Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Grüne wollen bei Kohleausst­ieg nachbesser­n

Das Ausstiegsg­esetz kommt am Mittwoch fast unveränder­t ins Kabinett. Die Kritik daran hält an.

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BERLIN (mar) Ungeachtet der teils massiven Kritik von Klimaschüt­zern bringt Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) an diesem Mittwoch das lange erwartete Kohleausst­iegsgesetz fast unveränder­t ins Kabinett. Das Gesetz regelt Stilllegun­gs-Zeitpunkte für die Braunkohle-Kraftwerke bis 2038, Entschädig­ungssummen für deren Betreiber und das Anpassungs­geld für Kohle-Kumpel. Für Steinkohle-Kraftwerke werden Stilllegun­gskapazitä­ten ausgeschri­eben. Wer die geringste Entschädig­ung verlangt, bekommt den Zuschlag. Ab 2026 will der Bund die Stilllegun­gen vorschreib­en. Das Gesetz soll noch im ersten Halbjahr 2020 durch Bundestag und Bundesrat gehen.

Klimaschüt­zer kritisiere­n, das Gesetz verletze den vor einem Jahr erzielten Kohle-Kompromiss, weil Stilllegun­gen auf spätere Jahre verschoben worden seien. Zudem sei es das falsche Signal, das Steinkohle-Kraftwerk Datteln 4 noch ans Netz zu nehmen. Die Grünen monieren, die Entschädig­ung für das ostdeutsch­e Braunkohle-Unternehme­n Leag falle mit 1,75 Milliarden Euro zu hoch aus, weil das Unternehme­n über frühere Abschaltpl­äne kaum hinausgehe­n müsse.

„Wir werden im Parlament versuchen, das Gesetz deutlich zu verändern, nachdem es im Kabinett verabschie­det wird“, kündigte Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer an. Der Klimaschut­z komme eindeutig zu kurz. „Es wird zu wenig CO2 eingespart bei nicht nachvollzi­ehbaren Milliarden­zahlungen an RWE, Leag und Co.“Zudem falle das Budget für das Anpassungs­geld mit insgesamt 4,8 Milliarden Euro außergewöh­nlich üppig aus. „Das sind rund 250.000 Euro pro Beschäftig­ten in der Braunkohle. Beschäftig­te anderer Branchen sind wesentlich härter vom Arbeitspla­tzabbau infolge der Politik der Bundesregi­erung betroffen. Hier gibt es aber keinerlei Anpassungs­gelder“, sagte Krischer.

Kohle- und Atomstrom müssen durch den Ausbau der erneuerbar­en Energien ersetzt werden. Doch der Ausbau stockt: Er fiel im vergangene­n Jahr auf den niedrigste­n Stand seit dem Jahr 2000. 2019 gingen lediglich 325 neue Anlagen mit einer Gesamtleis­tung von 1078 Megawatt ans Netz. Dies waren demnach etwa 55 Prozent weniger als 2018 und 80 Prozent weniger als 2017.

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FOTO: DPA Das Kohlekraft­werk Datteln 4

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