Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Vorwurf der Eltern: Abo für das Schülerticket ist nicht nutzbar
RADEVORMWALD Das Fazit von Christian Schoppe ist vernichtend: „Das Schülerticket, für das die Eltern extra bezahlen müssen, ist nicht wirklich nutzbar.“So steht es in der Bürgeranregung des Vorsitzenden des Fachausschusses für Kinder, Jugend und Bildung des Kirchenkreises Lennep und Finanzkirchmeisters der Lutherischen Kirchengemeinde. Das Thema wird am morgigen Donnerstag, 30. Januar, ab 17 Uhr, im Mehrzweckraum des Bürgerhauses im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Verkehr diskutiert.
Es geht um den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV ) und um die Schülerbeförderung der Linie 339. Der Rat hatte den Schülerspezialverkehr neu geordnet und 170 Schüler in den ÖPNV überführt. Die OVAG hatte daraufhin mitgeteilt, dass alle überführten Schüler ein Schülerticket dazubuchen müssen. Dafür sollen sie auch außerhalb des Schulbusbetriebes den ÖPNV im VRS-Gebiet nutzen können. Mithin sollte es zu einer Erweiterung des ÖPNV durch neue Linien kommen.
„Die OVAG hat ihr Wort gehalten, dass zusätzliche Schulbuslinien eingerichtet wurden. Damit war die Erweiterung abgeschlossen“, kritisiert Schoppe. Die etwa 15 betroffenen Schüler oder deren Eltern seien gezwungen, ein Abo für das Schülerticket zu buchen, das den Schülern erlaubt, zur Schule und wieder zurück zu fahren und innerhalb der Freizeit den ÖPNV zu nutzen.
„Diese Nutzung ist aber nur sehr eingeschränkt bis gar nicht möglich“, moniert Schoppe. Der letzte Bus der 339 fahre als Linientaxi um 16.40 Uhr Richtung Rade, um 16.31 Uhr kommt der letzte Bus aus Rade in Schlagbaum an. Am Wochenende fährt kein Bus. In den Ferien hätten die Schüler nur zweimal pro Tag um 14.15 Uhr und 16.40 Uhr die Möglichkeit, in Richtung Rade zu fahren oder wieder zurück. So sei es nicht möglich, die 17-Uhr-Vorstellung im Kino zu besuchen, an Aktivitäten im Sportverein teilzunehmen, die Jugendräume der Stadt und freien Träger zu besuchen, das Schwimmbad in den Ferien zu nutzen oder generell am öffentlichen Leben teilzunehmen. „Der Fahrplan der OVAG geht also komplett an den Lebenswirklichkeiten der Schüler vorbei, eine Teilhabe ist ohne die Hilfe der Eltern mit ihren privaten Pkw faktisch ausgeschlossen“, schreibt Schoppe.
Die OVAG hat bereits reagiert – Tenor: Für den Schülerverkehr habe es geänderte Streckenführungen gegeben, für den Linienverkehr seien nie neue Linien versprochen worden. „Es wurde lediglich zugesagt, dass zu den wesentlichen Schulanfangsund -endzeiten das Fahrtenangebot ausgeweitet wird. Diese Zusage haben wir eingehalten“, schreibt OVAG-Geschäftsführer Karl-Heinz Schütz. Eine Änderung des Fahrausweis-Tarifes sei nicht möglich, da dieser für das gesamte VRS-Gebiet gelte. „Wir können keine einzelnen Linien davon ausnehmen“, schreibt Schütz.
Außerdem sei das Fahrgastaufkommen für den ÖPNV auf der Strecke Rade-Schlagbaum sehr schwach, so dass keine weitere Erweiterung wirtschaftlich gerechtfertigt sei. Da stelle sich auch die Frage der Ökologie, wenn nur zwei Fahrgäste den Linienbus nutzen.