegriff eines steuerungs­fähigen Verhaltens“, so der Anwalt der Nebenklage.

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